Zurück zur Übersicht

drucken

Studie: Fluglärm macht krank

Von Johannes Schmitz
Das Umweltbundesamt hat am Montag eine neue Studie über die gesundheitlichen Folgen des nächtlichen Lärms am Köln/Bonner Flughafen vorgelegt. Demnach treibt der Krach den Blutdruck nach oben und begünstigt Schlaganfälle. BERLIN/KÖLN - Der Debatte um die Auswirkungen des nächtlichen Fluglärms auf die Gesundheit hat das Umweltbundesamt (UBA) gestern weitere Nahrung gegeben. Das UBA veröffentlichte eine neue Studie des Epidemiologen Eberhard Greiser. Darin weist der Wissenschaftler nach, dass nächtlicher Fluglärm zu mehr Herzkreislauferkrankungen und Schlaganfällen führt. Bei Frauen begünstigt der Krach zudem Depressionen. Je mehr nächtlicher Lärm auf die Menschen einwirke, desto höher werde ihr Risiko. Nicht nachweisbar ist laut Greiser, dass nächtlicher Fluglärm das Risiko für akute Herzinfarkte erhöht. Dies liege wohl daran, "dass Bluthochdruck nicht an erster Stelle der Risikofaktoren steht, sondern Rauchen und Fettstoffwechselstörungen eher dominieren".

Dass nächtlicher Fluglärm den Blutdruck nach oben treiben kann, hält Greiser für erwiesen. Andere Untersuchungen hätten dies bereits herausgearbeitet und auch seine eigene Studie, in der er die Arzneimittelverordnungen bei mehr als einer Million Menschen rund um den Flugplatz Köln-Bonn untersuchte, hatte diesen Schluss bereits nahe gelegt. In seiner nun veröffentlichten Arbeit, einer so genannten Fall-Kontroll-Studie, hat Greiser die Daten derselben Menschen verwendet, die in Köln, im Rhein-Sieg-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Kreis leben. Die Daten stammen von acht gesetzlichen Krankenkassen.

Risikofaktor Alter

Neben dem Fluglärm hat Greiser viele andere mögliche Faktoren für die Erkrankungen mit einbezogen, etwa den Lärm von Autos und Zügen, die soziale Struktur der Wohngegenden und die Frage, ob die Betroffenen sich für ihre Schlafzimmer Lärmschutzfenster vom Flughafen bezahlen lassen können. Eine weitere Kategorie war das Alter: Greisers Berechnungen beziehen sich auf Menschen ab dem 40. Lebensjahr.

Der emeritierte Professor weist darauf hin, dass mit seinen bisherigen Studien im Umfeld des Köln-Bonner Flughafens noch nicht erwiesen sei, inwieweit seine Ergebnisse auf die Anwohner anderer Flughäfen übertragbar seien. Andere Flughäfen hätten andere Flugpläne und eine andere Lärmumgebung. Wer es genau wissen wolle, müsse für den jeweiligen Airport ein eigenes Gutachten anfertigen lassen. Greiser rechnet damit, dass die Ergebnisse vergleichbar sein werden.

Jochen Flasbarth, Präsident des UBA, meint zu der nun vorliegenden Studie: "Die Ergebnisse zeigen, dass wir mehr tun müssen, um Bürger vor Lärm zu schützen." Auch Schallschutzfenster in den Schlafzimmern können laut UBA nicht vollständig verhindern, dass der nächtliche Fluglärm die Gesundheit schädigt. Der Flughafen Köln-Bonn hat die meisten Nachtflüge in ganz Europa.

(Kölner Stadtanzeiger vom 02.03.2010)