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Billigflieger
Verkehrs-Club fordert Ende aller Subventionen für den Flugverkehr

Jeder siebte Flug in Deutschland geht inzwischen auf Billigflug-Anbieter zurück, Tendenz steigend. So schätzte am Dienstag der Verkehrsclub Deutschland (VCD) die Lage im Luftverkehr ein. Mit dieser Beteiligung trügen Billigflieger wesentlich zum Anstieg des Flugverkehrs bei. Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender sagte, Billigflieger könnten ihre Dumpingpreise nur anbieten, weil der Flugverkehr von Mineralöl- und Ökosteuer "und auf internationalen Flügen sogar von der Mehrwertsteuer befreit" sei. Außerdem erhielten Billig-Airlines an vielen Flughäfen stark vergünstigte Konditionen. So werde ausgerechnet das Verkehrsmittel am höchsten subventioniert, das die Umwelt am stärksten mit Treibhausgasen, Schadstoffen und Lärm belaste. Der VCD warnte angesichts dieser Entwicklung vor den massiven Klima- und Umweltbelastungen durch das Fliegen und forderte, alle Subventionen für den Flugverkehr zu streichen.

Allein in Deutschland fühlten sich etwa 30 Millionen Menschen durch Fluglärm belästigt, Hunderttausende seien gesundheitsgefährdendem Fluglärm ausgesetzt. Durch den Aufschwung der Billigflieger und die von ihnen bevorzugt angesteuerten Regionalflughäfen werde Fluglärm nun zunehmend in bisher unbelastete Regionen getragen.

Helmar Pless, Flugverkehrsexperte des VCD, sagte: "Landes- und Regionalpolitiker bauen mit Steuermitteln immer mehr Kleinflughäfen zu Großflughäfen aus und versuchen, die Billig-Airlines in der Hoffnung auf neue Arbeitsplätze anzulocken." Tatsächlich komme es jedoch zu einem ruinösen Standortwettbewerb auf Kosten der Steuerzahler, da sich nahe gelegene Flughäfen in Nachbarbundesländern gegenseitig die Kunden wegnähmen.

So entrichte beispielsweise die britische Gesellschaft Easyjet am Dortmunder Flughafen nur fünf Euro Gebühr je Passagier. Etablierte Linien zahlten dagegen etwa 25 Euro. Auch Sonderdienste wie das Enteisen von Flugzeugen oder das Abpumpen von Fäkalien würde normalen Fluggesellschaften im Gegensatz zu Easyjet extra berechnet. Helmar Pless kritisiere: "Während Easyjet jedes Jahr hohe Gewinne ausweist, wachsen die Verluste des Flughafens Dortmund dramatisch: 30 Millionen Euro waren es allein 2004." Für das Defizit kämen die Dortmunder Bürger mit ihren Steuern und mit ihren Strom-, Gas- und Wasserrechnungen auf. Denn der Flughafen gehöre zu 74 Prozent den Stadtwerken und zu 26 Prozent der Kommune.

Der Lübecker Flughafen betreibe gegenüber dem Billiganbieter Ryanair eine ähnliche Subventionspraxis. Laut VCD erhält Ryanair seit 2000 unerlaubte staatliche Beihilfen im Wert von rund zwei Millionen Euro pro Jahr. Dies geschehe, obwohl der Flughafen Lübeck rote Zahlen schreibe. Allein im Jahr 2004 habe die Stadt Lübeck neun Millionen Euro Schulden der Flughafengesellschaft übernehmen müssen.

Das Thema Billigflieger nimmt der VCD in der aktuellen Ausgabe seines elektronischen Newsletters "Flugverkehr & Umwelt" unter die Lupe, der über seine WWW-Seite bezogen werden kann.

(n-go oline vom 24.05.2006)