Der Verkaufspoker am Hahn geht weiterEin Käufer des Flughafens Hahn ist aus dem Rennen. Bereits im Januar wurde der Kaufvertrag aufgelöst. |
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Von Bernd Wientjes HAHN: Im Juli vergangenen Jahres zeigte sich der Insolvenzverwalter des Flughafens Hahn, Jan Markus Plathner, optimistisch, mit dem eigens gegründeten Unternehmen Swift Conjoy den richtigen Käufer für den Hahn gefunden zu haben. Nachdem die Gläubigerversammlung dem Verkauf des finanziell angeschlagenen Flughafens an das Unternehmen zugestimmt hatte, sagte Plathner, man habe im Bieterverfahren geprüft, ob die Investoren finanzkräftig genug seien. Damals ging er davon aus, "dass der Käufer alle Mitarbeiter übernehmen und den Flughafen weiterführen will". Doch der Optimismus wich schnell, die Zweifel wuchsen. Swift Conjoy zahlte nicht die vereinbarte Kaufsumme, ließ mehrere Fristen verstreichen und beantragte auch nicht die Betriebsgenehmigung für den Hahn. Plathner verhandelte daher mit weiteren Interessenten. Mit Erfolg: Zum einen unterschrieben die Betreibergesellschaft des Nürburgrings (NR Holding), hinter der der russische Milliardär Viktor Charitonin steht, und die Mainzer Immobiliengruppe Richter jeweils gültige Kaufverträge. Anders als Swift Conjoy hinterlegten beide Interessenten auch die vereinbarte Kaufsumme. Trotzdem war der erste Käufer zunächst weiter im Rennen. Zumindest formal. Denn im Januar wurde der Kaufvertrag mit Swift Conjoy von Plathner aufgelöst, wie unsere Redaktion aus Flughafenkreisen erfuhr. Eine Bestätigung des Insolvenzverwalters gab es dafür zunächst nicht. Noch bei der Gläubigerversammlung Anfang Februar in Bad Kreuznach vermittelte Plathner den Eindruck, Swift Conjoy gehöre weiterhin zum Kreis der Interessenten. Man musste damals davon ausgehen, dass das eigens gegründete Konsortium den Kaufvertrag vollziehen könne, falls die geforderte Summe (die deutlich über 20 Millionen Euro gelegen haben soll) gezahlt werde. Dass es zu diesem Zeitpunkt gar keinen Vertrag mehr mit Swift Conjoy gab, ließ Plathner nicht durchblicken. Damit sind nur noch die beiden Vertragspartner NR Holding und Richter im Rennen sowie als Interessent der türkische Flughafenbetreiber YDA. Insider geben diesem aber derzeit offenbar geringe Chancen, den Zuschlag für den Kauf des Hahns zu erhalten. Am 30. März sollen die Gläubiger von vier Hahn-Schwestergesellschaften in sogenannten besonderen Gläubigerversammlungen am Insolvenzgericht Bad Kreuznach erneut über den Verkauf des Flughafens Hahn entscheiden. Interessant dabei ist, ob die Gläubiger möglicherweise nun doch dem Verkauf des Hahn an die NR Holding zustimmen. Ausschlaggebend dürfte die Haltung der Bundesregierung sein. Diese könnte ein Veto gegen den Verkauf an Charitonin einlegen. Zum einen müsste der Hahn als kritische Infrastruktur eingestuft werden (was das Bundesinnenministerium im Gegensatz zum rheinland-pfälzischen Innenministerium ablehnt). Zum anderen könnte das Bundeswirtschaftsministerium den Verkauf gemäß dem Außenwirtschaftsgesetz stoppen. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" stehen Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland dem Verkauf an Charitonin entgegen. |
(Trierischer Volksfreund vom 17.03.2023)