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Russischer Unternehmer kauft den Flughafen Hahn

Trier Die Betreibergesellschaft des Nürburgrings übernimmt den insolventen Flughafen - der Kaufvertrag ist bereits unterzeichnet.

Von Bernd Wientjes, Chefreporter

Der Flughafen Hahn wird wohl an die Betreibergesellschaft des Nürburgrings verkauft. Das hat unsere Redaktion aus dem Umfeld des Flughafens erfahren. Der Gläubigerausschuss der insolventen Flughafengesellschaft hat dem Verkauf nach unseren Informationen bereits zugestimmt. Der Kaufvertrag ist bereits unterzeichnet und notariell bestätigt.

Am kommenden Dienstag werden demnach die Gläubiger der Tochtergesellschaften in sogenannten „besonderen Gläubigerversammlungen“ beim Amtsgericht Bad Kreuznach über den erneuten Verkauf informiert. Unsere Redaktion hatte darüber exklusiv diese Woche berichtet.

Laut Ankündigung soll es dabei um die Beschlussfassung der Gläubiger über „die Veräußerung des Unternehmens“ gehen. Verwiesen wird auf „besonders bedeutsame Rechtshandlungen des Insolvenzverwalters“ nach Paragraf 160 der Insolvenzordnung. Demnach hat der Insolvenzverwalter die Zustimmung des Gläubigerausschusses einzuholen, „wenn er Rechtshandlungen vornehmen will, die für das Insolvenzverfahren von besonderer Bedeutung sind“. Dazu sei die Zustimmung der Gläubigerversammlung einzuholen.

Der Verkauf des Hahn an die eigens gegründete Swift Conjoy ist geplatzt, weil das Unternehmen mehr als ein halbes Jahr nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags nicht das darin geforderte Geld überwiesen hat.

Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner hatte daher seit Wochen hinter den Kulissen mit NR Holding, der Betreibergesellschaft des Nürburgrings, verhandelt. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es auch am Freitag nicht.

Russischer Unternehmer kauft Flughafen Hahn

Hinter NR-Holding steht der russische Unternehmer Victor Charitonin. Er ist ein millardenschwerer Pharmaproduzent. Charitonin fällt nicht unter die Sanktionen für russische Unternehmen und Oligarchen. Der Unternehmer ist zu 99 Prozent an der NR Holding beteiligt. Weil der Verkauf einen sensiblen Bereich der Infrastruktur an einen Russen betrifft, kann es sein, dass sich das Bundeswirtschaftsministerium noch damit beschäftigen wird. Verpflichtend ist es nicht, dass von dieser Seite eine Genehmigung erfolgt.

Aus dem Umfeld der Belegschaft ist zu vernehmen, dass der Einstieg der NR Holding in den Hahn ein gutes Signal sei. Die Betreibergesellschaft des Rings zeuge von großer Professionalität, heißt es. Dass dahinter ein Russe steht, müsse kein Nachteil sein. Man müsse dem Investor ohne Vorbehalte begegnen. Er habe mit seiner Gesellschaft bewiesen, dass er in der Lage sei, ein insolventes Unternehmen wieder erfolgreich zum Laufen zu bringen.

Experten gehen davon aus, dass der erneute Kaufvertrag bis März vollzogen werden könnte und dann NR Holding das Sagen auf dem Hahn haben wird. Der Flughafen hatte im Oktober 2021 Insolvenz angemeldet.

Plathner suchte in einem internationalen Bieterverfahren nach Investoren. Ende Juni vergangenen Jahres präsentierte er dann Swift Conjoy. Zweifel an der Seriosität der Investoren hatte der Insolvenzverwalter damals nicht. Trotzdem zeigte sich Plathner angesichts des zögerlichen Verhaltens von Swift Conjoy verärgert.

(Trierischer Volksfreund vom 03.02.2023)