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Land will gewissenhaft prüfen

Mainz/Flughafen Hahn - Die Landesregierung will nach dem Angebot des Management-Buy-Outs von Teilen des Flughafen-Managements den Weg einer internationalen Ausschreibung beschreiten. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Das Angebot von Teilen des Managements der Flughafen-Frankfurt-Hahn-GmbH werde derzeit geprüft, hieß es. Es ginge darum, welche Vorgaben zu beachten seien, um ein sogenanntes internationales Interessensbekundungsverfahren einzuleiten. Dies werde schnellstmöglich geschehen, so ein Sprecher.

Nach wie vor bewertet Infrastrukturminister Roger Lewentz es positiv, wenn das Flughafenmanagement die Perspektiven des Hahn so gut einschätzen, dass einige Manager sich mit ihrem Privatvermögen engagieren wollen. Eine internationale Ausschreibung bedeutet aber auch, dass nicht nur über das Management-Buy-Out befunden wird. Auch andere Investoren, die sich an einem Ausschreibungsverfahren beteiligen sollten, würden in einem Ausschreibungsverfahren geprüft.

Joachim Mertes, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen-Frankfurt-Hahn-GmbH, erklärte, die Landesregierung wolle durch ein Ausschreibungsverfahren eine gewissenhafte Prüfung garantieren. "Wir wollen die Zeit nutzen und in den nächsten zwei Wochen die beiden Themen Nürburgring und Hahn geregelt haben, wobei ich ausdrücklich betone, dass die beiden Dinge völlig anders gelagert sind", sagt Mertes.
Der Flughafen Frankfurt-Hahn sei der einzige Regionalflughafen in Deutschland, der aus eigenen Mitteln Investitionen tätigen, Zinsen und Tilgung schultern sowie die Abschreibungen erwirtschaften muss. "Das ist eine viel zu hohe Last", sagt Mertes. "Diesen Aspekt hätte man nach dem Fraport-Ausstieg tüchtiger durchchecken müssen, dann wären wir heute weiter", ergänzt der Landtagspräsident. Seinerzeit sei man zunächst glücklich darüber gewesen, dass durch die Übernahme der Anteile durch das Land Rheinland-Pfalz es auf dem Hahn weitergehen konnte.
"Wir leiten ein Ausschreibungsverfahren ein, wollen uns aber nicht die Finger verbrennen und müssen die Hintergründe prüfen", sagte Mertes. Und: "Wir haben noch nie einen Flughafen ausgeschrieben."

Kommentar von Thomas Torkler

Vorsicht des Landes ist nachvollziehbar Ob das Management-Buy-Out des Flughafens Hahn die richtige Lösung ist, kann momentan nicht beurteilt werden. Man kann zwar positiv werten, dass die Flughafen-Manager, die sich zu dem Schritt entschieden haben, mit dem eigenen Vermögen Anteile am Hahn zu erwerben, die Zukunft des Hunsrück-Flughafens offenbar rosig genug sehen, dass sie diesen Schritt wagen. Und so bewertet auch die Landesregierung den Vorstoß von Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher und seinen Mitstreitern. Die großen Unbekannten: Wer ist der Inverstor, den die Manager in der Hinterhand haben? Und welche Bank will für das Management-Buy-Out Geld zur Verfügung stellen? So lange dies nicht geklärt ist, kann man lediglich den Vorstoß von Schumacher und Co. als positives Signal werden. Nicht weniger und nicht mehr. Das Land tut gut daran, das Angebot der Hahn-Manager gewissenhaft zu prüfen – "Nürburgring ick hör Dir trapsen". Die gesamte Affäre um den Nürburgring hat der Landesregierung stark zugesetzt. Dass man sich nicht erneut einem solchen Szenario aussetzen will, ist nachvollziehbar – auch wenn die Dinge am Hahn anders liegen als am Ring. Aufpassen muss man aber, ob eine Ausschreibung die potenziellen Investoren nicht abschreckt, weil das Verfahren dann möglicherweise zu lange dauern könnte.

(Hunsrücker Zeitung vom 02.11.2011)