"Regierung macht am Hahn alles richtig"

LUFTVERKEHR Flughafen-Chef Bunk zu EU-Verfahren, Job-Abbau und ehrgeizigen Sparplänen / Neuer Aderlass bei Ryanair?

LAUTZENHAUSEN - Diese Worte dürften der Opposition in Rheinland-Pfalz nicht gefallen: "Die Landesregierung macht alles richtig im Moment". Sagt Markus Bunk, Geschäftsführer des Flughafens Hahn, im Gespräch mit dieser Zeitung. Nun ist das Land Gesellschafter des Hunsrück-Airports, und Bunk ein Vertrauter von Aufsichtsratschef und Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD).

Doch tatsächlich dürfte es den Hahn, anders als Zweibrücken, zunächst einmal nicht so hart treffen, was die ausstehenden Verfahren in Brüssel betreffen. Die EU-Kommission prüft noch, ob in den vergangenen Jahren unerlaubte Beihilfen vom Land an den Flughafen geflossen sind und damit Wettbewerbsrecht verletzt wurde. Die Regierung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat aus Brüssel mittlerweile einen Brief ("Comfort Letter") erhalten mit der Aussicht, dass diese alten Verfahren "eingestellt" werden. Insofern gut, weil der Flughafen Hahn nun nach vorne blicken kann. Und die Lage ist schwierig, das verrät schon der Blick auf die nackten Zahlen. Im ersten Halbjahr 2014 ging die Zahl der Passagiere weiter zurück, um 7,2 Prozent auf 1,1 Millionen, verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2013. Bei der Fracht ging es sogar um 28 Prozent runter. Bunk weist darauf hin, dass diese Zahlen nicht überraschend sind - so habe ja Ryanair vergangenes Jahr angekündigt, Flüge zu reduzieren, auch sprangen wichtige Fracht-Airlines ab. Andererseits gibt es zwischendurch auch immer mal wieder positive Botschaften, wenn auch im bescheidenen Umfang. Etwa, dass China Air Cargo ab September vom Hahn fliegen will, oder dass die Wizz Air mehr Flüge anbietet.

Bunk ist zuversichtlich, dass Ende des Jahres die Zahl von 2,4 Millionen Passagiere steht - zu Hochzeiten, vor sechs Jahren, waren es mal vier Millionen. Doch nun droht nach Informationen unserer Zeitung neues Ungemach für den Flughafen: So soll der irische Billigflieger Ryanair dem Vernehmen nach planen, im Sommer 2015 nur noch eine Maschine am Hahn zu stationieren. Zwar sagte Ryanairchef O`Leary unlängst bei einem Hahn-Besuch, nicht die stationierten Jets seien entscheidend, sondern die tatsächlichen Flüge. Doch sollten sich die Informationen bewahrheiten, wäre das ein Fall ins Bodenlose. Stationierte Maschinen binden Jobs am Flughafen. Bunk kennt die Infos nicht. Derzeit sind am Hahn im Sommer sechs und im Winter vier Maschinen stationiert. Ursprünglich waren es mal neun im Sommer.

Ansonsten steht die Zeichen weiter auf Sanieren. Alleine in diesem Jahr will der Flughafen durch Kostensenkungen Verbesserungen - strukturell - von drei Millionen Euro auf den Weg bringen. Das wirkt nicht sofort, verrät Bunk, der mit einem Defizit von 16 bis 17 Millionen Euro in diesem Jahr rechnet, kein Pappenstiel. Bunk spricht Klartext, was frühere Sondereffekte betrifft: "Das Tafelsilber ist verkauft, wir nähern uns der ehrlichen Zahl an."

Viele Ausschreibungen

Bunk nennt Beispiele, wo gespart oder umstrukturiert wird: So betreibt der Flughafen das Terminal für die Privat- und Businessflüge ("General Aviation Terminal") wieder selbst. Auch auf anderen Feldern schaut der Airport, ob er es künftig selbst macht, etwas bei der Gepäckabfertigung. Die Passagierabfertigung, also der Check-In, soll 2015 ausgeschrieben werden. Sie wird noch vom externen Dienstleister SSD erledigt. Ob es günstiger wird, weiß man nicht. Derzeit untersucht die Staatsanwaltschaft, ob dem Flughafen hier ein wirtschaftlicher Schaden durch unvorteilhafte Verträge früherer Jahre entstanden ist. Es besteht gegen Ex-Geschäftsführer Jörg Schumacher Untreueverdacht. Ausgang: Offen.

Zum Job-Abbau: Es bleibt der angestrebten Zahl von 100 Stellen (derzeit 380 Mitarbeiter). Was die internen Streitereien betrifft, so ist es seit dem Weggang von Co-Geschäftsführer Heinz Rethage ruhiger geworden. Ein Mediator steht den Mitarbeitern zur Verfügung. Wenigstens an dieser Front herrscht Ruhe.