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O'Leary über Air Berlin
"Das ist Straßenraub"

Der Chef der größten europäischen Billigfluggesellschaft Ryanair, Michael O'Leary, hat das Konkurrenzunternehmen Air Berlin scharf kritisiert. Der Börsengang von Air Berlin sei "der größte Straßenraub seit Jahren", sagte der Ire dem "Handelsblatt".

"Da investieren tatsächlich Menschen in eine Fluglinie, die im Vorjahr 116 Millionen Euro Verlust gemacht hat", sagte O'Leary weiter. Air Berlin sei "zu 80 Prozent eine Chartergesellschaft mit viel zu hohen Kosten und viel zu hohen Preisen". Die aktuellen Kerosinzuschläge von Air Berlin seien halb so hoch wie der durchschnittliche Ticketpreis von Ryanair. "Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Ryanair und Air Berlin ist die, dass beide Firmenchefs eine große Klappe haben."

Auf die Frage, wann das "Blutbad" komme, das er der europäischen Flugbranche bereits vor Jahren prophezeit habe, sagte O'Leary, dieses Blutbad sei "tagtäglich am Himmel über Deutschland" zu sehen. "Überall wird das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen."

O'Leary deutete an, dass Ryanair vom marokkanischen Staat Geld bekommt, um Ziele wie die Stadt Fes anzufliegen. "Sagen wir es so: Es gab ein Angebot, das wir nicht ablehnen konnten. Marokko will mit uns gemeinsam den Tourismus weiterentwickeln. Es ist ein Konzept, das beiden Seiten Erfolg verspricht."

Seine Fluggesellschaft sei darauf vorbereitet, "dass wir bei anhaltend hohen Ölpreisen in den nächsten Jahren einen Rückgang unserer Gewinnmargen in Kauf nehmen müssen". Im laufenden Geschäftsjahr könne Ryanair unter die 20-Prozent-Marke rutschen. "Aber selbst wenn der Ölpreis auf 100 Dollar steigen würde, blieben wir in der Gewinnzone", betonte der Ire.

"Obwohl wir 25 Prozent unserer Sitze bereits mehr oder minder verschenken, sind wir profitabler als alle anderen", sagte O'Leary. Eine wichtige Rolle spiele das Nebengeschäft: Die Kunden kauften während der Flüge Sandwiches, buchten Hotels über die Internetseite von Ryanair oder bestellten sich einen Mietwagen. "Diese Nebeneinnahmen spielen eine entscheidende Rolle, und wir werden sie weiter steigern." In fünf Jahren will die Fluggesellschaft das "komplette Sortiment an Flugsitzen" zum Nulltarif anbieten. "Das Geld müssen wir uns dann von anderen Partnern in der Wertschöpfungskette holen. Vielen Airports stehen die Gewinne nicht zu, die sie derzeit machen."

(NTV vom 09.05.2006)