75 Shopping-Flüge pro Woche geplant

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Hahn: Politische Turbulenzen um Aslans hochfliegende Pläne
Shopping-Flüge für Reiche aus den GUS-Staaten starten zum Fest

VON URSULA SAMARY

HAHN. Hochfliegende Pläne hat der Mann, der sich gern als "kleiner Kaufmann" vorstellt und den für heute geplanten "Nikolaus-Start" von Baku nach Hahn erst einmal verschoben hat: Harun Aslan möchte die ehemalige US-Airbase zu einem Shopping-Paradies für Reiche aus den GUS-Staaten verwandeln. Doch das politisch umstrittene Projekt startet zunächst mit Schnupper-Programm.

Kurz vor Weihnachten - am 19. und 22. Dezember - sollen die ersten Passagiere aus Aserbaidschan und Georgien auf dem Hunsrück-Airport eintreffen, die der türkische Im- und Exportler aus Mainz bisher in Frankfurt landen ließ. Da die Gebühren auf dem Hunsrücker Flughafen etwa 25 Prozent niedriger sind als in der Main-Metropole und "Hahn-Airport" auch Köln - so Aslan -"mit 15 Prozent" unterbietet, setzt er bei günstigerem Pauschalpreis auf lukrative Geschäfte. Koste das "Aslan"-Ticket Baku - Köln und zurück derzeit 800 Mark, so könne er beim Anflug auf Hahn zu dieser Pauschale noch "Logis inklusive" anbieten, zunächst "in Pensionen".

75 Maschinen pro Woche, die Geschäftsleute aus den Turk-Republiken der GUS-Staaten auf den Hahn bringen, erhofft sich der Mainzer, der Kasernen zu Preiswert-Hotels umbauen möchte.

Holding zögert

Aber bisher zögern die skeptischen Partner in der "Hahn-Holding" - der Baukonzern Wayss & Freytag (74,9 Prozent) und das Land (25,1 Prozent), ob sie auf diese Investitionspläne eingehen sollen. Deshalb startet die "Aslan-Linie" eher bescheiden, mit zwei Flügen im Dezember, eventuell "vier pro Woche ab Februar", so die Informationen von Verkehrsleiter Klaus Hartmann.

Die politischen Turbulenzen um die Flüge verstehen die Hahn-Manager nicht. Wer kriminelle Deals vorbereite, wolle sicher lieber im Gewirr eines Großflughafens untertauchen als gewissermaßen "auf einem Silbertablett" zu landen, meint Hartmann.

Opposition warnt

Wenn Ministerpräsident Kurt Beck gefragt wird, ob denn die Gäste aus Mittelasien nach ihrer Shopping-Tour auch wieder zurückfliegen, reagiert er gelassen: Diese GUS-Passagiere würden der Geschäfte wegen schon wieder in die Heimat zurückkehren. Und wer stelle diese Fragen denn auf anderen Flughäfen? Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Joachim Mertes, hat Kontakte eingefädelt und hält Aslan für so seriös, daß er ihm "seine Brieftasche anvertrauen würde". Der liberale Koalitionspartner behandelt unterdessen das Projekt intern eher wie ein rohes Ei". Wirtschaftsminister Rainer Brüderle fürchtet offenbar, es könne ihm da ein faules Ei ins noch unfertige Konversions-Netz gelegt werden. Sein Staatssekretär Ernst Eggers (FDP) verweist auf erwünschte Wirtschafts-Kontakte der Bundesregierung zu den GUS-Staaten. Mit Wayss & Freytag-Niederlassungsleiter Volker Heilmann konstatiert er, daß auf einem Flughafen landen und starten dürfe, wer die notwendigen Genehmigungen vorweisen kann.

Die CDU und die Grünen - bei diesem Punkt auf gemeinsamer Oppositionslinie - sehen die Gefahr einer "Aserbaidschan-Connection", Denn wer könne sich in diesen Ländern schon einen "Kaffeeflug leisten", fragt CDU-Landeschef Gerster. Ihm sei bekannt, daß international organisierte Banden ihre Landepunkte in Deutschland suchen.
Grüne und Gerster wollen wissen, ob denn die Landesregierung im Bilde über die Herkunft der Devisen sei und ob sie die Wäsche von Mafia-Geldern ausschließen könne. Dies kann sie wohl nicht, so wenig wie andere Länder mit Flughäfen.

Aslan reagiert auf Turbulenzen, die sein ehrgeiziges Projekt ins Trudeln bringen könnten, mit beredtem Unverständnis. Die Schicht derer, die sich als Anrainer "der ehemaligen Seidenstraße" die Flüge leisten könnten und "bereits Geschäftskontakte zu deutschen Firmen unterhalten", wachse. Die an Rohstoffen reichen Turk-Staaten seien auf westliche Produkte angewiesen. Ganze Fabriken ließen sich exportieren. Unter den Georgiern, Turkmenen, Usbeken oder Kasachen - per Anzeigen sowie Radio und TV-Spots informiert - sei die Nachfrage nach Tickets groß. Das wachsende Chaos in Tschetschenien und Georgien scheint den Mainzer Geschäftsmann bei seinen hochfliegenden Plänen wenig zu erschüttern.

(Hunsrücker Zeitung vom 04. Dezember 1994)

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