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Turbulenzen um Flugdienst-Manager
Kaufmännischer Geschäftsführer von Amadeus flog im Frühjahr mit Berlin-Jet in die Pleite

Der kaufmännische Geschäftsführer der Amadeus Flugdienst GmbH & Co. KG, Oliver A. Heinz, hat nach AZ-Recherchen im Frühjahr mit einer anderen Fluggesellschaft eine unternehmerische Bruchlandung hingelegt. Der 25-Jährige musste als einer von zwei Geschäftsführern kurze Zeit nach Gründung von Berlin-Jet wegen Zahlungsunfähigkeit aufgeben.

Von unserem Redaktionsmitglied Michael Erfurth

Die Ankündigung der Amadeus Flugdienst, im ersten Halbjahr 2004 mit drei fünfsitzigen Cessnas eine täglich verkehrende Linienverbindung zwischen dem Flugplatz Finthen und Berlin-Tempelhof sowie Hamburg aufzunehmen, hat in Mainz wegen der Befürchtung, der Fluglärm könne zunehmen, für einigen politischen Wirbel gesorgt. Daher geht Jörg Kunkel, Geschäftsführer des Unternehmens, das übrigens nichts mit dem gleichnamigen 05-Sponsor zu tun hat, heute nun in die Offensive. Bei einem Runden Tisch um 16 Uhr im Hyatt-Hotel sucht er das Gespräch mit Politikern und anderen, die mit dem Flugplatz Finthen befasst sind.

Doch gestern - einen Tag vor dem Treffen - erfuhr die AZ, dass der Commercial Director, also der kaufmännische Geschäftsführer von Amadeus, vor wenigen Monaten in Berlin unrühmliche Schlagzeilen machte.

2001 hatte Oliver A. Heinz gemeinsam mit Torsten Mache den Billigfluganbieter Berlin-Jet mit Sitz in Neu-Isenburg gegründet und angekündigt, ab Anfang 2002 den Flugbetrieb von Berlin-Schönefeld aus aufzunehmen. Geplant waren zunächst drei Verbindungen: nach München, Brüssel und zum Hunsrück-Flughafen Frankfurt-Hahn. Im November 2001 erklärte Heinz gegenüber der Märkischen Allgemeinen Zeitung, dass mit fünf Flugzeugen vom Typ Boeing 737-300, die bis zu 148 Passagiere fassen können, geflogen werden solle. Doch das junge Unternehmen geriet schon bald darauf in erste Turbulenzen: Der für Anfang Oktober 2002 geplante Jungfernflug von Berlin Richtung Hahn hob erst gar nicht ab, da die Partnergesellschaft Avanti-Air, von der Berlin-Jet das Flugzeug anmieten wollte, einen Rückzieher machte. Sechs Passagiere saßen in Berlin-Tempelhof fest. Schon zuvor hatte ein weiterer Partner, die spanische Ibertrans, entsprechende Verträge gekündigt. Daher musste das Unternehmen Berlin-Jet, das über keine eigenen Flugzeuge verfügte, auch seine einzige Verbindung nach Brüssel wieder einstellen.

Auch ein zweiter Anlauf im Frühjahr 2003, als Berlin-Jet von Schönefeld aus nach Paris, Mailand und München geflogen war, ging daneben: Fluggäste in der französischen Hauptstadt warteten vergeblich auf den bereits bezahlten Rückflug. Wie die Berliner Morgenpost im März berichtete, gründete sich zwischenzeitlich eine Interessengemeinschaft von etwa 250 Berlin-Jet Geschädigten. Im Juli erklärte der Insolvenzverwalter, die Firma habe nicht genug Geld, um alle Forderungen zu begleichen. Seit Sommer 2003 ist Oliver A. Heinz bei der 1996 gegründeten Amadeus-Flugdienst GmbH tätig, wie Geschäftsführer Kunkel auf AZ-Anfrage bestätigte. Mögliche Parallelen zwischen Berlin-Jet und Amadeus weist Kunkel zurück: "Wir bieten seit langem und mit Erfolg individuelle Flüge für Geschäftsreisende."

(Mainzer Allgemeine Zeitung vom 27.11.2003)