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Einbruch im Cargogeschäft am Flughafen Frankfurt-Hahn setzt sich mit verstärkter Tendenz im September 2023 fort - Rückgang um 42,87 % im Vergleich zum Vorjahr

Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) hat die Verkehrsergebnisse des Flughafens Frankfurt-Hahn für den September 2023 veröffentlicht.

Danach ging die Luftfracht am Flughafen Frankfurt-Hahn im September 2023 im Vergleich zum September 2022 um 7.765 to bzw. 42,87 Prozent zurück. 18.113 to im September 2022 stehen nur noch 10.348 to im September 2023 gegenüber.

Das Lokalaufkommen - tatsächlich ein- und ausgeladene Fracht - brach sogar um 46,95 % bzw. 7.498 to von 15.969 to auf 8.471 to ein.

Die Transitfracht - an Bord befindliche Fracht bei einer Zwischenlandung - fiel aufgrund verstärkter amerikanischer Waffen- und Munitionstransporte in den nahen Osten und in den arabischen Raum nur um 267 to bzw. 12,45% von 2.144 to im September 2022 auf 1.877 to im September 2023.

Frachtmengen am Flughafen Frankfurt-Hahn

Januar bis September 2023: Einbruch um 28,32 % beim Gesamtaufkommen

Im Zeitraum Januar bis September 2023 ist das Gesamtaufkommen inzwischen bereits um 28,52 % bzw. 46.727 to zurückgegangen. Nur noch 117.114 to in 2023 stehen 163.841 to in 2022 gegenüber. 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt sogar noch 201.522 to.


Chef der Triwo Hahn Airport GmbH mit fragwürdigen Aussagen zum Cargoaufkommen

Angesichts dieser Entwicklung wirkt die Meldung, dass Hahn-Chef Peter Adrian gegenüber dem Forum Wirtschaft und dem Kreistag des Rhein-Hunsrück-Kreises angekündigt hat, die Fracht auf dem Hahn von nach seinen Berechnungen aktuell 200 000 Tonnen auf 400 000 Tonnen pro Jahr steigern zu wollen, als äußerst fragwürdig.

Diese Angaben hat er offensichtlich auch in einem Pressegespräch mit einer anderen Zeitung gemacht. Dort heißt es im Artikel: "Trotzdem plant Triwo-Chef Peter Adrian künftig mit einem Umschlag von bis zu 400.000 Tonnen pro Jahr - doppelt so viel wie derzeit."

Betroffen macht uns, dass offensichtlich kein Einziger der Teilnehmer des Forums Wirtschaft, niemand des Kreistags und auch keiner der Medienvertreter die von Herrn Adrian angegebenen Tonnagezahlen kritisch hinterfragt hat.

Ansonsten hätte Ihnen auffallen müssen, dass am Hahn in 2023 aufgrund der aktuellen Entwicklung sicherlich keine 200 000 Tonnen abgefertigt werden und der Trend am Hahn eher nach einem Rückgang auf 100 000 Tonnen Fracht, als einer Steigerung im Jahr 2024 aussieht.

Noch fragwürdiger ist nachfolgende Behauptung von Herrn Adrian, die er ebenfalls beim Wirtschaftsforum gemacht hat:
"So bilde beispielsweise das Luftfahrtbundesamt mitunter Hürden, wenn aufgrund einer geänderten China-Strategie der Bundesregierung auf dem Hahn plötzlich zehn von fünfzehn Flügen wegfallen und dieselben Maschinen aus China nun nicht mehr auf dem Hahn, sondern auf dem Flughafen in Lüttich landen. Die von ihnen transportierte Fracht werden dann per Lkw nach Deutschland gebracht."

Um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu prüfen, haben wir die vom statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellten Daten bezüglich Starts und Landungen am Flughafen Hahn ausgewertet. Tatsächlich gab es in der Zeit von Januar bis August 2023 lediglich 3 Landungen mit Herkunftsland China und überhaupt keinen Start mit dem Zielland China!


Neue Erkenntnis: Hochmoselübergang keine Einbahnstraße für Luftfracht

Für im Zusammenhang mit den nach Lüttich verlagerten Flügen von Herrn Adrian getroffene Aussage: "Die von ihnen transportierte Fracht (mit den Maschinen aus China) werden dann per Lkw (aus Belgien) nach Deutschland gebracht." halten wir für besonders bemerkenswert.

Wenn wir uns die Diskussion um den Hochmoselübergang und die vermeintlichen exzellenten Zukunftsaussichten des Flughafens Frankfurt-Hahn in Erinnerung rufen, wurde von Seiten der Politik, Genehmigungsbehörde und Befürworter immer die überragende Bedeutung des Übergangs für den Flughafen Frankfurt-Hahn hervorgehoben. Danach sollte Fracht en gros aus den Beneluxländern mit dem Lkw zum Flughafen Hahn gekarrt werden, um von dort in alle möglichen Zielländer geflogen zu werden. Auf dem Rückweg sollte dann die in Hahn angelandete Fracht nach Benelux transportiert werden.

Offensichtlich hatte man sich den Hochmoselübergang als eine Art Einbahnstraße für Luftfracht vorgestellt. Danach war immer nur von Luftfracht, die von und zum Hahn transportiert werden sollte, die Rede.

Dass jetzt nach Lüttich in Belgien geflogene Fracht über den Hochmoselübergang, am Hahn vorbei, bspw. in den Frankfurter Raum oder nach Süddeutschland transportiert wird und im Gegenzug Fracht aus Deutschland, wieder an Hahn vorbei, nach Belgien transportiert werden kann, hat wohl das Vorstellungsvermögen von Politikern, Genehmigungsbehörde, Verkehrsexperten aus dem öffentlichen Dienst mit Parteibuch, Gefälligkeitsgutachtern und Pro-Hochmoselübergang- und Hahnschreiern und selbst der Mehrzahl der Medienvertretern überstiegen.

Nur den Laien mit gesundem Menschenverstand wundert es nicht!


Utopie und Never-came-back-Airlines

Die von Herrn Adrian anvisierte Steigerung der Fracht auf 400 000 to dürfte eine Utopie bleiben. Warum sollte ausgerechnet einem Spezialisten des Betriebs von Feldflughäfen mit Schwerpunkt Jetset-Spaßflüge und Hobby-Knattermühlen etwas gelingen, was die Fraport AG als Mehrheitseigner des Hahn nicht hinbekommen hat und an dem auch der vorherige Eigentümer des Hahn, die chinesische HNA, trotz ihren Frachtfluggesellschaften im Portefeuille gescheitert ist?

Wie die Vergangenheit zeigt, ist auch keine der Gesellschaften, die dem Hahn den Rücken gekehrt oder Routen eingestellt/verlagert hat - mit Ausnahme von einzelnen Flügen, wieder zurückgekehrt. Dies zeigt die ellenlange Liste von insbesondere Frachtfluggesellschaften, die den Hahn einmal angeflogen haben.





(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 27.10.2023)