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KOMMENTAR
Zugzwang

Von Wolfgang Schubert

Es wird keine Schienenverbindung zwischen dem Rhein-Main-Flughafen und dem Flughafen Hahn im Hunsrück geben. Eine Milliarde Euro für eine Neubaustrecke, auf der stündlich gerade mal ein Zug fährt, wird niemand bezahlen. Und für eine Bahnverbindung, die 45 Millionen Euro kostet, aber keinen Vorteil gegenüber dem bestehenden Bus bietet, werden weder Ministerpräsident Kurt Beck in Mainz noch sein Kollege Roland Koch auf der anderen Rheinseite einen Cent ausgeben.

Ob das Fehlen einer Schienenverbindung die Chancen der Flughäfen Frankfurt und Hahn schmälert, als gemeinsames Flughafensystem anerkannt zu werden und ob damit auch die Chancen für die Einführung eines Nachtflugverbots in Frankfurt sinken, werden die Juristen zu beurteilen haben.

Das entbindet die Politiker in Wiesbaden und Mainz aber nicht von der Pflicht, die Bürger ehrlich zu informieren. Die Expertise muss schnellstens auf den Tisch. Und: Die Meinung der Fachleute in den Ministerien und bei der Bahn darf nicht von der Politik unter Verschluss gehalten werden. Bei der Bahn wird immer häufiger die Frage gestellt, warum die Öffentliche Hand einen Billigflieger mit Millionen subventioniert, in dem der Flughafen mit Steuergeldern ausgebaut, Straßen verbreitert und - wider besseren Wissens - weiterhin an einer Schienenverbindung festgehalten wird. Auch wenn man den Bahn-Managern Parteilichkeit vorwerfen wollte, weil Billigflieger durchaus Konkurrenz zur Bahn sein können, ein Anrecht auf Antwort haben sie dennoch.

(Frankfurter Rundschau vom 17.12.2002)