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Wann fließt das Geld für den Kauf des Hahn?


Über einen Monat nachdem die Gläubiger des insolventen Flughafens Hahn dem Verkauf des Airports an das Konsortium Swift Conjoy zugestimmt haben, ist der Deal noch immer nicht perfekt. Für Irritationen sorgen unterdessen Meldungen, dass der Treibstoff am Hunsrückflughafen angeblich knapp ist.

LAUTZENHAUSEN Obwohl die Gläubiger im Juli grünes Licht für den Verkauf des insolventen Flughafens Hahn an die eigens gegründete Gesellschaft Swift Conjoy gegeben haben, ist der Deal noch immer nicht perfekt. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass das sogenannte Closing, also der Vollzug des Verkaufs "im Laufe des Monats September" erfolgen werde. Eine Änderung sei aber möglich, so der Sprecher. Erst wenn der neue Eigner das Geld überwiesen hat, sei der Vertrag "closed", sagte Plathner nach der Gläubigerversammlung Anfang Juli. Er zeigte sich damals davon überzeugt, dass kein Problem sei. Man habe im Bieterverfahren geprüft, ob die Investoren finanzkräftig seien.

Hinter den Käufern Swift Conjoy stehen der Frankfurter Immobilienvermarkter Swift und die britische Investorengruppe namens Conjoy. Während Swift auf seiner Internetseite damit wirbt, seit über zehn Jahren "erfolgreich deutsche und internationale Mandanten beim wertsteigernden Management großer Vermögen" zu beraten und "langfristige renditeorientierte Immobilienprojekte" zu entwickeln, ist die britische Conjoy Invest weiterhin eine Black Box beim Hahn-Verkauf. Noch immer gibt es kaum Informationen über das im vergangenen Jahr gegründete Unternehmen. Auch mehr als einen Monat nach dem Verkauf des Hahn an das Konsortium findet sich auf der Internetseite von Conjoy Invest weiterhin nichts außer dem Firmennamen mit dem Zusatz "Cargo, Passenger, Community". Plathner pries das britische Unternehmen nach Bekanntwerden des Flughafenverkaufes damit an, dass es "profunde Erfahrung in den Branchen Luftfahrt, Flughäfen, Reise und Retail" habe. Die beiden Chefs von Conjoy, Martin Mansell und Peter Anthony hätten Erfahrungen mit dem Flughafengeschäft. Auch gebe es Gesellschafter mit entsprechender Expertise.

Unterdessen geht der Flugverkehr auf dem Hunsrückflughafen weiter. Im ersten Halbjahr legte die Zahl der Passagiere im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum deutlich zu, nämlich um 332 Prozent auf 574.711. Was wohl auch mit dem Ende der Corona-Einschränkungen beim Flugverkehr zusammenhängt. Das Frachtgeschäft hingegen sank im ersten Halbjahr um 19,2 Prozent auf 109.727 Tonnen.

Für Irritationen sorgt eine Mitteilung des Frachtunternehmens Senator International, in dessen Auftrag die Fluggesellschaft Magma Aviation vom Hahn aus fliegt. Vergangene Woche teilte Senator auf seiner Internetseite mit, dass es am Hahn "für einzelne Flüge weiterhin zu Treibstoffengpässen (fuel shortage) kommen" könne. Als Folge seien Flugplanabweichungen möglich: Notfalls würden Flüge auf den Flughafen Lüttich ausweichen. Hängen die Treibstoffengpässe mit der ebenfalls in Insolvenz geratenen Hahn-Tochtergesellschaft Jet Fuel Hahn GmbH, die für die Betankung der Flugzeuge zuständig ist, zusammen? "Nein", sagt der Sprecher des Insolvenzverwalters. Alle Fluggesellschaften, die den Hahn anfliegen würden, bestellten bei fünf Ölkonzernen feste Tankkontingente. Bei einzelnen Frachtfluggesellschaften komme es durchaus vor, dass sie ihre Tankkontingente ausschöpfen. "Dann obliegt es den liefernden Ölkonzernen, das jeweilige Kontingent zu erhöhen und mehr Treibstoff bereitzustellen oder nicht. Diese Lieferverträge sind gängige Praxis und werden auch an anderen europäischen Frachtflughäfen so gehandhabt", so der Sprecher. Entsprechend disponierten Frachtfluggesellschaften ihre Flüge oft kurzfristig. Davon profitiere auch der Hahn, "wenn nämlich Flüge hierher verlegt werden, weil das Tankkontingent einer Airline woanders ausgeschöpft ist". Für langfristig geplante Passagierflüge würden die Fluggesellschaften entsprechende Lieferverträge mit den Ölkonzernen abschließen.

Auffallend ist, dass Magma seit Beginn des Insolvenzverfahrens des Hahn im vergangenen Oktober etliche Flüge aus dem Hunsrück nach Frankfurt und ins belgische Lüttich verlegt hat.

Unfreiwillig in Lüttich landen musste am vergangenen Freitag eine Boeing 747 von Magma. Sie startete vom Hahn aus Richtung Mumbai in Indien. Wegen Triebwerksproblemen wegen eines Vogelschlags entschied sich der Pilot der Maschine, den Flug abzubrechen und deshalb 89 Tonnen Kerosin auch über der Region abzulassen, bevor die Maschine dann in Lüttich unplanmäßig landete.

(Trierischer Volksfreund vom 16.08.2022)