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Betriebsrat zeigt Hahn-Chef an - Flughafen-Geschäftsführer soll sich interne Informationen beschafft haben


Weil er sich angeblich interne Betriebsratsinformationen beschafft haben soll, hat der Betriebsrat des Flughafens Hahn Geschäftsführer Heinz Rethage angezeigt. Konkret geht es um einen Mailverkehr zwischen dem Betriebsrat und den Anwälten eines gekündigten Mitarbeiters.

Der finanziell angeschlagene Flughafen Hahn kommt nicht zur Ruhe. In die Turbulenzen um staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen angeblicher Untreue aktiver und ehemaliger Flughafenmitarbeiter platzte einen Tag nach einem heftigen Schlagabtausch darüber im Landtag gestern die Nachricht, dass der Betriebsrat den Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage angezeigt hat. Betriebsratschef Thomas Dillmann bestätigte unserer Zeitung, Strafanzeige gegen den Flughafenchef gestellt zu haben.

Beauftragt mit der Formulierung der Strafanzeige wurde die Anwaltskanzlei Wohlleben und Partner in Zell (Kreis Cochem-Zell). Am Freitag sei eine zweiseitige Strafanzeige an die zuständige Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Koblenz hinausgegangen, sagte Rechtsanwalt Georg Wohlleben. Rethage werde vorgeworfen, die Betriebsratstätigkeit gestört und behindert zu haben. Zudem soll er eine Mitarbeiterin, die sich an den Betriebsrat gewandt habe, unter Druck gesetzt haben. Nach TV-Informationen geht es bei den Vorwürfen unter anderem um die Kündigung des einstigen Prokuristen und Chefs der Verkehrsleitung, Stefan Maxeiner. Dieser wehrt sich juristisch gegen die Entlassung durch Rethage. Maxeiner wird vorgeworfen, ein Fahrzeug der Flughafenfeuerwehr privat genutzt zu haben.

Frau unter Druck gesetzt?

Anfang November vergangenen Jahres soll der Betriebsrat zu der Kündigung angehört worden sein. Die Arbeitnehmervertretung stimmte demnach mit den Anwälten Maxeiners Widerspruch gegen die Kündigung ab - und zwar per E-Mail. Angeblich soll es keinen Ausdruck der per Internet verschickten und empfangenen Nachrichten gegeben haben. Trotzdem soll sich Rethage - so der Vorwurf - auf ungeklärtem Weg einen Ausdruck des internen Schriftwechsels besorgt haben. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Hahn-Chef bei einer Sitzung mit Vertretern des Aufsichtsrats Ende Januar die Ausdrucke des E-Mail-Verkehrs dabeigehabt haben. Rethage soll den Betriebsrat massiv angegriffen und mit gerichtlichen Schritten gegen das Gremium gedroht haben.

Maxeiners Name steht auch im Zusammenhang mit den derzeit laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen angeblicher Untreue. 2009 soll er den Vertrag mit einer Dienstleistungsfirma unterschrieben haben, die den Auftrag für die Passagierabfertigung am Hahn bekommen hat. Kurz nach der Vertragsunterzeichnung hat Maxeiners Frau alle Gesellschafteranteile der Firma erworben. Das Unternehmen, dessen Vertrag vorzeitig verlängert worden war, soll angeblich üppige Gewinne eingestrichen haben.

Der zweite Vorwurf gegen Heinz Rethage lautet: Nach einem Gespräch mit dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden soll er eine Mitarbeiterin darauf angesprochen und sie unter Druck gesetzt haben.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte Rethage, er habe von der Strafanzeige gehört und warte sie "entspannt" ab. Dem Hahn-Chef wird von einigen Mitarbeitern ein teils diktatorischer Stil vorgeworfen. Er verhalte sich häufig wie ein Bulldozer, heißt es.

(Trierischer Volksfreund vom 28.03.2014)