Irgendwie ist das an der regionalen Presse im Hunsrück vorbeigegangen!

Zurück zur Übersicht

drucken

Billigflieger reagiert auf wachsende Konkurrenz
Ryanair macht in Deutschland einen Rückzieher

Die angriffslustige Billigfluglinie Ryanair gerät angesichts der wachsenden Konkurrenz im Low-Cost-Sektor in Deutschland zunehmend in die Defensive: Die irische Airline nimmt vorerst von ihren Plänen Abschied, vom kommenden Jahr an der Lufthansa auch auf innerdeutschen Strecken Paroli zu bieten.

HB/hz FRANKFURT/M. Ryanair-Chef Michael O´ Leary hat offensichtlich erste Konsequenzen aus der Gründungswelle deutscher Billigflieger gezogen. Die Nummer zwei unter den europäischen Low-Cost-Carriern lässt vorerst die Finger von ihren Plänen, ab dem kommenden Jahr auch auf innerdeutschen Verbindungen zu operieren. "Ryanair wird 2003 höchstwahrscheinlich keine deutsche Flughäfen miteinander verbinden", sagte Ryanair-Chefin Caroline Baldwin bei der Vorstellung einer neuen Preiskampagne in Frankfurt. Andere Verbindungen hätten derzeit Vorrang, begründete die Airline die Entscheidung.

Experten sehen den Schritt vor dem Hintergrund der wachsenden Konkurrenz von neuen "No-Frills"-(Kein Schnickschnack)-Airlines auf dem deutschen Markt. So bieten neben den Billigfliegern Germania und Deutsche BA auch die TUI-Tochter Hapag-Lloyd-Express und die Lufthansa-Beteiligung Germanwings ab Ende Oktober Verbindungen zwischen deutschen Flughäfen an. Und die Lufthansa senkte kürzlich das Tarifsystem auf innerdeutschen Strecken merklich.

Ausbaupläne in Deutschland treten auf der Stelle

Die ehrgeizigen Ausbaupläne in Deutschland treten damit augenscheinlich auf der Stelle. Denn auch das angekündigte dichtere Flugnetz in Deutschland lässt auf sich warten. "Bisher sind für das kommende Jahr keine neuen Airports als Ziele in Deutschland geplant", sagte Baldwin. Ryanair-Chef O´ Leary hatte noch Mitte des Jahres von Verhandlungen mit acht kleineren Flughäfen gesprochen und mindestens vier weitere Landepunkte bis Ende des Jahres in Aussicht gestellt.

Die bisherige Nummer eins in Europa sieht die aggressiven Ausbaupläne der Konkurrenten in Europa und insbesondere in Deutschland dennoch gelassen. "Ryanair hat die günstigsten Preise und die niedrigsten Kosten", betonte Baldwin. Während Hauptkonkurrent Easyjet sowohl im Gründungsland Großbritannien als auch auf seinen europäischen Routennetz reguläre Großflughäfen anfliegt und dort vergleichsweise hohe Landegebühren bezahlt, hat die in Dublin gegründete Ryanair ihr europäisches Netz durchweg auf günstigeren Provinz-Flughäfen aufgebaut.

Kampfansage mit neuer Preisrunde

Mit einer neuen Preisrunde wollen die Iren darum nun der Konkurrenz den Kampf ansagen. Ryanair will rund eine Million Tickets in den kommenden drei Monaten allein zum Preis von Steuern und Gebühren verkaufen. Etwa 100 000 Sitzplätze stünden allein auf Strecken von Deutschland aus zur Verfügung. Ryanair nimmt damit den Fehdehandschuh der Konkurrenz auf, die teilweise mit Kampfpreisen von zehn Euro an den Start gehen.

Trotz der wachsenden Konkurrenz rechnet Ryanair in Deutschland jedoch nicht mit einem Dämpfer bei den Passagierzahlen, wie Baldwin sagte. Der wichtigste Standort von Ryanair, der Flughafen Hahn im Hunsrück, werde vom neuen Billigflugzentrum Köln/Bonn nicht beeinträchtigt. Die Iren wollen nach dem Aufbau eines Drehkreuzes auf dem Flughafen Hahn im Jahr 2002/03 weiter in Deutschland rund 1,8 Millionen Passagiere befördern. Nach wie vor halte die Billigfluglinie auch an ihrem Ziel fest, bis zum Jahr 2010 ihre Passagierzahlen europaweit auf 40 Millionen zu steigern. In Deutschland fliegt Ryanair neben Hahn bisher von den Airports in Friedrichshafen und Lübeck Ziele in Europa an.

(Handelsblatt vom 19.09.2002)

Zurück zur Übersicht