Aus für den Nachtpoststern Hahn?

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Nachtpost demnächst aus Leipzig?
Post lehnt Standort Hahn als Ersatz für Frankfurt kategorisch ab/"Versuchsballon" aus Sachsen

loh. FRANKFURT (Eig. Bericht) - Die Post setzt die Betreiber des Frankfurter Flughafens sowie die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz unter Druck: Bei der Verlagerung des so genannten Nachtpoststerns scheide der als Ersatzstandort angebotene Flughafen Hahn im Hunsrück definitiv aus: "Hahn bringt uns überhaupt nichts. Wir müssten im Winter mit Lkw in den Hunsrück fahren. Eine Versorgung des Rhein-Main-Gebiets wäre unmöglich", betonte Post-Sprecher Norbert Schäfer gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Nachtpoststern - 13 Flugzeuge, die Sendungen innerhalb Deutschlands zentral von Frankfurt aus transportieren - müsste verlagert werden, wenn der Rhein-Main-Flughafen als Ausgleich zum geplanten Ausbau voraussichtlich ab 2006 ein Nachtflugverbot bekäme. Sowohl der Flughafenbetreiber Fraport als auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) haben sich bereits dafür ausgesprochen.

Die Post liebäugelt als Ersatzstandort mit dem Flughafen Leipzig-Halle in Sachsen. Die dortige Landesregierung lockt mit einem 24-Stunden-Betrieb und bereits jetzt vorhandener moderner Infrastruktur. Für Norbert Schäfer wiegt dies schwerer als die Nähe Hahns zu Frankfurt: "Bis jetzt konnten Firmenkunden in Frankfurt bis 21 Uhr Briefe abgeben. Dieses bundesweit einmalige Angebot würde es künftig nicht mehr geben, Rhein-Main würde seine Ausnahmestellung verlieren."

Im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium wertete man die Verlagerung nach Leipzig gestern als "sommerlichen Versuchsballon": "Es ist noch nichts entschieden. Die Chancen Hahns stehen nach wie vor gut. Bis 2006 werden wir die Verkehrsanbindungen optimal ausgebaut haben", so Ministeriumssprecher Frank Ißleib.

Post-Sprecher Schäfer wollte sich davon nicht beeindrucken lassen. Eher sei noch eine Ausnahme-Fluggenehmigung für die Post in Frankfurt trotz eines Nachtflugverbots denkbar: "Am liebsten würden wir sowieso in Frankfurt bleiben, wo wir Hunderte Millionen Mark investiert haben."

(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 05.07.2001)