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Ziviler Flugplatz soll Arbeitsplätzebringen

Beispiel Weeze: 2000 neue Jobs nach Nato-Abzug angestrebt

Von Stefan Kriegel, Memmingerberg/Weeze-Laarbruch - Nach wie vor fieberhaft laufen Bemühungen einer eigens gegründeten Air+Park Allgäu, nach dem Abzug der Bundeswehr den Fliegerhorst Memmingerberg einer zivilen, auch fliegerischen Nutzung zuzuführen. Vergleichbare Anstrengungen gab es in Nordrhein-Westfalen: Nach dem Weggang der britischen Nato-Streitkräfte Ende 1999 wurde dort eine Alternative für den Flughafen Laarbruch gesucht - im Herbst sollen die ersten zivilen Flugzeuge starten und landen.

Die beiden großen "A" - Akzeptanz und Arbeitsplätze - spielten und spielen bei der Entwicklung in Laarbruch eine große Rolle. Auf dem Flughafen Laarbruch, Ortsteil der niederrheinischen Gemeinde Weeze, war bis Ende 1999 die Royal Air Force (RAF) stationiert. Als Anfang der 90er-Jahre die Entscheidung bekannt gegeben wurde, dass Laarbruch aufgegeben wird, stand den Deutschen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor drohte wegzubrechen. Der Kreis Kleve und die Gemeinde Weeze gründeten die Flughafen Niederrhein GmbH mit dem Ziel, den Airport weiter fliegerisch zu nutzen. Die Gesellschaft beauftragte Gutachter zu prüfen, wie das etwa 650 Hektar große Gelände zu betreiben sei. Eine Vorgabe: Es müssen 2000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das eindeutige Ergebnis: Das Ziel wird nur mit einer fliegerischen Nutzung mit zusätzlicher Gewerbeansiedlung erreicht. Fast parallel zur Gründung der Flughafen GmbH regte sich in einem Nachbarort erster Widerstand. Bürger, die in der Einflugschneise wohnen, schlossen sich zur "Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm und Luftverschmutzung" zusammen. Sie nahmen auch Flughafengegner aus den benachbarten Niederlanden mit ins Boot. Während dort der Widerstand wuchs, stehen die Weezer auch heute noch fast geschlossen hinter "ihrem" Flugplatz. Sie erhoffen sich mit ihm den wirtschaftlichen Aufschwung. In der Politik sind die Fronten auch klar. In der Gemeinde, im Kreis und im Land stehen die beiden großen Parteien (CDU und SPD) für einen Flughafen. Als im Sommer 2001 die fliegerische Genehmigung erteilt worden war, gingen die Gegner vors Gericht. Das Urteil ist noch nicht gesprochen. Vor kurzem reichten Anwälte zudem eine Beschwerde bei der EU ein, da für die Genehmigung eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig sei.

Kaufpreis: Über elf Millionen Euro

Gleichzeitig ist der niederländische Investor Hans van de Lande emsig bemüht, schnell auf Laarbruch zu fliegen. Anfang des Jahres kaufte er das Gelände vom Bund für gut elf Millionen Euro sowie die Flughafen-Gesellschaft. An den Kaufpreis war auch die Verpflichtung geknüpft, dass er bis 2007 mindestens 350 Arbeitsplätze schaffen muss. Sonst sind weitere rund 3,7 Millionen Euro fällig. Zurzeit baut der Investor eine große Reparaturhalle zu einem Abfertigungsgebäude um. Die Finanzmisere des Landes macht ihm das Leben schwer, da Fördermittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro unter die verhängte Haushaltssperre fallen. Derweil sucht das Arbeitsamt schon Arbeitskräfte für die Flughafenfeuerwehr sowie Mitarbeiter für das Abfertigungsgebäude. Der Investor rechnet für 2003 mit dem ersten vollen Betriebsjahr.

Originalbericht aus der Allgäuer Zeitung

(Allgäuer Zeitung vom 27.07.02)