17 Millionen Verlust allein bei der Flughafengesellschaft in 2003, für 2004 werden drei bis vier Millionen weniger erwartet!

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Hahn baut auf die Billigflieger

FRANKFURT/HAHN. Der Wettbewerb unter den Billigfliegern ist ruinös und verstärkt den Druck auf die Flughäfen. Doch der Hunsrück-Airport Hahn sieht sich konkurrenzlos günstig und fühlt sich daher bestens gerüstet. Er setzt weiter auf den irischen Billigflieger Ryanair.

Von unserem Redakteur JOACHIM WINKLER

Ryanair-Chef Michael O‘Leary erwartet im kommenden Jahr "ein Blutbad" unter den Billigfliegern. Die beiden Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher und Andreas Helfer sehen das bei ihrem Blick in die Zukunft nicht ganz so martialisch. Doch auch sie sprechen von einem beinharten Konkurrenzkampf unter den Fluggesellschaften. Mehrere stehen auf wackeligen Beinen, nur Ryanair und Easyjet können Gewinne vermelden. "Wir sind mit Flughafengebühren von 4,35 Euro nicht zu schlagen", sagt Helfer und verweist auf hohe Produktivität, geringe Baukosten und niedrige Personalkosten im Hunsrück. Er fürchtet keine Konkurrenz.


Höheres Wachstum, bessere Struktur


Der Preisdruck der Billigflieger auf die Flughäfen werde immens, sagt Schumacher. Doch "Hahn ist im ruinösen Wettbewerb der Kunden bestens aufgestellt", ist er sicher. Die günstigen Preise passten zu den Kosten. Ganz im Gegensatz zur Konkurrenz, dem Flughafen Köln-Bonn, der über Jahre weitaus großzügiger investierte. Hahn habe höheres Wachstum, bessere Grundstrukturen und im Gegensatz zum Konkurrenten, der laut Schumacher eigentlich keiner ist, ein wachsendes Ergebnis. Die Frage sei nach seiner Einschätzung nicht, wann Ryanair zum "deutlich teureren" Flughafen im Rheinland wechsele, sondern wann Unternehmen wie Germanwings von dort nach Hahn kämen.

Mit Ryanair habe man einen gesunden Kunden, der als einer der wenigen in diesem Markt überleben werde, betont Schumacher. Über den günstigen Anbieter von der grünen Insel werden momentan 90 Prozent zum Umsatz beigetragen. Die Abhängigkeit vom Hauptkunden schätzen die Flughafenmanager dennoch nicht als bedrohlich ein: Die Verteilung der Passagiere über die Ballungsräume belegt nach ihrer Meinung, dass Hahn nie ein klassischer Regionalflughafen werden könnte. "Wir haben auf Niedrigkosten gesetzt, als alle anderen noch gesagt haben, das wird nie etwas", sagt Schumacher und verweist stolz auf wachsende Zahlen. Doch um profitabel zu wachsen, müsse man sich eben spezialisieren.

Hahn kann zwar auf starke Zuwächse verweisen. So werden sich die Passagierzahlen in diesem Jahr gegenüber 2002 vermutlich auf drei Millionen verdoppeln. Das Frachtaufkommen wird auf 180 000 Tonnen steigen, wobei die Ladung jedoch größtenteils per LKW transportiert wird. Doch mit schwarzen Zahlen in der Bilanz rechnen die Geschäftsführer erst 2008, wenn mindestens fünf Millionen Fluggäste abgefertigt werden. Im vergangenen Jahr musste die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport, die als Haupteigentümer (das Land Rheinland-Pfalz besitzt derzeit 27 Prozent) die Verluste übernimmt, noch 17 Millionen Euro drauflegen. In diesem Jahr sollen es drei bis vier Millionen weniger sein, weil nicht nur die Einnahmen aus den Gebühren steigen, sondern auch aus der Vermietung von Läden und Parkplätzen.

Weiteres Wachstum wird nicht zuletzt von der Verlängerung der Startbahn um 800 Meter auf 3,8 Kilometer erwartet, für die das Planfeststellungsverfahren läuft sowie von dem absehbaren Frachtaufkommen, wenn in Frankfurt im Rahmen der Flughafenerweiterung das zugesagte Nachtflugverbot verhängt wird und Hahn als Ausweichstandort gefragt ist. 2005 wird sich auch Hessen mit 20 Millionen Euro in den Flughafen einkaufen.

(Trierischer Volksfreund vom 15.07.2004)