Zurück zur Übersicht

drucken

Hahn belastet
Giftiger Schutt verbaut

FLUGHAFEN HAHN. Aufregung im Hunsrück: Auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn wurde belastetes Baumaterial für einen Wirtschaftsweg verwendet. Krebs erregende Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wurden gemessen. Nach zwei Gutachten war man sich zuvor sicher, Fräsgut von der alten Hunsrückhöhenstraße als Füllmaterial für einen neuen Wirtschaftsweg, der im Zuge der Startbahnverlängerung nötig geworden war, verwenden zu können. Als der Weg fertig war, bemerkten Wanderer Gestank. Ein drittes Gutachten kam zu obigem Ergebnis. Das Material wurde abgetragen und zwischengelagert. Die Flughafen-Gesellschaft zahlt für die Entsorgung etwa 250 000 Euro.
(tor)

(Hunsrücker Zeitung, Seite 1)



Belastetes Material
Hahn verbaute belastetes Material

Flughafen-GmbH und Baufirma hatten zuvor den Fahrbahnbelag prüfen lassen - Zwischenlager wird nächste Woche geräumt
Das kann die Flughafen-Frankfurt-Hahn-GmbH eine Stange Geld kosten: Belastetes Material wurde beim Bau eines Wirtschaftsweges, der im Zuge der Startbahn-Bauarbeiten errichtet wurde, eingebaut.

FLUGHAFEN HAHN. Die Bauarbeiten für die Verlängerung der Startbahn am Flughafen Frankfurt-Hahn sind in vollem Gange. Im Zuge der umfangreichen Erdbewegungen war es notwendig, einen 500 Meter langen Wirtschaftsweg neu zu bauen. Dieser war im Planfeststellungsbeschluss genehmigt. Der Beschluss erlaubte auch die Verwendung von Recycling-Material. Vorgesehen waren dafür Teile der alten Hunsrückhöhenstraße.

Um dies tun zu können, gab die Flughafen-Gesellschaft im April 2003 ein Gutachten in Auftrag, das klären sollte, ob das alte Straßenmaterial hinsichtlich des Umweltschutzes unbedenklich ist. Ergebnis: Das Material war nicht kontaminiert.


Zwei Mal begutachtet


Im Mai dieses Jahres gab die Baufirma ihrerseits bei einem anderen Institut ein zweites Gutachten in Auftrag, um sicher zu stellen, dass das Material wie vorgesehen verwendet werden konnte. Ergebnis: nicht kontaminiert. So fräste man Teile des Fahrbahnbelages und des Unterbaus der ehemaligen Hunsrückhöhenstraße ab. Der Bauschutt wurde zerkleinert und Ende Juni als Füllmaterial auf den neuen Wirtschaftsweg aufgebracht.

Und dann begann es zu stinken. Anfang Juli bemerkten Spaziergänger den ungewöhnlichen Geruch, der von dem Weg ausging. Es kam daraufhin zur Anzeige gegen die Flughafen-Gesellschaft, die am 5. Juli das verwendete Material zum dritten Mal prüfen ließ. Ergebnis: Erhöhte PAK-Werte, das sind Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, die als krebserregend eingestuft werden.

Zum Zeitpunkt des Baus der Hunsrückhöhenstraße waren solche Umweltaspekte kein Thema. "Deswegen haben wir das alte Material ja prüfen lassen, ebenso wie die Baufirma anschließend noch einmal, um sicher zu gehen, dass wir es verwenden können. Mehr konnten wir nicht tun", sagt Flughafen-Sprecherin Maria Horbert. Warum die dritte Probe zu einem anderen Ergebnis kommt als die ersten beiden, darüber gibt es noch keine Erkenntnisse. Nach der dritten Probe wurde das belastete Material sofort entfernt und auf dem Flughafengelände zwischengelagert. Das war am 12. Juli.


Material wird nun entsorgt


Die Untere Wasserbehörde des Kreises Bernkastel-Wittlich sowie Vertreter der SGD-Nord besichtigten am 17. Juli den Wirtschaftsweg. Die ordnungsgemäße und vollständige Beseitigung des belasteten Baumaterials wurde bestätigt. Die Flughafen-Gesellschaft hat den Auftrag erteilt, die 2000 Tonnen Fräsgut umweltgerecht von einem Spezialunternehmen entsorgen zu lassen. Dies wird voraussichtlich nächste Woche erfolgen. Die Schutthalden lagern nun in der Nähe des Heizkraftwerkes auf dem Flughafengelände und sind mit Plastikfolie abgedeckt.

Ein Schadstofftransfer in das Grundwasser könne aufgrund der zwischen dem Grundwasser und der Ablagerungsfläche befindlichen Bodenschichten, des kurzen Ablagerungszeitraumes, der günstigen Witterungslage sowie der sofortigen Umsetzung der geforderten Maßnahmen ausgeschlossen werden, so die Auskunft der Flughafen-GmbH. Es seien auch keine Schadstoffe vom Fräsgut in unterhalb befindliche Schichten eingedrungen. Dies hätte allenfalls bei starker Durchnässung des belasteten Fräsgutes passieren können. Während der Ablagerungszeit war es jedoch überwiegend trocken.

Die vorschriftsmäßige Entsorgung des Sondermülls wird wohl eine Viertelmillion Euro kosten. "Geld spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle", betont Maria Horbert. Die Flughafen-Gesellschaft sei daran interessiert, dass die Sache den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend geklärt wird. Thomas Torkler

(Hunsrücker Zeitung vom 03.08.2005, Seite 3)