Von Hahn nach Sylt und Saint-Tropez!

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Linienflüge von Finthen aus
Amadeus Flugdienst will regelmäßig Berlin und Hamburg anfliegen

Im kommenden Jahr sollen erstmals Linienflüge vom Finther Flugplatz starten. Die Amadeus Flugdienst GmbH kündigte gestern an, im ersten Halbjahr täglich jeweils zwei Flüge zum Berliner City-Flughafen Tempelhof und nach Hamburg aufzunehmen.

Von unseren Redaktionsmitgliedern Michael Erfurth und Claus Wolff

Um die Linienflüge zu ermöglichen, müsse auf dem Finther Flugplatz zunächst die nötige Infrastruktur geschaffen werden. "Wir brauchen ein Abflug- und ein Sicherheits-Gate und sind bereit, dafür entsprechende Investitionen zu tätigen", sagte Oliver A. Heinz, Commercial Director bei Amadeus, der AZ. Erst wenn dies gewährleistet sei, könne mit dem Linienverkehr gestartet werden. Die genauen Preise für den Linienflug stünden noch nicht fest, sollen aber den üblichen Business-Class-Tarifen entsprechen und bei etwa 450 bis 500 Euro für Hin- und Rückflug liegen.

Es sei geplant, den Flugbetrieb mit drei fünfsitzigen Cessnas 412 "Golden Eagle" aufzunehmen - "zunächst nach Berlin". Dann will Amadeus die Flotte dem Bedarf entsprechend mit zwei Regionalflugzeugen aufstocken, die zehn bis 20 Plätze bieten. Als Kunden hat das Unternehmen vor allem Geschäftsleute, Sportler, Fernsehanstalten oder Politiker im Visier.

Amadeus steuert seinen Flugbetrieb von Finthen aus und bietet bereits seit längerem individuelle Flüge für Geschäftsreisende zu europäischen Zielen an, die auf dem ehemaligen Militärflugplatz starten: Etwa einmal am Tag hebe eine Amadeus-Maschine am Layenhof ab, berichtet Heinz. Daher sei eine besondere Genehmigung für den Linienflugverkehr nicht nötig. Neben Mainz ist die Gesellschaft auch auf Flugplätzen in Worms, Hahn, Mannheim, Egelsbach und Frankfurt aktiv. Die Flotte umfasse derzeit 13 Maschinen, soll aber ausgebaut werden.

Nicht nur in Mainz setzt Amadeus auf Expansion: Das erste Linienflugangebot nimmt die Gesellschaft am 5. Januar zwischen Düsseldorf und Bern auf. Mit dem Sommerflugplan sollen regelmäßig vom Firmensitz auf dem Hunsrück-Flughafen Hahn aus die Insel Sylt und St. Tropez in Südfrankreich angebunden werden - mit dem 30-sitzigen Flugzeug vom Typ Embraer 120 Brasilia.

Überrascht über das Amadeus-Vorhaben zeigte sich gestern der Vorsitzende des Luftfahrtvereins Mainz, der den Finther Flugplatz betreibt, der auf einem Gelände des Bundesvermögensamtes steht. "Klar ist , dass unser Verein für den Linienbetrieb keine baulichen Veränderungen vornehmen wird", formulierte Hans Griebling als erste Reaktion. Größere Flugzeuge als die jetzt startenden Fünfsitzer könnten auf der Finther 1000-Meter-Bahn im übrigen nicht abheben. Als "sehr kritisch" wertete Finthens Ortsvorsteher Herbert Schäfer (CDU) die Nachricht von den Linienflügen. "Der Status Quo an Lärm, Starts und Landungen darf nicht überschritten werden", fordert der Ortsvorsteher.

(Allgemeine Zeitung vom 21.11.2003)