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Politik: Von Frankfurt-Hahn in den Krieg

Billig-Flughafen wird Militär-Drehkreuz

Von Paul Müller Billig-Flughafen Frankfurt-Hahn als Drehkreuz für Kriegseinsätze? Der Verdacht ist nicht neu. Jetzt legt die "Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn" (BI) konkrete Zahlen vor. Ergebnis: immer mehr Kriegsmaterial reist über Rheinland-Pfalz. Und offenbar ist der Sudan zunehmend neues Ziel.

Was schon länger bekannt war: Hahn ist Zwischenstopp für etwa 27.000 US-Soldaten pro Monat. Kriegsmaterial wird angeblich von Delta Airlines, Polet Flight, FedEX, Polar Air Cargo, Evergreen International Airlines, Atlas Air, Ryan International Airlines, Continental Airlines und Volga Dnjepr transportiert.

Nun soll die militärische Nutzung in Hahn fast die zivile übersteigen. "Im Zeitraum Januar - April 2009 beträgt der Anteil militärischer Transitfracht fast 50% der Gesamtmenge, also 23.518 Tonnen von 47.986 Tonnen," schreibt die BI. Nicht alle Armee-Transporte sind offiziell, viele formal Passagierflüge. Im April gab es demnach 155 "zivile Militärflüge", im Mai immer noch 136.

"Freie Kapazitäten, extrem kurze Wege auf dem Vorfeld, eine daraus resultierende schnelle Abfertigung und vor allem kein Nachtflugverbot", lobt sich der Flughafen selbst. Für das Pentagon ideale Bedingungen.

Wohin gehen die Flüge? Vor allem in den Irak und nach Afghanistan. Doch offenbar gibt es ein neues Ziel. "Im Januar finden sich in den Statistiken des Statistischen Bundesamtes (jeweils Blatt 8.21. der Luftverkehrsstatistik) 15 Flüge, im Februar 12 Flüge und im März 11 Flüge mit Flugziel 'über Sudan'".

Bisher galt Sudan als Verbündeter Chinas. Vielleicht deshalb wurde in den letzten Jahren der Bürgerkrieg in der Provinz Darfur lauthals thematisiert. Mehrere Hunderttausend Menschen sollen dort gestorben sein. Doch seit Jahresbeginn ist es um Darfur erstaunlich ruhig geworden.

Vor zwei Jahren wurde in Hahn die Landebahn verlängert. Die Bürger vermuten: um noch mehr Kriegsflüge abzuwickeln. Denn: "Für das bißchen Flugverkehr bspw. von Emirates Skycargo und Aeroflot, die zumeist nur auf der Mittelstrecke fliegen, wäre eine Startbahnverlängerung keineswegs notwendig gewesen."

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(Berliner Umschau vom 09.06.2009)