Kann Hochmoselübergang nicht gebaut werden?

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B 50 polarisiert die Region - mangelhafte Gutachten

Hans Gaß gab zu, dass das Verkehrsaufkommen keine vierspurige Trasse rechtfertigt - Aussage ins Protokoll aufgenommen.
Bernkastel-Kues (pug). Rechtsanwalt Kall stellte einen Antrag, damit diese Aussage von Gaß, dem Leiter des Straßen- und Verkehrsamtes Gerolstein und verantwortlichen Planer der B 50neu, ins Protokoll aufgenommen wurde. Gaß hatte dabei lediglich aus einem bereits erstellten Gutachten zitiert.
Die Gegner beanstanden noch mehr. Insgesamt hatten sie 2 300 Einwendungen abgegeben. Von den 65 Einwendungen aus Longkamp, die direkt an die "AG MoselEifel-Hunsrück in Bewegung" gegangen waren und persönlich beim Landesamt für Straßenverkehr abgegeben wurden, sind fünf verschwunden. Fraglich ist zudem geblieben, ob die Bedingungen für den Beginn eines Erörterungstermines überhaupt erfüllt und alle Vorarbeiten geflissentlich erledigt
waren. Rechtsanwalt Kall rechnet mit einer Wiederauflage der Veranstaltung in eineinhalb Jahren, "wenn überhaupt", erklärte er gegenüber dem Wochenspiegel. Als nächsten Schritt beabsichtigt er, eine Dienstaufsichtsbeschwerde nach Mainz zu senden. Der Grund: Gaß habe seine Mandanten verhöhnt, indem er ihnen versicherte, in wirtschaftlicher Hinsicht könnten sie nach dem Neubau der Straße mit einer positiven Entwicklung rechnen. Das sehen seine Mandanten anders.

Betretenes Schweigen herrschte nach den Ausführungen von Dr. Elisabeth von den Hoff, die im Jahre 1954 ihre Doktorarbeit über "Die Terrassenlandschaft der mittleren Mosel" geschrieben hat. "Die geologischen Gegebenheiten des Moseltales sind im Verfahren bisher nicht berücksichtigt worden," urteilt sie. Was Dr. von den Hoff vortrug, finden Interessierte auch in der Stadtbücherei. Es handelt sich dabei nicht um neuere wissenschaftliche Erkenntnisse. Ihre
These: Die Planer haben sich für den Bau des Hochmoselüberganges bei Zeltingen eine Stelle ausgesucht, die schwere Brückenpfeiler nicht tragen kann. "Uberall in der Wittlicher Senke sind die Gesteine aus dem Devon um Hunderte von Metern abgesackt." Diese erdgeschichtliche Tatsache ist auf allen geologischen Karten einzusehen.

Neuerliche Probebohrungen in Ürzig bestätigen, dass das Gelände dort mürbe ist, die Gesteinsschichten zerrüttet.
Der Rechtsanwalt der Straßenbauverwaltung Koblenz hat von den Hoff gebeten, ihm die relevanten Karten zur Verfügung zu stellen. Die Geologin hofft, dass der Bundesverkehrsminister die Unterlagen einsieht. Von den Hoff: "Dann bin ich mir sieher, dass diese Brücke in Ürzig nicht gebaut wird." Der Vorsitzende der AG, Karl-Gustav Kwasny, teilt ihre Hoffnung. Er möchte die Schönheit der Moselregion nicht durch "Gigantismus" gefährdet sehen.

(Bernkasteler Wochenspiegel vom 26.01.2000)