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Zwei Routen über der Stadt

BERNKASTEL-KUES. 1000 Betten - 650 Arbeitsplätze: Die Kurkliniken auf dem Kueser Plateau sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Deshalb ist die Angst, dass schwere Frachtmaschinen die Ruhe stören könnten, groß.

Von unserem Redakteur CLEMENS BECKMANN

Mit leichter Kost hat sich der Stadtrat Bernkastel-Kues in seiner vermutlich letzten Sitzung der Legislaturperiode nicht begnügt. Ob die Kost verdaulich ist, wird sich im ungünstigsten Fall erst 2015 zeigen. Dieses Datum schwebte über dem Rat und den vielen Zuhörern. Wie wird sich die geplante Erweiterung der Startbahn auf dem Flughafen Hahn auf die Stadt auswirken, lautete die Frage, die die CDU-Fraktion auf die Tagesordnung gesetzt hatte.

Die größte Angst: Alte und schwere Frachtmaschinen fliegen nachts in geringer Höhe über das Kueser Plateau, gefährden die Nachtruhe der Patienten in den fünf Kurkliniken und gleichzeitig viele Arbeitsplätze.

Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH präsentierte drei hochrangige Vertreter, um den Wissensdurst der Kommunalpolitiker und der Zuhörer zu stillen: Geschäftsführer Jörg Schumacher, Ulrike Müller, Leiterin der technischen Abteilung, und den Flugsicherungs-Abteilungsleiter Michael Schwartz.

So viel scheint klar: Wenn alles so kommt wie es die Flugplatz-Experten hoffen, werden 2015 zwei Flugrouten direkt über Bernkastel-Kues führen. In einem Korridor werden im verkehrsreichsten Halbjahr (April bis September) 104 Flugbewegungen erwartet - alle zwischen 6 und 22 Uhr. Auf der anderen Route wird für den gleichen Zeitraum mit 415 Flügen gerechnet - 19 davon zwischen 22 und 6 Uhr. "Das ist jede zehnte Nacht", sagte Ulrike Müller. Schwere Frachtmaschinen würden nicht über die Stadt donnern, weil sie einen weiten Radius fliegen müssten.

Zwei weitere Routen könnten die Stadt tangieren, wenn Piloten den drei Kilometer breiten Korridor, der ihnen zur Verfügung steht, zu Ungunsten der Stadt nutzen. Auf der Strecke, die der Stadt am nächsten kommt, könnten 1378 Nachtflüge möglich sein. Hier kämen allerdings nur kleinere Maschinen zum Einsatz, sagen die Hahn-Vertreter


Schumacher bietet Messgerät-Einsatz an

Alle Flieger müssten mindestens 5000 Fuß (zirka 1700 Meter hoch sein), wenn sie über der Stadt abdrehen. Jedes Flugzeug, dass auf dem Hahn starte, können diese Höhe erreichen, wenn es die Stadt überfliege. Die Mindestflughöhe über dem Plateau betrage 1,3 Kilometer.

"Wenn unsere Prognosen falsch sind, gehe ich mit ihnen zur Flugsicherung, um die Routen zu ändern", versprach Jörg Schumacher. Er bot auch an, ein Messgerät auf dem Plateau einzusetzen. Beim Stadtrat und den Mitgliedern der Bürgerinitiative "Nachtflughafen Hahn" überwiegt dennoch die Skepsis. Schon ein relativ geringer Lärmpegel könne für das Plateau zu viel sein. Es gehe nicht um möglichen Anspruch auf Schallschutz sondern um Lärm-Vermeidung, hieß es.

Stadtbürgermeister Wolfgang Port nahm die Anregung für eine Sitzung mit Vertretern der Flugsicherung auf. "Die Flugsicherung ist neutraler als wir", sagte Schumacher.

(Trierischer Volksfreund vom 19.05.2005)