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Hahn-Verkauf perfekt - so geht es jetzt weiter


Die neuen Investoren dürfen den insolventen Hunsrück-Flughafen übernehmen - und zwar schuldenfrei. Dem stimmten die Gläubiger am Donnerstag zu. Nun müssen die Käufer nur noch den vereinbarten Preis überweisen. Der Insolvenzverwalter des Hahn ist überzeugt, dass das kein Problem ist.

Von Bernd Wientjes

LAUTZENHAUSEN Der Verkauf des insolventen Flughafens Hahn hat eine weitere Hürde genommen. Die Gläubiger haben zugestimmt, dass die eigens gegründete Gesellschaft Swift Conjoy den Hunsrück-Flughafen übernehmen kann. Der Beschluss sei einstimmig gefasst worden, teilte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner nach den Sitzungen der Gläubigerversammlungen der einzelnen Gesellschaften in Bad Kreuznach mit. "Wir sind ein großes Stück weiter gekommen", sagte Plathner hörbar erleichtert. Hinter dem Jonit Venture Swift Conjoy steht der Frankfurter Immobilienvermarkter Swift und die britische Investorengruppe namens Conjoy.

Noch ist der Verkauf des Hahn, der im vergangenen Oktober Insolvenz angemeldet hat, aber nicht in trockenen Tüchern. Erst wenn der neue Eigner das Geld überwiesen hat, sei der Deal "closed", wie es der Insolvenzverwalter formuliert hat. "Das dürfte aber kein Problem sein", ist Plathner überzeugt.

Man habe im Bieterverfahren geprüft, ob die Investoren finanzkräftig seien. Nicht zu den Aufgaben eines Insolvenzverwalters gehöre hingegen, die "tiefgehende Prüfung" eines Konzeptes. Trotzdem zeigte sich Plathner optimistisch, dass der Flugbetrieb am Hahn weitergehen werde. "Es ist doch Tatsache, dass der Käufer alle Mitarbeiter übernehmen und den Flughafen weiterführen will. Das zeigt, dass er ein Konzept hat." Zu dem vereinbarten Kaufpreis sagte Platner erneut nichts. Nur so viel: Die Käufer übernehmen einen schuldenfreien Flughafen. Dass ein rentabler Flughafenbetrieb möglich sei, habe sich in den vergangenen Wochen gezeigt. Man habe, mit Hilfe der Mitarbeiter geschafft, dass Hahn wieder eine schwarze Null schreibe und aus eigener Kraft betrieben werden könne. Zweifel an der Seriosität der Investoren sind aus seiner Sicht nicht berechtigt. Vor allem über Conjoy gibt es kaum Informationen. Auch finden sich keinerlei Hinweise auf Referenzen, die von Plathner nach Bekanntwerden des Flughafenverkaufes als "profunde Erfahrung in den Branchen Luftfahrt, Flughäfen, Reise und Retail" angepriesen wurden. Der Insolvenzverwalter wiederholte am Donnerstagmittag, dass die beiden Chefs von Conjoy, Martin Mansell und Peter Anthony, Erfahrungen mit dem Flughafengeschäft hätten. Auch stünden Gesellschafter hinter den Investoren mit der entsprechenden Expertise.

Diese Aussage lässt aufhorchen. Denn es gibt das Gerücht, dass womöglich Lufthansa hinter dem Kauf des Flughafens Hahn stehen könnte. Die Airline wolle im Hunsrück angeblich einen Teil ihrer Pilotenausbildung absolvieren und von Hahn aus zu Trainingsflügen, sogenannten Platzrunden, starten. Ein Lufthansa-Sprecher teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass der Hahn "grundsätzlich" für das Flugtraining infrage komme. Eine vertragliche Vereinbarung sei dafür nicht notwendig. Auch eine Zusicherung einer bestimmten Zahl von "Trainingsereignissen" sei unüblich. Der Sprecher sagte: "Generell geht es beim Flugtraining primär darum, Landungen zu trainieren, dies ist oft gesetzlich vorgeschrieben für den Erwerb einer Lizenz für einen bestimmten Flugzeugtyp." Infrage kämen hierfür Flughäfen mit entsprechender freier Kapazität, wie etwa Rostock-Laage, die zudem am Trainingstag aufgrund des Wetters uneingeschränkt anfliegbar seien. "Da dieses Training nur unregelmäßig und typischerweise in größerem zeitlichen Abstand stattfindet, ist keine Voraussage möglich, inwieweit oder wann Hahn dazu genutzt wird", so der Lufthansa-Sprecher.

Ohnehin müssen die Käufer des Hahn eine neue Betreibergesellschaft gründen, da die bestehende liquidiert wird. Daher muss auch eine neue Flughafengenehmigung inklusive Nachtfluggenehmigung beim Landesbetrieb Mobilität beantragt werden.

Mit dem Verkauf des Hahn ist die Arbeit von Plathner noch lange nicht beendet. Er rechnet damit, dass das Insolvenzverfahren und die Auflösung der einzelnen Gesellschaften noch Jahre dauern kann.

(Trierischer Volksreund vom 08.07.2022)