Alter Wein in neuen Schläuchen
Darauf wäre ja überhaupt niemand gekommen. Ein Geschäftsmodell, was seit 20 Jahren nicht funktioniert, soll jetzt die Wende bringen. Wirklich grandios!

Zurück zur Übersicht

drucken

Raus aus den Miesen: Hahn will verstärkt auf Frachtflüge setzen


Rheinland-Pfalz - Die März-Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH muss sich über mehrere Stunden hingezogen haben. Der neue Geschäftsführer Heinz Rethage hat ehrgeizige Pläne. Er will den defizitären Flughafen nicht nur zukunftsfest machen, sondern auch aus den Miesen führen.

Dazu gilt es, das operative Geschäft auf eine gesunde Basis zu stellen. Derzeit fährt der Hahn in diesem Bereich ein Defizit von rund fünf Millionen Euro ein. Das ist zu viel, um von staatlichen Subventionen unabhängig zu werden.

Rethage hat im Aufsichtsrat nach Informationen unserer Zeitung ein umfangreiches Papier vorgestellt. Der Manager, der als kompromissloser Sanierer gilt, will die fehlenden fünf Millionen Euro künftig einsparen. Die Kreditverpflichtungen werden indes vom Land übernommen. Dazu wurde jüngst ein Nachtragshaushalt verabschiedet.

Bei einem Umsatzvolumen von gut 40 Millionen Euro sollen die Kosten des Flughafens um rund 10 Prozent gedrückt werden. Das gilt als realistisch. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Arbeit gestrafft und umorganisiert, müssen Sachkosten verringert werden. "Prozesskostenoptimierung" nennt man das. Rethage durchforstet im Moment den ganzen Flughafen nach Einsparpotenzialen.

Dabei setzt die Flughafengesellschaft, auch wenn die Grünen das nicht gerne hören, auf Wachstum. Und zwar im Frachtbereich. Dort hat es zwar jüngst einen harten Einbruch gegeben, davor aber verlässliche Steigerungstendenzen. Nahezu alle einschlägigen Studien gehen davon aus, dass der Markt für Luftfracht in Zukunft wächst - trotz gelegentlicher Dellen. Rethage und sein Team wollen in diesem Bereich auf Ausbaukurs gehen. Ob im Passagierbereich indes noch große Zuwachsraten zu erzielen sind, ist eher fraglich.

Gerüchte in Medien, dass die irische Billigfluggesellschaft Ryanair zum Frankfurter Flughafen abwandern könnte, scheinen indes haltlos. Weder am Hahn noch bei der Frankfurter Fraport weiß man davon. In der Fachwelt glaubt man allenfalls, dass die Grenze zwischen Billigflieger und Traditionslinie künftig durchlässiger wird. Abweisen würde Frankfurt Ryanair natürlich nicht. "Wir stehen für alle Airlines offen", so Fraport Vize-Sprecher Christopher Holschier.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

(Rhein-Zeitung vom 06.04.2013)