Und vor kurzem wollte man uns noch weismachen, dass der Hahn exzellente Chancen hätte!

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Flughafen verliert Kampf um DHL

Herber Rückschlag für den Flughafen Hannover: Beim Werben um das geplante Luftdrehkreuz des Expresszustellers DHL ist Langenhagen aus dem Rennen.

Die Post-Tochter teilte am Freitag mit, dass die Entscheidung für die Ansiedlung zwischen den Flughäfen Leipzig, Brüssel und dem französischen Frachtflughafen Vatry fallen werde. In Hannover ist die Hoffnung auf die Ansiedlung eines Logistikzentrums für rund 250 Millionen Euro, das tausende neue Arbeitsplätze gebracht hätte, somit dahin. "Die Chancen tendieren gegen null", sagte Flughafen-Geschäftsführer Heinz Eisenberg.

Grund für das Ausscheiden Hannovers ist offenbar die unsichere Verlängerung der bisherigen Nachtflugregelung. Zwar hat der Flughafen gerade beim Wirtschaftsministerium eine Verlängerung um fünf Jahre beantragt, jedoch drohen bereits Klagen dagegen. Zudem soll DHL außer Platz für schnelle Ausdehnungsmöglichkeiten Nachtfluggarantien über 30 Jahre verlangt haben, da rund zwölf Flugzeuge pro Nacht abgefertigt werden müssen. Die Garantien seien politisch in Hannover nicht durchsetzbar, meint Eisenberg.

Allerdings gibt es auch Zweifel, ob die Forderungen überhaupt umsetzbar sind. "Wir können uns nicht vorstellen, dass solche Bedingungen in Deutschland seriös erfüllt werden können", meint Joachim Werren, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und stellvertretender Aufsichtsratschef am Flughafen. Schließlich wolle das Bundesumweltministerium das Fluglärmgesetz novellieren und dabei Lärmgrenzwerte senken sowie Schutzzonen einführen. Auf den Flughafen könnten dann hohe Schadenersatzforderungen zukommen, wenn er zuvor DHL Garantien gegeben hätte.

Eisenberg sieht einen Grund für die Absage auch in dem Protestpotenzial in Langenhagen und Garbsen. Denn während dort Bürgerinitiativen mobil machen, herrscht an der politischen Front in Leipzig weitgehend Ruhe. In Hannover drohten Verzögerungen, DHL wolle aber möglichst schnell loslegen, sagte Eisenberg. Allerdings gibt es auch Hinweise, die darauf hindeuten, dass der Expresszusteller am Ende seinen bisherigen Standort in Brüssel ausbauen und gar kein neues Luftkreuz eröffnen wird.

Eine kleinen Hoffnungsschimmer gibt es noch, dass DHL sein Gesamtkonzept überarbeitet und mehr Gewicht auf die Infrastruktur legt. Dann könnte Langenhagen möglicherweise noch mal ins Gespräch kommen. Allerdings werden die Chancen dafür auch am Flughafen als sehr gering eingeschätzt.

Die Fluglärmgegner reagierten auf die Ankündigung der Post-Tochter "froh, aber nicht überrascht", wie Hans-Peter Wendorff von der Garbsener Bürgerinitiative sagte. Das DHL-Drehkreuz nach Langenhagen zu holen, sei von vornherein unrealistisch gewesen. "Der Flughafen hat das gewusst, wollte aber das Arbeitsplatzargument als Druckmittel in den Verhandlungen über eine Verlängerung der Nachtflugregelung benutzen", vermutet Wendorff. Gegen diese Verlängerung werde man weiter kämpfen.

(Neue Presse vom 06.03.2004)

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