Nachtflüge mit Fischen und Pilgern?

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24-Stunden-Fluggenehmigung muß dauerhaft feststehen, dann könnte das Geschäft klappen: IslandCargo bald in großem Stil über Hahn?
Gestern war Botschafter Sigfüsson auf dem Hunsruck - Erfolgversprechende Vorgespräche wurden schon geführt

FLUGPLATZ HAHN. GLA Hoher Besuch wurde gestern auf dem Flughafen Hahn empfangen: Ingimundur Sigfüsson, der neue Botschafter von Island in der Bundesrepublik, informierte sich persönlich über die Voraussetzungen für eine künftige, möglicherweise sehr intensive Geschäftsbeziehung. Den Kontakt hergestellt hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Rudolf Körper aus dem Wahlkreis Bad Kreuznach/Birkenfeld zusammen mit dem Spezialisten für Nordeuropa und das Baltikum, Dr. Georg Meerwein, bisher tätig beim Institut für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaften an der Universität Mainz.

Seit etwa fünf Jahren, so Körper, pflege man Kontakte nach Estland, Finnland, Island, Lettland, Schweden und in die Slowakei, die sich ,von der privaten Ebene hin zu geschäftlichen Beziehungen entwickeln. Die Vermittlung von wirtschaftlichen Kontakten für isländisehe Unternehmen in Rheinland-Pfalz; decke sich mit dem Ziel, den Flugplatz Hahn zu vermarkten; eine Aufgabe, die, so Körper, nur gelingen könne, wenn sich ein "Multiplikatorensystem" in Gang setze.

Bereits vier Vorgespräche haben auf dem Flugplatz Hahn stattgefunden, um eine mögliche Ansiedlung vorzubereiten: Die Air Atlanta, private Fluggesellschaft in Mostellslicer bei Reykjavik, besteht seit zehn Jahren und ist härteste Konkurrenz der in Europa von Luxemburg aus operierenden isländischen Fluggesellschaft Iceland Air. Die seit zehn Jahren bestehende Airline verfügt über eine Flotte von zwölf Maschinen, sechs davon Boings 747. Deren besondere Eigenschaft ist nicht nur eine hohe Ladekapazität, sondern auch Wandlungsfähigkeit. Sie können sowohl als Fracht-, wie als Passagiermaschinen verwendet werden.

Air Atlanta fliegt Cargo im Auftrag der Lufthansa zum Beispiel von und nach Istanbul, Kopenhagen und Oslo, aber auch im Auftrag von Finn Air nach Helsinki, transportiert im Auftrag von Saudia Airlines Pilger, ist schließlich erheblich in Südostasien engagiert. Jetzt sucht das Unternehmen möglichst in der "Mitte" der Bundesrepublik einen Standort für ein zentrales Ersatzteillager in Europa sowie zur Abwicklung von Frachtflügen.

80 Prozent des Isländischen Exportes sind Edelfische; ein großer Teil des Cargoverkehrs könnte künftig über den Hahn abgewickelt werden. Dazu käme, wenn man sich denn handelseinig würde die Möglichkeit der Anbindung an den internationalen Charterverkehr dieser Fluglinie.

Arngrimur Jöhansson, Eigner von Air Atlanta, Wirtschaftsprüfer des Unternehmens und Techniker, schließlich die zivile Flugbehörde Islands, haben den Hahn bereits bereits besichtigt und, wie gestern zu hören war, für geeignet befunden. Auch eine Frankfurter Spedition soll dem Vernehmen nach bereits bereitstehen, den Fisch im Auftrag auszuliefern, falls das Geschäft zustande kommt.

Dies alles wird jedoch letztendlich von der Erteilung der noch ausstehenden bestandskräftigen 24 Stunden-Fluggenehmigung abhängen. Wie gestern ebenfalls zu erfahren war, hält sich Air Atlanta an eine weiteren, nicht genannten Flughafen ebenfalls eine Option zur Niederlassung offen.

(Hunsrücker Zeitung vom 05. April 1995)