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"Wild-West-Methoden am Flughafen Hahn"


Von Markus Lachmann

HUNSRÜCK-AIRPORT CDU über Vorwürfe des Betriebsrats erschrocken, Regierung entspannt

MAINZ/LAUTZENHAUSEN - Die CDU-Opposition verlangt von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) eine Einschätzung, wie es der Flughafen Hahn mit Betriebsverfassungsgesetz, Arbeitsrecht und Datenschutz hält. Hintergrund ist die Strafanzeige des Betriebsrats gegen Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage (wir berichteten). Rethage so der Vorwurf, soll sich aus dem Rechner des Betriebsrats interne Informationen, womöglich über einen Mittelsmann, besorgt haben. Diese Informationen habe er verwendet, um Druck auf den Betriebsrat auszuüben und dessen Arbeit zu behindern.

Wutbrief an Dreyer

Adolf Kessel, Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), sprach von "Wild-West-Methoden", mit denen offensichtlich am Flughafen gearbeitet werde. "Von ordentlicher Personalführung hat die SPD-geführte Landesregierung keine Ahnung." Und weiter: "Erfolgreiche Unternehmen in Rheinland-Pfalz gehen anders mit ihren Beschäftigten um."

Innenstaatssekretär Günter Kern (SPD) sagte dieser Zeitung, er könne die Vorwürfe nicht beurteilen. Der Staatssekretär hatte, nachdem es vor einigen Wochen einen Wutbrief des Betriebsrats an die Ministerpräsidentin gegeben hatte, am Hahn Gespräche geführt. Über Rethage sagte Kern: "Er hat einen glasklaren Auftrag". Wenn man Strukturen verändere, habe man nicht unbedingt "die Leute auf seiner Seite".

In der Ära Rethages, der seit 14 Monaten im Amt ist, wurde ein umfassendes Sanierungskonzept auf den Weg gebracht. Es sieht einen Stellenabbau bei der Hahn GmbH bis 2018 von insgesamt 100 Jobs vor. Zudem untersucht die Staatsanwaltschaft Koblenz derzeit zwei Auftragsvergaben des Flughafens aus dem Jahr 2009. Gegen Ex-Geschäftsführer Jörg Schumacher, den früheren Prokuristen sowie den Finanzchef des Flughafens läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue.

Rethage, der vom Innenminister unlängst als "harter Hund" bezeichnet wurde, hat noch einen Vertrag bis Ende des Jahres. Wie er am vergangenen Mittwoch sagte, wolle er sich danach wieder seiner Tenniskarriere widmen. Staatssekretär Kern sagte, er habe das zur Kenntnis genommen

(Allgemeine Zeitung vom 01.04.2014)