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Ist der Hahn wieder im Rennen?

Nach dem Verzicht Nordrhein-Westfalens auf den Transrapid fordern Politiker die Magnetschwebebahn für den Hahn

Es war zu erwarten: Nordrhein Westfalen will den Transrapid nicht mehr bauen. Als die Nachricht bekannt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis diejenigen sich melden würden, die es ja schon immer gewusst haben, dass die Magnetschwebebahn ideal für die Anbindung des Flughafens Frankfurt-Hahn ans Rhein- Main-Gebiet sei.

RHEIN-HUNSRÜCK. Nach dem Aus für den Transrapid in Nordrhein-Westfalen will Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) die Magnetschwebebahn für eine schnelle Verbindung der Flughäfen Rhein-Main und Hahn nutzen. Er schlägt eine Vorzeigestrecke vom Frankfurter Hauptbahnhof über den Rhein-Main-Flughafen zum deutschen Drehkreuz von Ryanair im Hunsrück vor. Auf der mehr als 100 Kilometer langen Strecke zwischen Frankfurt und dem rheinland- pfälzischen Flughafen Hahn sei ein hohes Verkehrsaufkommen zu erwarten, sind sich Koch und sein Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU) einig. Die Verbindung könne ein nationales Vorzeigeprojekt sein. "Der Transrapid braucht eine Chance in Deutschland", betonte der Ministerpräsident. Die Idee von einer Transrapid-Verbindung zwischen den Flughäfen ist nicht neu.

Der Rhein-Hunsrücker CDU-Abgeordnete Hans-Josef Bracht springt ebenfalls auf den Magnetzug auf und fordert, das Projekt "Transrapid" als mögliche Verbindung Flughafen Frankfurt zum Flughafen Frankfurt-Hahn und auch darüber hinaus nach Luxemburg und Brüssel in die Planungen einzubeziehen. Er erinnert daran, dass die CDU- Landtagsfraktion schon vor langer Zeit die Magnetschwebebahn als Zukunftsoption ins Feld geführt habe. Auch sei ein eigens erstelltes Gutachten der Fachhochschule Heilbronn zu diesem Ergebnis gekommen.

Schon heute werde der Hahn von 72 Buslinien täglich angefahren, sagt Bracht und ergänzt: "Das Potential wird größer, Tag für Tag. Der Druck steigt, das immense Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Irgendwann wird die vierspurig ausgebaute B 50 nicht mehr ausreichen."

Schiene u n d Transrapid, so Bracht weiter, böten eine ideale Kombination. Während die Bahn die regionale Anbindung sicherstellen würde, könnte der Transrapid eine schnelle Anbindung an die umliegenden Ballungsräume gewährleisten.

Marita Sehn sieht in dem Transrapid gar den "Turbo für den Job-Motor Hahn". Mehr Tourismus, mehr Arbeitsplätze und damit mehr Wohlstand für unsere Region verspricht sich die Kirchberger FDP- Bundestagsabgeordnete. Ministerpräsident Beck solle mit seinem hessischen Kollegen Koch bei Bundeskanzler Schröder und Bundesverkehrsminister Stolpe vorstellig werden, um für das Projekt zu werben. Der Frankfurter Flughafen könne durch den Transrapid entlastet werden, umstrittene Erweiterungen würden unnötig, und gleichzeitig entstünden Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region.

Auch der rheinland-pfälzische FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle und der Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen- Nord, Manfred Schaub, hatten die Bundesregierung aufgefordert, die Hochtechnologie zwischen den Flughäfen Frankfurt und Hahn einzusetzen. Brüderle sprach von einer "einmaligen Chance", das Zukunftsprojekt Hahn mit dem Rhein-Main-Flughafen durch eine schnelle Verbindung zusammenwachsen zu lassen.

Sehr skeptisch sieht Landrat Bertram Fleck die Diskussion. Beim Besuch des Koblenzer Stadtrates gestern auf dem Hahn sprach er sich zwar für Visionen aus, betont aber, dass diese sich rechnen müssten. Statt eine Milliardeninvestition, die sich erst ab 16 Millionen Passagieren rechne, müsse die schnelle Lösung für 40 bis 70 Millionen Euro realisiert werden. Und wenn sich dafür in drei Jahren kein Investor gefunden habe, habe er bei einem Milliardenprojekt erhebliche Bedenken.

Joachim Mertes, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, hält ebenfalls nichts von der allegemeinen Transrapid- Euphorie: "Warum rufen jetzt alle nach dem Transrapid? Weil er sie selbst nichts kostet!" Mertes will sich lieber an die Fakten halten: In München habe man die Umsteigezeiten auf 30 Minuten verkürzt. "Nun rechnen Sie mal, steigen Sie in Frankfurt in den Transrapid und fahren damit auf den Hunsrück, um dort einen Flieger zu erreichen", fordert Mertes zum Nachdenken auf.

Solange Frankfurt/Main seine Funktion als Umsteige- Flughafen nicht mit dem Hahn teilen wolle, mache ein Transrapid auch keinen Sinn. Der Hahn sei für Frankfurt nur für die Punkt zu Punkt-Verkehre interessant und aufgrund der Nachtflugerlaubnis. Frankfurt/Main sei der zentrale Hub für Umsteiger: "Da wird richtig Geld verdient, und es ist nicht damit zu rechnen, dass für den Hahn von diesem Kuchen etwas abfällt", so Mertes. (tor)

(Hunsrücker Zeitung vom 01.07.2003)

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