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Auch Hannover ringt um DHL-Drehkreuz

Leipzig. In Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit sind Unternehmensansiedlungen heiß begehrt. Um Großinvestitionen wie die der Post-Tochter DHL, die ein weiteres Luftdrehkreuz für ihre Fracht in Europa sucht, wird verständlicherweise besonders hart gerungen. Rund 1000 Arbeitsplätze sind im Gespräch. Nachdem in den letzten Tagen der Flughafen Leipzig/Halle als aussichtsreichster Kandidat für den weltweit tätigen Expressdienstleister gehandelt worden war (wir berichteten), bringen sich nun auch andere ins Gespräch: Hahn im Hunsrück, Köln und vor allem Hannover.

Seit Monaten werde mit DHL verhandelt, hieß es gestern am niedersächsischen Airport. Gemeinsam mit der Landesregierung in Hannover werde um den Zuschlag gekämpft. "Wir setzen alles daran, DHL von unseren Vorzügen zu überzeugen", sagte Andreas Krischat, Sprecher im Wirtschaftsministerium. Wirtschaftsstaatssekretär Joachim Werren ist sich laut "Hannoverscher Allgemeiner Zeitung" sogar sicher, dass die Niedersachsen das Rennen machen.

Wie Leipzig verfüge Hannover über gute Verkehrsanbindungen in zentraler Lage. Klar die Nase vorn habe man aber dank vorhandener zweiter Landebahn - eines der DHL-Kriterien. In Leipzig laufen dafür gerade die Bauvorbereitungen.

Wäre noch die 24-Stunden-Betriebserlaubnis, auf die der Expresdienstleister besonders Wert legt, schließlich will er an seinem neuen Drehkreuz rund zwölf Flugzeuge pro Nacht abfertigen. Leipzig verfügt über eine solche, in Hannover läuft sie Ende nächsten Jahres aus und muss verlängert werden. Kommt DHL, könnte dies bei Fluglärmgegnern im Norden Hannovers für einige Aufregung sorgen, so eine Flughafen-Sprecherin.

Die Geschäftsführung in Schkeuditz hält sich aus der Standortdiskussion heraus, verweist nur auf die gute Lage des Airports als Tor nach Osteuropa. Für DHL in der Tat ein Plus: "Wir könnten via Leipzig dann die östlichen Produktionsstandorte mit den wichtigsten Konsumzentren im Westen verbinden", zitiert die "Berliner Morgenpost" DHL-Direktor Thomas Pusch. Zugleich bemängelt er aber, dass der Airport nicht innerhalb der so genannten "blauen Banane" liege, einer Ellipse, die sich von Südschweden über Norddeutschland bis nach Paris erstreckt. In ihr sind Einkommen und Kaufkraft besonders hoch. Laut Pusch brauche Leipzig/Halle deshalb vordringlich schnelle Zugverbindungen nach Frankfurt, Brüssel und Köln, den wichtigsten DHL-Luftknoten. Immerhin sind dafür am Flughafen selbst die Voraussetzungen geschaffen mit Airport-Bahnhof, Anbindung ans Fernverkehrsnetz und einem Container-Umschlagbahnhof in unmittelbarer Nähe.

Andreas Dunte

(Leipziger Volkszeitung vom 03.12.2003)

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