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Start- und Landebahnverlängerung - Klartext

Interview mit Ulrike Müller, Leiterin Technische Abteilung der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH

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hahn affairs: Was ist denn momentan ganz aktuell?

Ulrike Müller: Ganz aktuell ist eine Untersuchung zur Mopsfledermaus, einer seltenen und geschützten Tierart. Ein Exemplar wurde im Sommer letzten Jahres in einem Waldstück südlich von Lötzbeuren gefunden. Wie sich herausstellte, gehörte das Tier zu einer Gruppe von Fledermausweibchen, die zusammen Ihre Jungen aufziehen. Solche Gruppen werden als Wochenstube bezeichnet. Im westlichen Mitteleuropa sind bislang nur wenige bekannt. Für Rheinland-Pfalz, ist es der erste Fund seit Ende der 7oer Jahre.

hahn affairs: Ja und wie wirkt sich das Tier auf die Ausbauplanung aus?

Ulrike Müller: Die Mopsfledermaus-Wochenstube wurde in einem Laubwaldbestand gefunden, in dem durch die geplante Verlängerung der Start- und Landebahn keine baulichen Maßnahmen oder Rodungen vorgesehen sind. Vielmehr hat die Flughafen FrankfurtHahn GmbH dort im RAmen der Landschaftspflegerischen Begleitplanung ohnehin Maßnahmen beantragt, die auch dem Erhalt und der Entwicklung von Fledermausquartieren dienen. So soll die forstwirtschaftliche Nutzung dieses Waldstücks eingeschränkt werden, damit potenzielle Quartierbäume erhalten bleiben. Zur Vorbereitung der öffentlichen Erörterung des Planfeststellungsantrages haben wir im März diesen Jahres durch einen Fledermaus-Sachverständigen der Universität Mainz die Bedeutung dieses Fundes für das Vorhaben bewerten lassen.
Dabei wurde abgeschätzt, ob sich durch die geplante Erweiterung des Flughafengeländes negative Auswirkungen auf die Kolonie der Mopsfledermaus ergeben könnten.

hahn affairs: Und was kam dabei heraus?

Ulrike Müller: Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass durch das Heranrücken des Flughafengeländes an das besagte Waldstück keine negativen Folgen für die Mopsfledermaus-Wochenstube zu erwarten sind. So wurden im Umfeld des Fundortes etwa 5oo potenzielle Quartierbäume nachgewiesen. Es besteht also ein ausreichend großes Quartierangebot für diese hochmobilen Tiere. Besonderes Augenmerk wurde bei der Untersuchung auf mögliche Lärmbelastungen durch startende und landende Flugzeuge gelegt. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass sich die Frequenzbereiche, in denen die Tiere Ortungssignale aussenden und kommunizieren, nicht mit den Frequenzbereichen der Flugzeuggeräusche decken. Dies lässt den Schluss zu, dass die Fledermäuse die Geräusche der Flugzeuge gar nicht wahrnehmen. Um jedoch noch fundierter den Fragen nachzugehen, die sich aus der Nachbarschaft des Flughafens zur Mopsfledermaus-Kolonie ergeben können, haben wir in diesem Sommer mit der Universität Mainz ein umfangreiches Monitoring-Programm gestartet. Dabei werden mehrere Tiere mit Sendern bestückt und ihr Verhaften dokumentiert.

hahn affairs: Was wurde bisher beobachtet?

Ulrike Müller: Bisher konnten schon eine männliche und zwei weibliche Mopsfledermäuse beobachtet werden. Die beiden Weibchen zählen offenbar zu einer kleinen Wochenstube. Ihre Quartiere suchen sie im Bereich der letztjährigen Fundstelle und weiter in Richtung Ahringsbachtal. Die Tiere jagen in den umliegenden Wäldern aber auch auf dem bestehenden Flughafengelände in unmittelbarer Nähe der Start- und Landebahn. Somit scheinen sich die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen, dass die Auswirkungen des Vorhabens auf die schützenswerte Mopsfledermaus kompensierbar sind. Klarheit schafft auch die bislang unbekannte Tatsache, dass die Mopsfledermaus bereits heute die Freiflächen des Flughafens als Jagdgeblet nutzt. Nach Abschluss des Monitorings soll mit den zuständigen Behörden abgestimmt werden, ob weitere Maßnahmen zur SicherunR des Mopsfledermaus-Bestandes im Umfeld des Flughafens notwendig sind.

(hahn affairs vom 01.08.2004)

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