Gibt es für den Hunsrück Alternativen zum Flugplatz Hahn

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Vortrag (gekürzt) von Pfarrer Friedhelm Maurer, Gemünden, Umweltbeauftragter des Kirchenkreises Simmern-Trabach

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit den Sätzen, mit denen der Präses der Ev. Kirche im Rheinland, Pfarrer Peter Beier, seinen Bericht vor der diesjährigen Landessynode in Bad Neuenahr beendet hat, möchte ich meinen heutigen Vortrag über die ethischen Aspekte in der Auseinandersetzung um den HAHN beginnen.(1)

Präses Beier sagte und gab seinen Worten so etwas wie testamentarische Bedeutung:(2) "Vielleicht ist nun alles, was wir hier erörtern und bedenken, bedeutungslos im Angesicht der umfassenden Bedrohung, in die wir unseren Planeten manövriert haben und weiter manövrieren. Die Wälder sterben. Diese Rasse wird nichts lernen, selbst dann nicht, wenn ihr die Sonne Krebsflecken auf die Haut brennt ... Du fragst mich, was wir mit eurer Zukunft gemacht haben. Du fragst, was ich gegen explodierenden Wahnsinn unternahm. Ich kann vor deinen Fragen nicht bestehen. Was wir gesagt und getan haben, war halbherzig genug. Ich gehörte zu denen, die in Gottes Namen warnen wollten. Das war viel zu wenig, wir hätten widerstehen müssen...
... Misch dich ein. Halte dich nicht heraus. Aus Politik und Wissenschaft. Mach dich sachkundig. Nimm den Spaten und betrachte die Erde. ... Mach keine große Karriere. Besser ist es, zu widerstehen. Vielleicht ist das Ende offen für dich und die Deinen".(3)

Soweit unser Präses. -"Misch dich ein", sagt er, "halte dich nicht heraus. Aus Politik und Wissenschaft. Mach dich sachkundig."

Kriterien der Einmischung

"Was mischt sich ein Pfarrer da ein?" ist ein allzu bekannter Einwurf, wenn ein "Diener am Wort Gottes" sich zu politischen Fragen äußert. "Der soll doch bei seiner Seelsorge bleiben". Eben. - Seelsorge ist etwas Umfassendes. Es ist die Sorge um den ganzen Menschen, damit auch seine natürlichen Lebensgrundlagen. Kirche ist nicht nur da, um die Opfer unguter gesellschaftlicher Entwicklungen zu versorgen, sondern auch dafür da, aufzupassen, daß es in einer Gesellschaft nicht erst zu unguten Entwicklungen kommt. Mit der Sprache der Dogmatik gesagt: Kirche hat ein prophetisches Wächteramt gegenüber Politik, gegenüber Staat und Gesellschaft.

Kirche steht in ethischer Verantwortung. Durch Schweigen kann sie sich schuldig machen - wie durch unqualifiziertes Reden. Ihr Reden qualifiziert sich darin, daß bestimmte Kriterien der Einmischung beachtet werden. (Hierzu folgen 5 Unterpunkte, die wir leider aufgrund der Länge nicht abdrucken können. Wer Interesse am Gesamtmanuskript hat, kann sich bei der Redaktion des HF melden. Die Red.) Ich komme zum II. Teil meines Referates, in dem ich mich den Sorgen der betroffenen Menschen zuwenden möchte.

Die unterschiedlichen Sorgen - oder: wie sind verschiedene Vorstellungen von Leben und Werten zu vermitteln?

Bestimmt gibt es auch eine große Anzahl von Menschen hierauf dem Hunsrück, die sich wenig oder gar keine Sorgen machen bezüglich HAHN, die es einfach nehmen, wie es kommt:

Ich möchte an dieser Stelle aber von denen reden und zu denen reden, denen das weitere Schicksal nicht gleichgültig ist. Es sind ja im Prinzip zwei Gruppen, pro HAHN und contra HAHN.
Ich beginne bei den pro HAHN-Leuten, die inzwischen ja auch in einer Bürgerinitiative organisiert sind; schaue ich mir ihre Flugblätter, Informationsschriften, Leserbriefe etc. an, treffe ich immer wieder auf die eine große Sorge, die Sorge um Arbeitsplätze, um die zukünftige Entwicklung des strukturschwachen Hunsrücks.

Die Sorge um die Arbeitsplätze

Zunächst die selbstkritische Frage an uns alle, die wir einen Arbeitsplatz haben, der recht sicher und von der künftigen Entwicklung bezüglich des HAHN relativ unabhängig ist: Können wir uns tatsächlich in die Erlebniswelt, in die Gefühle der Menschen versetzen, die auf dem Hunsrück keine Arbeit finden und daher den Hunsrück, den sie als Heimat lieben, verlassen müssen oder zumindest weite Pendlerstrecken zu ihrer Arbeit in Kauf nehmen müssen, Woche für Woche, Jahr um Jahr?

Wer eine sichere Arbeit hat, kann ganz gewiß leichter reden. Andererseits: niemand hat das Recht, Arbeitsplätze um jeden Preis zu fordern. Unser Grundgesetz kennt kein einklagbares Recht auf Arbeit, und das wie ich meine, aus guten Gründen. Die Kirche hat darauf zu achten, daß der Wert eines Menschen nicht über die Arbeit, über das, was er leistet, definiert wird. Leider ist es aber so in unserer Gesellschaft, daß nicht nur die ökonomischen Lebensbedingungen, sonder auch das Selbstwertgefühl von Menschen an ihrer Arbeit hängen.
Und so ist denn "der Arbeitsplatz, vor allem der eigene, das zentrale Heiligtum, egal ob es sich um die Produktion von Müll, Giftgas oder auch nur Langeweile handelt" (4), schreibt ein Schriftsteller unserer Zeit dazu sehr pointiert. Es muß bedenklich stimmen, wenn bei Diskussionen über die Zukunft der Industriegesellschaft es in der Regel gar nicht mehr um die Produkte geht, sondern nur noch um die Arbeitsplätze, die an deren Produktion hängen.
Das ethisch Bedenkliche wird deutlich an einem Extrem-Beispiel: Adolf Hitler wird ja bis zum heutigen Tag gelobt: ".. aber er hat doch den Leuten Arbeit gegeben: Autobahn-Bau, Hunsrückhöhenstraße..." Und man sieht nicht und will nicht sehen, daß es Kriegsvorbereitungen waren; schließlich schuf er auch durch den KZ-Bau und das Betreiben der KZ, Arbeitsplätze. Zweifellos ein Extrembeispiel. Aber es macht klar: Arbeitsplätze dürfen nicht wertneutral diskutiert werden.
Wir können es uns auf Dauer nicht mehr leisten, weder ökologisch noch ökonomisch, daß Arbeiten verrichtet werden, die Natur zerstören - und daß die auch noch ins Bruttosoialprodukt eingehen. Es ist ein Unsinn, daß die einen weiterhin umweltschädliche und menschenfeindliche Produkte herstellen, während die anderen mühsam deren Folgen beseitigen. Hans Joachim Rieseberg bringt es auf die Formel: "Die Folgen falscher Arbeit kriechen aus den Deponien".(5)

Nach einer vorsichtigen, "konservativen" Rechnung belaufen sich die jährlich in Gesamtdeutschland durch Umweltverschmutzung verursachten Kosten auf 203 Milliarden Mark.(6) Der Umweltökonom Lutz Wicke, CDU-Politiker in Berlin, geht davon aus, eine recht verläßliche ökologische Schadensbilanz erstellt zu haben. Andere Schätzungen kommen auf erheblich höhere Zahlen: das Heidelberger Umwelt- und Prognose- Institut (UPI) kommt auf 475 Milliarden, das Fraunhofer-Institut in Karlsruhe gar auf 610 Milliarden, wobei bei der letztgenannten Studie schon die Kosten der Klimakatastrophe mit einbezogen werden.
Nach der 203 Milliarden-Rechnung fallen 2/3 davon im Westen an, ein Drittel im Osten Deutschlands. Dieses eine Drittel, 69,9 Milliarden Mark, macht fast ein Drittel des 1992 im Osten erwirtschafteten Bruttosozialproduktes von 249 Milliarden Mark aus!
Was wir brauchen sind in der Tat Arbeitsplätze. Aber bitte für umweltverträgliche Arbeiten. Nur so rechnet sich das Ganze. Das betriebswirtschaftliche Scheuklappendenken muß überwunden werden. Wir müssen gesamtvolkswirtschaftlich, ja global denken.
Ich bin der tiefen Überzeugung, daß sich Ökologie und Ökonomie nicht ausschließen, sondern zusammengehören; sie sind zwei Aspekte der einen Sache: einer vernünftigen Haushalterschaft auf dieser Erde. - Wir sollten vom Unternehmen Natur lernen, das immerhin seit Jahrmillionen nicht bankrott gemacht hat - nun sind wir Dilettanten, wir Möchte-gern-Schöpfer am Ende des 2. Jahrtausends nach Christi Geburt dabei, dieses Unternehmen zu ruinieren und damit uns selbst.
Immer mehr Menschen erkennen das und werden von der Sorge um die natürlichen Lebensgrundlagcn geplagt. Sie relativieren alle anderen Probleme an diesem Grundproblem, etwa auch das Problem Arbeitsplätze.

Die Sorge um die Umwelt

Ein Flugplatz HAHN mit Nachtflug, Frachtzubringerdiensten und anderen Konsequenzen wird als neue ökologische Katastrophe befürchtet (vgl. die Flugblätter, Leserbriefe etc. der Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen HAHN). Während etwa Minister Brüderle in seiner Ansprache anläßlich der Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages Flugplatz Hahn mbH im Januar 1992 noch ins Schwärmen geriet hinsichtlich einer möglichen Verdreifachung des Luftfrachtaufkommens bis zum Jahr 2005, häufen sich die Stimmen derer, die sagen: nun aber genug, die "Grenzen des Wachstums" sind erreicht, d.h. die Höchstbelastungen, die man der Umwelt aufbürden kann, sind erreicht, lebenswichtige Funktionen werden nachhaltig gestört, siehe Ozonproblem, siehe Treibhauseffekt, siehe Trinkwasserbelastung usw. usf.(7)
Angesichts der alarmierenden Fakten, die Woche für Woche auf den Tisch kommen, ist es befremdlich, wie Politiker, die doch ein hohes Maß an Verantwortung tragen, anscheinend ungebrochen weitermachen in den alten Denk- und Handlungsmustern! Einige Stichworte der letzten Tage:
- Ozonschicht über der Nordhalbkugel dünner als je zuvor. Extreme UV-Strahlung schon im April. Nach Angaben der Bundesanstalt für Strahlenschutz war die Ozonschicht in Deutschland im April um 15% (manche sagen 20%) dünner als im langjährigen Durchschnitt. Die Hautkrebsrate steigt. In der Bundesrepublik heute sterben an diesem Hautkrebs schon 8 mal mehr Menschen als noch vor 30 Jahren.

Und man weiß doch, daß der Flugverkehr, die Unzahl der täglichen Flugbewegungen, in erheblichem Maße am Ozonproblem (Ozonloch) beteiligt ist. Es ist nötig, die Zahl der Flugbewegungen auf das Notwendige zu beschränken, statt sie weiterhin umgehemmt expandieren zu lassen.
Soll das das Zukunftsszenarium für unsere Kinder sein: den Sommer in geschlossenen Räumen zu verbringen, als Belohnung dafür: im Winter Tomaten aus Fuerteventura per Luftfracht?

- Ein anderes Stichwort, dann breche ich ab, es wäre eine lange Liste aufzumachen: Die Versicherungen stellen fest, es gab 1992 mehr Naturkatastrophen denn je, die Summen zur Katastrophenhilfe seien kaum noch aufzubringen. Die Versicherungen mahnen die Industrie zu entschlossenen Veränderungen, d.h. zu umweltverträglicher Produktion. Die Naturkatastrophen-Häufung sei wohl bereits Auswirkung der sich in Zukunft wohl noch dramatisch beschleunigenden Weltklimaveränderungen. Meldung vom 22 April 1993. -
Dazu folgender Kontrast: Die Umweltdebatte im Bundestag mußte am Nachmittag dieses 22.4.93 abgebrochen werden, da von unseren 661 Parlamentariern nur noch 6 (!) anwesend waren.
Was passiert da, frage ich. Ignoranz? Verdrängung? Sind die Probleme so groß, daß man sich ihnen gar nicht mehr mit allem Ernst stellt?
Die Pro-HAHN Leute müssen sich fragen lassen, ob sie sich dieser Dimension der ökologischen Bedrohung wirklich bewußt sind. In ihren Flugblättern und Schriften fällt mir auf, daß sie sich den Anfragen der Umwelt-Schützer nicht wirklich stellen und sich nicht wirklich damit auseinandersetzen.
Umgekehrt sehe ich bei der Bürgerinitiative gegen den HAHN ein intensives Bemühen um die Arbeitsplatz-Sorgen; so verstehe ich ja auch die heutige Veranstaltung als einen Versuch, weiterzukommen im Bemühen um die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze auf dem Hunsrück.
Der Begriff "Nachhaltigkeit" (engl."sustainability") ist ein Schlüsselbegriff für die Zukunftsgestaltung; er meint den dauerhaften Zustand des Ökosystems, der nicht in die Grenzüberziehung abtriftet; er meint einen Gleichgewichtszustand, in dem sich Verbrauchtes regeneriert.

Ich komme zum Schluß.

Dem Hunsrück eine nachhaltige Zukunft!

Die Auseinandersetzung um den HAHN ist keine einfache Angelegenheit. Es prallen hier grundverschiedene Weltanschauungen, grundverschiedene Wertvorstellungen aufeinander. Das Ganze ist hoch emotional besetzt, ja religiös besetzt. Die einen verstehen ihren Widerstand gegen den HAHN als Teil ihres Kampfes für die Bewahrung von Gottes Schöpfung, die anderen haben auch ihre religiöse Dimension drauf, wenn sie auf Werbeblättern pathetisch von der "Hoffnung HAHN" reden und alle Seligkeit an den sogenannten "Air-Park-HAHN" und seine wirtschaftliche Entwicklung hängen. Fußnote: Die Rede vom Air-park HAHN verrät auch bei den Flugplatz Befürwortern eine Natursehnsucht - ist ein Park doch nach Duden "eine größere, einer natürlichen Landschaft ähnliche Anlage mit (alten) Bäumen, Sträuchern, Rasenflächen, Wegen, Blumenrabatten".

Nun soll aber doch wohl kein Idyll suggeriert werden, sondern natürliche Lebensgrundlagen als unsere menschlichen Lebensgrundlagen sollen erhalten werden. Das müßte uns doch bei allem Streit verbinden. - Das Recht auf natürliche Lebensbedingungen und unversehrte Umwelt wird, denke ich, über kurz oder lang in unserer Verfassung verankert werden. Auf dieser Grundlage kann es doch nur um ein gemeinsames Ringen für eine - ich betone: nachhaltige Zukunftsperspektive des Hunsrücks gehen, unserer - ich darf das auch als Wahl-Hunsrücker sagen -Heimat.

Die Menschheit ist nach Agrar- und industrieller Revolution in ihre 3. große Menschheitsrevolution geraten; die ökologische Krise muß überwunden werden durch eine Revolution zu einer "nachhaltigen Gesellschaft" hin.(8)
Mit dem Denken von gestern, den neuzeitlichen Wahrnehmungsentführungen können wir nicht die Probleme von heute und erst recht nicht die von morgen lösen.
"Anfängliche Menschen braucht unser gebrechlicher Planet. Ein elementarer Neubeginn ist das Gebot der Stunde. Wir müssen sozusagen Erstklässler einer neuen Erde werden"(9), schreibt mein Predigtlehrer, Prof. Dr. Rudolf Bohren.

Neue Politiker braucht das Land! Männer und Frauen, die über den Zeitraum von 4 Jahren hinausdenken, die nicht auf Karriere aus sind, die auch bereit sind, zunächst einmal unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen. Clemens Ronnefeldt hat dazu vorhin richtig festgestellt: "Die Politik wendet sich häufig vermeintlichen Kurzzeiterfolgen zu, deren negative Spätfolgen sie dann nachfolgenden Generationen aufbürdet." Das ist ethisch nicht verantwortbar.
Das Wort von der "Politik(er)verdrossenheit" macht die Runde. - Es ist schon eine Armutszeugnis für unsere parlamentarische Demokratie, wenn Politik zunehmend auf der Straße gemacht wird (werden muß!) in Demonstrationen und mit Unterschriftslisten; damit wird oft die Spaltung unter der Bevölkerung vorprogrammiert und vorangetrieben. Es ist schon ein Armutszeugnis, wenn Bürger nicht mehr den gewählten Gremien vertrauen können, sondern sich genötigt sehen, selbst aktiv zu werden, z.B., wo es um die Prüfung von möglichen Alternativen zur Flugplatz-Nutzung des HAHN geht: Firmen anzuschreiben, ob sie an einer Investition auf dem HAHN interessiert sind, zu recherchieren, alternative Konzepte zu entwickeln etc.
Wir brauchen eine neue politische Kultur!

Und es braucht Menschen, die gegen die Krankheiten unserer Zeit angehen: die weitverbreitete Gleichgültigkeit, die weitverbreitete Konsumsucht, den weitverbreiteten Zynismus.
Leider gibt es Gleichgültigkeit und Zynismus auch unter Christen, von den Betreffenden selbst nicht erkannt, ja oft pseudofromm verbrämt. Dietrich Bonhoeffer sagte dazu:
"Es gibt Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben, für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter. - Mag sein, daß der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine Bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht." (10)
Und an anderer Stelle sagt Bonhoeffer:
-.. nur wenn man das Leben und die Erde so liebt, daß mit ihr alles verloren und zu Ende zu sein scheint, darf man an die Auferstehung der Toten und eine neue Welt glauben ... Man kann und darf das letzte Wort nicht vor dem vorletzten sprechen"(I 1).

Für die Auseinandersetzung um den HAHN, denke ich, wäre vielleicht ein Moratorium der Entscheidung, wie bei der heutigen Veranstaltung ja auch gefordert, das Gescheiteste: was soll die Eile, wenn wir uns vielleicht nicht auf der richtigen Straße befinden?!
Und eben: darum geht es, zu prüfen, umfassend und genau und ethisch verantwortlich zu prüfen, welches die richtige Straße, der richtige Weg ist.
Das wiederum setzt voraus, daß wir unser Ziel kennen: wohin wollen wir mit unserem Leben?

Die ethischen und moralischen Aspekte, ich kann auch gleich zusammenfassend sagen: die S innfrage gehört auf die Tagesordnung gesellschaftspolitischer Meinungsbildungsprozesse und Entscheidungen - und zwar an die erste Stelle und nicht, wenn überhaupt, auf Punkt Verschiedenes"(12).

Ich danke Ihnen für Ihr noch sehr aufmerksames Zuhören am Ende eines dicht gefüllten Nachmittags voller guter und wirklich interessanter Informationen; eines Nachmittags, den leider wieder viel zu wenig Menschen, die das Thema doch etwas angeht, zur nötigen Information genutzt haben.(13)

Anmerkungen
(1) Ich zitiere sozusagen meinen" Chef hier auf Erden "; gerne würde ich meinen Chef im Himmel zitieren, aber - nicht, daß der heute nicht redet - , nur was er, Gott, sagt, ist nicht belegbar, nicht aktenkundig, nicht zitationsfähig. Und auf Gedrucktes kommt es bekanntlich in unserem Land an - auf das, was man schwarz auf weiß hat.
(2) Vgl. die Überschrift dieses letzten Abschnittes seines Berichtes:" Ein Testament? "
(3) Peter Beier, Bericht des Präses über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse, in: Ev. Kirche im Rheinland, Landessynode 1993, 39f.
(4) Hans Magnus Enzensberger, zitiert nach Dirk Maxeiner, NaturNr. 411993 S.3
(5) Hans Joachim Rieseberg, Geld oder Leben? Nur weniger Arbeit rettet Mensch und Natur, in: Natur Nr. 411993 S. 34ff.
(6) So der Berliner CDU-Umweltpolitiker Lutz Wicke, Vgl. SPIEGEL Nr. 16, 47.Jg. vom 19.4.1993, 290ff. L.Wicke ist Staatssekretär der Berliner Umweltbehörde und hat das Buch geschrieben: Umweltökonomie, München 1993, 712 S.
(7) Vgl. die fundierten Untersuchungen von Donella und Dennis Meadows und Jorgen Randers: Die neuen Grenzen des Wachstums, Stuttgart 1992. Müßte zur Pflichtlektüre für alle gemacht werden!
(8) Vgl.D.ul). Meadows, a.a.0. passim, bes. 265ff.
(9) Rud« Bohren, Predigt zu 2 Kor 5,17, vom 14.2.1993 in Heidelberg.
(10) Dietrich Bonhoeffer, in: Widerstand und Ergebung, hg.v. E.Bethge, München 1977, S. 25f. (Nach zehn Jahren. Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943).
(11) Dietr. Bonhoeffer, a.a. 0., S. 1 75f. (in einem Brief an seine Freund Eberhard Bethge vom 5.12.1943).
(12) Zitat Verhandlungsleiter beim Erörterungstermin der Einwände gegen den HAHN, vgl. SA dieses Vortrages.
(13) Die zeitgleiche Veranstaltung auf dem HAHN ("Take off für Zivil-Luftverkehr"), die wohl mehrere Hundert Leute anlockt, bestätigt den lateinischenSpruch: "panem et circenses ", d.h. auch die heutigen Herrscher geben dem Volk "Brot und Zirkusspiele" (Rundflüge, Volksfeststimmung), um sich die Gunst des Volkes zu erhalten und wiedergewählt zu werden.

(Artikel Hunsrückforum Nr. 56 vom Juni/Juli 1993)

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