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US-Militär: Waffenlieferungen über den Flughafen Frankfurt-Hahn in die Ukraine?


Deutschland weigert sich, die Ukraine zum Schutz gegen eine Invasion Russlands mit Waffen zu unterstützen. Gleichzeitig gibt es aber Hinweise, dass die USA über den Hahn Waffen nach Kiew transportieren. Unklar ist allerdings, ob hierfür überhaupt eine Genehmigung der Bundesregierung vorliegt.

Von Bernd Wientjes

LAUTZENHAUSEN Die Haltung der Bundesregierung ist eindeutig: Deutschland schickt keine Waffen in die Ukraine, mit denen sich diese gegen einen möglichen Einmarsch russischer Truppen zu Wehr setzen könnte. Die Bundesregierung erteile "im Hinblick auf den Konflikt in der Ukraine keine Genehmigung für die Lieferung von letalen Kriegswaffen", lautete die offizielle Sprachregelung.

Ganz auf Unterstützung des osteuropäischen Staates verzichten will man aber nicht. Immerhin hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) angekündigt, 5000 Helme aus dem Bundeswehrbestand in die Ukraine zu liefern. Mit diesem "Angebot" hat sich die Ministerin zum Gespött in den sozialen Medien und auch bei einigen Verbündeten gemacht. Zumal die USA keine Probleme damit haben, Waffen in die Ukraine zu liefern. Und das aller Wahrscheinlichkeit nach sogar über Deutschland, genauer gesagt über den Flughafen Hahn

Am vergangenen Wochenende starteten zwei Flüge der amerikanischen Fluggesellschaft National Airlines von der Travis Air Force Base in Südkalifornien mit dem Ziel Kiew. Beide Flüge legten eine Zwischenlandung auf dem Hahn ein, bevor die Maschinen vom Typ Boeing 744 einen Tag später weiterflogen und in der ukrainischen Hauptstadt landeten Das lässt sich aus verschiedenen Flugüberwachungsseiten im Internet nachvollziehen.

Demnach startete der erste Flug am Donnerstag vergangener Woche um 22.25 Uhr Ortszeit von der Militärbasis und landete um 17.17 Uhr auf dem Hahn. Freitags um 20.22 Uhr hob die 744 vom Hunsrückflughafen ab, um nach zwei Stunden und neun Minuten in Kiew zu landen. Am Samstag startete um 17.41 Uhr eine weitere Maschine von der Air Base und landete nach etwas mehr als zehn Stunden im Hunsrück, von wo aus es am vergangenen Sonntag um 16.08 Uhr nach Kiew ging. National Airlines wirbt auf seiner Internetseite damit auch militärische Charterflüge anzubieten.

Die Bürgerinitiative Nachtflughafen Hahn vermutet, dass an Bord der beiden Maschinen Waffen waren. Dafür spricht ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters von vergangenem Sonntag. Darin heißt es, dass sich der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov für die zweite Lieferung von Waffen aus den USA bedankt. Über Twitter teilte Reznikov an dem Sonntag mit: "Mehr als 80 Tonnen Waffen zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine von unseren Freunden in den USA! Und das ist nicht das Ende." Die USA haben der Ukraine eine Militärhilfe in Höhe von rund 200 Millionen Dollar zugesagt.

Nun stellt sich allerdings die Frage, ob der mutmaßliche Waffentransport von den USA via Hahn nach Kiew überhaupt erlaubt war. Während die Nato-Partner untereinander eine Dauerüberfluggenehmigung für reguläre Flüge haben, muss für den Transport von Waffen oder Munition über Deutschland eine Genehmigung, eine sogenannte diplomatic clearance vorliegen.

Das Fehlen dieser Genehmigung hat bereits dazu geführt, dass britische Flugzeuge mit sogenannten leichten Panzerabwehrwaffen den deutschen Luftraum umfliegen mussten. Und wie sieht es im Fall der von der Air Base in Südkalifomien gestarteten Maschinen von National Airlines aus, die auf dem Hahn zwischengelandet sind? Dazu heißt es auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Bundesverteidigungsministerium, dass für Flüge dieser Airline mit der Kennung CMB eine Dauerüberfluggenehmigung vorliege. Was konkret in den beiden Maschinen transportiert worden ist, kann der Ministeriumssprecher nicht sagen.

Immer wieder wurden über den Hahn zivile Militärflüge abgewickelt. Zumeist transportierten amerikanische Airlines im Auftrag der US-Armee Truppen oder auch Material etwa nach Afghanistan oder auch Kuwait. Die Bürgerinitiative vermutet, dass in den Frachtmaschinen zumeist auch Waffen, Munition und weiteres Kriegsgerät transportiert wird.



Samstag, 22.01.2022, N919CA in Kiew

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N919CA in Kiew
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Ausladen der N919CA


(Trierischer Volksfreund vom 27.02.2022)