Fraglich ist auch noch, ob die abgefräste Menge wirklich nur 2.000 to betrug, oder ob es bspw. nicht 6.000 to waren?
Aber dies müßte sich ja genau errechnen lassen.

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Unbedenklicher Sondermüll

Wie eine alte Straße am Flughafen Hahn zum Fall für den Staatsanwalt wird

TRIER/HAHN. Auf die Erweiterung des Hunsrück-Flughafens ist ein Schatten gefallen. Wegen möglichen unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen ermittelt die Trierer Staatsanwaltschaft nach TV-Informationen gegen mehrere Firmen. Der Schaden geht in die Hunderttausende.

Von unserem Redakteur ROLF SEYDEWITZ

Die Spaziergänger, die an einem Abend Anfang Juli über die Neubaustelle am Hunsrück-Flughafen Hahn marschierten, mussten sich die Nasen zuhalten, so stank es nach Teer. Ausgangspunkt der üblen Gerüche: ein neu angelegter Wirtschaftsweg, der im Norden parallel zur Rollbahn verläuft.

Weil den Wanderern der Gestank merkwürdig vorkam, alarmierten sie die Behörden. Eine vom Umweltkommissariat der Kripo Wittlich in Auftrag gegebene Analyse brachte schließlich Klarheit: In den Wirtschaftsweg wurde krebserregender Straßenaushub eingebaut, der dort so wenig verloren hatte wie eine Prise Arsen im Kirschkuchen. Das Material: so genanntes Fräsgut aus einem anderthalb Kilometer langen Teilstück der Hunsrückhöhenstraße B 327, das der Flugplatz-Erweiterung weichen musste.

Der gerade erst von einer Baufirma angelegte Wirtschaftsweg musste auf Anordnung der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich wieder beseitigt werden, die rund 2000 Tonnen belasteter Straßenaushub liegen seitdem in einem Zwischenlager auf dem Flugplatzgelände. Eine Übergangslösung: Weil es sich bei dem Bitumengemisch um "besonders überwachungsbedürftigen Abfall" handelt, muss sich letztlich die halbstaatliche rheinland-pfälzische Sonderabfall-Management-Gesellschaft (SAM) um das Fräsgut kümmern. Heißt aber auch: zusätzliche Kosten für die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, die für die Entsorgung am Ende zahlen muss.

Damit ist das Kapitel "Wirtschaftsweg" aber noch nicht beendet. Nach Informationen unserer Zeitung laufen wegen Verdachts auf unerlaubten Umgang mit gefährlichen Abfällen mehrere Ermittlungsverfahren gegen beteiligte Firmen. Eine der spannenden Fragen: Wer ist dafür verantwortlich, dass der mit krebserregendem Benzoapyren belastete Aushub in dem Wirtschaftsweg "landete", statt als Sondermüll entsorgt zu werden?


"Wir haben unser Möglichstes getan"


Laut Flughafen-Sprecherin Maria Horbert waren von dem mittlerweile abgefrästen Teil der Hunsrückhöhenstraße im Vorfeld zwei Mal Proben gezogen worden – von unterschiedlichen Gutachtern. Nur die Untersuchungsergebnisse seien identisch gewesen: unbedenklich. Daher sei das Material von der Baufirma auch "im guten Glauben" für den Wirtschaftsweg verwendet worden. "Als bei der erneuten Probe jetzt festgestellt wurde, dass das Material doch belastet ist, wurde es unmittelbar wieder ausgetauscht", sagt die Hahn-Sprecherin. "Wir haben unser Möglichstes getan."

Mehr will Maria Horbert mit Blick auf "das laufende Verfahren", bei dem auch gegen die Flughafen GmbH als Bauträger ermittelt werde, nicht sagen. Ähnlich zugeknöpft gibt sich auch die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, die als so genannte Untere Abfallbehörde für die Überprüfung der ordnungsgemäßen Entsorgung zuständig ist. Und auch Chef-Staatsanwalt Horst Roos hält sich bedeckt. Mehr als "Es gibt Ermittlungsverfahren" und "Wir prüfen das" ist Triers oberstem Ankläger nicht zu entlocken. Geradezu redselig ist da schon die Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD), Sandra Hansen-Spurzem. "Die Grundwasser-Gefährdung wird nach Einschätzung unserer Fach-Ingenieure, die über langjährige Erfahrungen (…) verfügen, ausgeschlossen", sagte sie auf die Frage nach möglichen Auswirkungen der Bitumenablagerung. Eine Aussage, die vermutlich besonders die Bürger von Enkirch bei Traben-Trarbach interessieren wird. Sie sind schon länger besorgt, dass etwa durch Enteisungsmittel vom Flugplatz kontaminiertes Oberflächenwasser ihr Trinkwasser gefährdet.

(Trierischer Volksfreund vom 01.08.2005)