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Riesenfrachter, Rettung für den Hahn?

Die Nachtflugoffensive der Rheinland-Pfälzischen Landesregierung und der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH ist kläglich gescheitert!
Keine einzige der am Rhein-Main Flughafen Frankfurt angesiedelten Frachtfluggesellschaften war trotz des dortigen Nachtflugverbotes bereit, an den Flughafen Frankfurt-Hahn mit seiner uneingeschränkten Nachtfluggenehmigung zu wechseln. Im Gegenteil. Etliche Fluggesellschaften sind den umgekehrten Weg gegangen oder haben gleich Insolvenz angemeldet.

Welch ausweglose Panik muss in der Chefetage am Hahn und erst recht im Wirtschafts- und im Infrastrukturministerium in Mainz herrschen, dass nach mehr als zwanzig Jahren stümperhaften Entwicklungsversuchen, schon wieder mit blindem Aktionismus der Erfolg erzwungen werden soll.

Nach der kostspieligen aber letztendlich kommerziell gescheiterten Verlängerung der Startbahn am Hahn im Jahr 2007, soll jetzt die Verlegung der Landeschwelle in Richtung Morbach und der 4 Millionen Euro teure Ausbau einer Sicherheitszone - RESA-Fläche (Runway End Safety Area) - in Höhe der Gemeinde Hahn, endlich den viel beschworenen Aufschwung des Frachtfluges am Hahn bringen.

Bericht im Hahner Durchhalteblättchen "hahn on Air" vom 30.11.2013:
"Flughafen Frankfurt-Hahn für große Frachtflieger gerüstet"

und

Presseerklärung Flughafen Frankfurt-Hahn vom 31.07.2013:
"Flughafen Frankfurt-Hahn rüstet sich für die Zukunft"

Konnte schon der vormalige Flughafenmanager Schumacher mit der Bereitstellung der Infrastruktur für große Frachter der Typen Boeing 747-400, MD-11 oder Antonov 124, im Gegensatz zu seinen vollmundigen Ankündigungen, nur mäßige, hoch subventionierte Nachfrage erzielen, hofft die neue Geschäftsleitung mit den Geschäftsführern Rethage und Bunk, durch diese neuerlichen, Steuer fressenden Infrastrukturmaßnahmen, endlich auf den vielbeschworenen finanziellen Durchbruch.

Das Heil versprechen sie durch die noch größeren und schwereren Riesenfrachter vom Typ Boeing 747-800 und Airbus A 380, die zukünftig den Flughafen Hahn befliegen sollen.

Wieder einmal heißt die unternehmerische Strategie am Hahn: wir schaffen die infrastrukturelle Voraussetzungen ohne bestehenden Bedarf und damit ohne tragfähige, wirtschaftliche Perspektive.

Denn ebenso wenig wie die uneingeschränkte Nachtfluggenehmigung, die Verlängerung der Startbahn und die Erweiterung des Vorfeldes zu einer nennenswerten Nachfragesteigerung geführt hat, werden diese neuerlichen Maßnahmen die fehlende wirtschaftliche und strukturelle Daseinsberechtigung des Flughafens Hahn kompensieren. Im Gegenteil

Die Riesenflugzeuge vom Typ Boeing B 747-800 und Airbus A 380 werden den Niedergang des Flughafens Frankfurt-Hahn beschleunigen. Stärken sie doch, wenn überhaupt, die internationalen Großflughäfen.
Denn beide Flugzeuge können schon in den riesigen Laderäumen der Passagierversion rund 15 to. Beifracht transportieren. Und das nur zwischen den zentralen Drehkreuzen wie Frankfurt Rhein-Main, München, Paris, Amsterdam, Peking, New York oder Dubai, weil sie nur auf diesen Strecken wirtschaftlich zu betreiben sind.
Welche Probleme sich mit dem Betrieb der Frachtversionen dieser Riesenflugzeuge für Fluggesellschaften und Spediteure ergeben, kann man schon anhand der Verkaufszahlen erahnen.
Bereits jetzt hat Boeing Probleme B 747-800 Frachter an den Mann zu bringen.
Konsequenz: Die Produktionszahlen werden drastisch heruntergefahren, auf jetzt nur noch ein 1,5 Flugzeuge im Monat. Die bisher schon am Bedarf vorbei produzierten Flugzeuge dieses Typs werden bereits in größerer Stückzahl in der Mohawe-Wüste unweit Las Vegas und in der Nähe des Boeing-Fertigungswerkes im Emerett auf Halde gestellt. Es wird sogar schon über die vorzeitige Einstellung der Produktionsserie der Boeing 747-800 spekuliert.

Bericht im Handelsblatt vom 18.10.2013:
"Boeings erfolgloser Riesenvogel"

und

Bericht bei Bloomberg vom 17.06.2013:
"Boeing Bets on Jumbo Rebound While Some 747-8s in Desert"

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als naiv an einen nachhaltigen Erfolg der neuerlichen Strategie am Hahn und die Fixierung auf Riesenfrachter als Heilsbringer zu vertrauen. Denn mehr noch als die aktuelle Entwicklung werden Großfrachter die Standortnachteile des Hahns offenlegen.

Bisher war es schon für Spediteure unwirtschaftlich und damit uninteressant, die 100 to Fracht, die in den Bauch einer B 747-400 passen, mit LKW am Hahn an- und abzutransportieren. Durch den Einsatz von 40 To mehr Frachtkapazität in den neuen Riesenfliegern wird sich daran nichts ändern.

Die Frachtabwicklung über den abgelegenen Hahn bleibt auch in den Riesenfrachtern zu umständlich und damit zu teuer. Nur dieser Umstand ist Schuld am Abwandern etlicher Frachtfluggesellschaften in Richtung Frankfurt Rhein-Main oder Brüssel in den letzten Jahren.
Sie sind nur der Nachfrage nach Transportkapazität gefolgt.

Denn im Gegensatz zu Politikern und deren Bürokraten müssen Privatunternehmen Gewinne erwirtschaften, um erfolgreich am Markt zu bestehen. Und Gewinne erzielt man nicht mit dem Realisieren von Politikerphantasien und -versprechungen, sondern durch knallhartes, wirtschaftliches Kalkulieren.

Es bleibt abzuwarten, was der Geschäftsleitung am Hahn und der rot-grünen Landesregierung in Zukunft noch so alles einfallen wird, um die Gesetze des Marktes als wesentlichem Bestandteil unseres Wirtschaftssystems zu ignorieren oder zu umgehen.

Dank der Duldsamkeit des Steuern zahlenden Bürgers muss ja keiner der Verantwortlichen in Politik und Bürokratie wirkliche Konsequenzen für die fatale Fehleinschätzung befürchten, man könne vielleicht doch den Markt betrügen.

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 03.12.2013)