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Belastet Hahn das Enkircher Trinkwasser?

TRABEN-TRARBACH. Zwischen der Flughafen-Frankfurt-Hahn GmbH und der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach bahnt sich ein Rechtsstreit an. Grund: Der Flughafen will im Zuge der Verlängerung der Start- und Landebahn das anfallende belastete Oberflächenwasser über den Waschbach in den Ahringsbach ableiten. Die VG fürchtet um die Qualität ihres Trinkwassers.

Von unserem Redakteur WINFRIED SIMON

Verbandsbürgermeister Ulrich K. Weisgerber ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Doch bei einem Thema reagiert er zurzeit sehr ungehalten. Es geht um den Planfeststellungsbeschluss für die Verlängerung der Start- und Landebahn Flughafen Frankfurt-Hahn. Demnach ist es dem Flughafen erlaubt, das Oberflächenwasser der neuen Startbahn, Rollbahnen und Enteisungsfläche für die Flugzeuge in den Waschbach abzuleiten. Der Waschbach mündet in den Ahringsbach und der wiederum in die Mosel. Das Problem: Im Ahringsbachtal betreibt die Verbandsgemeinde einen Brunnen, der die Gemeinde Enkirch mit Trinkwasser versorgt. Weisgerber: "Die Qualität des Trinkwassers für unsere Bürger hat oberste Priorität."


Flughafen: Substanzen sind unbedenklich


"Alles kein Problem", behauptet die Flughafengesellschaft. Das belastete Abwasser werde in einem Regenrückhaltebecken aufgefangen und im Rahmen einer bestehenden Einleit-Erlaubnis gedrosselt in den Waschbach abgegeben. Die Enteisungsmittel seien organische Substanzen, die biologisch gut abbaubar und toxikologisch unbedenklich seien. Bislang wurde bereits ein Teil des Oberflächenwassers der Landebahn in den Waschbach eingeleitet. Die maximale Einleitmenge beträgt 175 Liter/Sekunde. An diesem Wert werde sich, so der Flughafen, nichts ändern. Außerdem werde der CSB-Wert von 50 mg/Liter (CSB bedeutet "chemischer Sauerstoffbedarf" und ist ein Indikator für die organische Gewässerbelastung) eingehalten. Regenwasser beispielsweise habe einen CSB-Wert von 30 mg/Liter.

In einer Stellungnahme gegenüber dem TV schreibt die Flughafen-Frankfurt-Hahn GmbH: "Durch den nunmehr einzuhaltenden restriktiven CSB-Wert von 50 mg/Liter ist nach fachlicher Einschätzung der zuständigen Oberen Wasserbehörde eine Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität im Brunnen der Gemeinde Enkirch durch Einleitung enteisungsmittelhaltigen Abwassers aus dem Regenrückhaltebecken Waschbach sicher ausgeschlossen." Doch die Verbandsgemeinde sieht das anders. Weisgerber: "Das sind Taschenspielertricks des Flughafens." Nicht allein die Einhaltung eines bestimmten Werts sei entscheidend, sondern auch die Gesamtmenge, die in den Bach fließe. Im Wasserhaushaltsgesetz heiße es unter anderem: "Dem Trinkwasser, das Voraussetzung für das menschliche Leben überhaupt ist, kommt unter den vom Wasserrecht geschützten Gütern eine hervorragende Stellung zu. Seine Qualität ist im Interesse der Allgemeinheit soweit irgend möglich sicherzustellen."

Und Weisgerber führt ein weiteres Argument an: "Man muss auch die voraussehbare künftige Entwicklung in Betracht ziehen." Der Flughafen wird weiter wachsen und damit auch die mögliche Belastung des Oberflächenwassers der Start- und Landebahn, der Rollbahnen und der Enteisungsflächen für die Flugzeuge.

Die Verbandsgemeinde hat dem Flughafen sogar Alternativen inklusive Kostenberechnung genannt, die aber ignoriert wurden. Die vernünftigste, so Weisgerber, wäre die komplette Einleitung des kontaminierten Wassers in die Kläranlage Dill (VG Kirchberg), in die sowieso schon ein Teil des belasteten Oberflächenwassers geleitet wird, oder in die Kläranlage Lötzbeuren (VG Traben-Trarbach).

Als dritte Alternative nennt die VG-Verwaltung die Möglichkeit, den Brunnen im Ahringsbachtal zu schließen und die Trinkwasserversorgung Enkirchs von Starkenburg aus mit einer Einspeisung durch die Wasserversorgung Hunsrück I zu gewährleisten.


"100 Prozent Sicherheit gibt es nicht"


Und was ist im Falle eines Störfalls, wenn womöglich belastetes Wasser unkontrolliert in den Waschbach läuft?, fragt Weisgerber. Dann müssten die Enkircher per Tanklastzügen mit Trinkwasser versorgt werden. Eine Vorstellung, die für den VG-Chef nicht in Frage kommt.

Andreas Helfer, Geschäftsführer der Flughafen-GmbH, meint dazu: "Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo." Er vermutet ganz andere Motive hinter den Bedenken der VG. Die VG wünsche die Neuordnung der Trinkwasserversorgung für Enkirch durch Anschluss an Starkenburg. Die Kosten solle dabei der Flughafen tragen. Helfer: "Dazu sehen wir aber keine Veranlassung."

(Trierischer Volksfreund vom 25.01.2005)

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