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Scheitert das Vorhaben der Hahn-Manager?

Noch immer steht kein Gesprächstermin fest, bei dem die Manager des Flughafens Hahn dem rheinland-pfälzischen Verkehrsminister ihre Pläne für eine Privatisierung vorstellen wollen. Möglicherweise wird das Land das Vorhaben ohnehin ablehnen, weil für die Investorensuche eine Ausschreibung notwendig ist.

Lautzenhausen. Wer sind die Investoren, die zusammen mit Managern des Flughafens Hahn 25 Millionen Euro für die ehemalige US-Airbase aufbringen wollen? Auch eine Woche nachdem Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher die Pläne vorgestellt hat, sind die Geldgeber in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Selbst im rheinland-pfälzischen Innenministerium, das zuständig ist für den Hunsrückflughafen, weiß man nicht, wen die Manager für ihre Privatisierungspläne an der Hand haben. Klar ist nur: Die irische Fluggesellschaft Ryanair, die von Hahn aus fliegt, soll nicht zu den Investoren gehören. Ein Gesprächstermin, bei dem Schumacher und seine Mistreiter In-frastrukturminister Roger Lewentz (SPD) ihr Vorhaben vorstellen wollen, steht noch immer nicht fest. Es scheint sich allerdings abzuzeichnen, dass das Land, das selbst auf der Suche nach Investoren ist, die Pläne ablehnen wird. Insider gehen davon aus, dass es für die Suche nach Geldgebern für den Hahn eine europaweite Ausschreibung geben muss.

Experten erwarten, dass potenzielle Interessenten ihr Engagement auf dem Flughafen von einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig über ein generelles Nachtflugverbot auf dem Flughafen Frankfurt abhängig machen (siehe Extra). Der hessische Verwaltungsgerichtshof hatte kürzlich ein vorläufiges Nachtflugverbot ausgesprochen. Daraufhin habe es bereits Anfragen von Fluggesellschaften beim Hahn gegeben, sagte Schumacher vergangene Woche. Der Hahn hat eine Genehmigung für einen 24-Stunden-Flugbetrieb.

Das Land ist mit 82,5 Prozent Mehrheitseigner des Flughafens, Hessen ist mit 17,5 Prozent beteiligt. Die Manager wollen gemeinsam mit Investoren über 50 Prozent der Anteile übernehmen. Unklar ist noch, was mit den Verlusten des Flughafens geschieht. Allein im vergangenen Jahr fuhr er elf Millionen Euro minus ein, auch die Passagierzahlen gingen im ersten Halbjahr 2011 um 13 Prozent auf 1,4 Millionen Euro zurück. Ob künftig die noch zu gründende Management GmbH die Verluste trägt oder weiter das Land, stehe noch nicht fest, verkündete Schumacher vergangene Woche.

Durch ein Management Buy out, also den Kauf von Unternehmensanteilen durch führende Mitarbeiter, werde in der Regel eine Wertsteigerung solcher Firmen erwartet, sagt die Trierer Betriebswirtschaftsprofessorin Elisabeth Göbel. Bei einem solchen Schritt ändere sich die Eigentümerstruktur, die Trennung zwischen Eigentum und Management werde aufgehoben. Dadurch erwarte man verstärkte Anreize und eine hohe Motivation für die Unternehmensführung. Seien Eigentum und Management getrennt, könnten sogar zusätzliche Kosten entstehen, weil die Manager nicht unbedingt die Ziele der Eigentümer verfolgten, sagt Göbel.

Durch ein Management Buy out verändere sich zumeist auch die Kapitalstruktur in einem Unternehmen, weil die Privatisierung durch Fremdkapital finanziert werde. "Der hohe Fremdkapitalanteil kann einmal steuerliche Vorteile haben, und zum anderen wirkt er disziplinierend auf die Manager", so die Betriebswirtschaftsexpertin. Unprofitable Unternehmensteile würden bei solchen Modellen schneller ausgesondert, und es werde stärker auf Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz geachtet. Häufig sei auch eine Entbürokratisierung zu beobachten. "Man konzentriert sich stärker auf die sogenannten Kernkompetenzen." Die Mitarbeiter stünden einem Management Buy out in der Regel positiv gegenüber, sagt Göbel.

(Trierischer Volksfreund vom 27.10.2011)