Ja, ja, wirtschaftliche Zwänge erfordern halt, dass so lebensnotwendige Sachen wie Schuhe, Bikinis, Socken, Unterhosen, Scanner und Drucker per Flieger nachts transportiert werden. Da muss man bereit sein, seine völlig überzogenen Bedürfnisse nach ungestörtem Schlaf auch einfach mal hinten anzustellen. Sonst besteht doch die Gefahr, dass die Waren nicht rechtzeitig ins Lager gestellt werden können. Und noch schlimmer: Firmen wie die S.A.T. und ihr Geschäftsführer, Herr Willy Rieth, würden weniger Profit machen.


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Frachtbeförderung mit Pfiff in kürzester Zeit

Interview mit Willy Rieth, Geschäftsführer der S.A.T Sea-Air Transport GmbH, Düsseldorf

hahn affairs: Die S.A.T SeaAir Transport GmbH nutzt den Flughafen Frankfurt-Hahn schon seit über sechs Jahren. Was machen Sie eigentlich genau?

Willy Rieth: Wir sind eines der ersten Transportunternehmen, welches ein neues Verkehrssystem speziell auf dem Sektor Fernost - Europa ins Leben gerufen hat, um Frachtgüter schnellstmöglich zu noch kostengünstigeren Preisen zu befördern. Bislang existierten auf dieser Route nur zwei Frachtdimensionen getrennt voneinander, Seefracht und Luftfracht. Zwischen diesen beiden liegen jedoch Welten. So war z.B. die Reisezeit einer Seefracht circa vier Wochen länger als die der Luftfracht. Und die Kosten waren dementsprechend immens, bis um das lo-fache höher. Logischerweise musste es einen Markt für eine Kombination beider Transportwege geben. So werden bei der Laufzeit und bei den Kosten der Luftfracht etwa 50 Prozent gespart. Diese Marktlücke haben wir erkannt und operieren erfolgreich schon seit 1984.

hahn affairs: Was transportieren Sie denn so?

Willy Rieth: Hauptsächlich Konsumgüter, z.B. viel Textilien und Schuhe von bekannten internationalen Modelabels. Elektronische Geräte, wie z.B. Scanner, Computer, Drucker machen aber auch eine ganze Menge unserer Frachtgüter aus. Unsere Kunden sind unter anderem Elektronik- und Textilunternehmen, Versandhäuser, Sportartikelhersteller.

hahn affairs: Und woher kommen und wohin gehen diese Waren hauptsächlich?

Willy Rieth. Wie gesagt, wir starten in Fernost, wie z.B. in Japan, Korea, Vietnam, Hongkong oder vom Indischen Subkontinent per Seeschiff in die Vereinigten Arabischen Emirate, vorwiegend über Dubai, und fliegen dann in die von unseren Kunden gewunschten europäischen Zielgebiete. Hauptmarkt ist ganz klar Deutschland mit Hamburg, Düsseldorf, Köln, Nürnberg, München, Frankfurt. Dann kommt Belgien, Frankreich, Holland, Italien, die Schweiz, Skandinavien und auch Großbritannien.

hahn affairs: Wie gestaltet sich denn der Kombitransport - See und Luft - genau?

Willy Rieth: Auf unserer Websites www.sat-albatros.de kann man z.B. Fahrplane und Laufzeiten abrufen. Diese sind aufgebaut auf einem präzisen Ablaufplan der benutzten Schifffahrtslinien, topgeladenen Containern, die einen sofortigen Zugriff nach Anlegen des Schiffes und einer max. Transitzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten von 24 Stunden ermöglichen. Von da aus geht es dann in Richtung Europa.

hahn affairs: Und wie befördern Sie hauptsächlich die Luftfracht?

Willy Rieth: Hauptsächlich über Vollcharterflüge. Als Partner haben wir dabei namhafte Frachtfluggesellschaften, mit ihrem Fluggerät AN-124 oder B-747-F. Im vergangenen Jahr haben wir ca. 80% dieser Flüge nach Hahn durchgeführt. Für dieses Jahr planen wir mehr, damit wir auf regelmäßig zwei Flüge die Woche aufstocken.

hahn affairs: Als Hauptumschlagplatz für die Verteilung innerhalb Europas nutzen Sie Frankfurt-Hahn.
Wieso eigentlich?

Willy Rieth: Erstens ist die zentrale Lage optimal für die Verteilung unserer Sendungen per Straße. Dann ist hervorzuheben die Flexibilität des Flughafenteams und das schnelle und unkomplizierte Handling, und ganz bedeutend der 24-Stunden-Betrieb sowie die 24-Stunden-Verzollung an allen Tagen, auch Feiertagen, die für uns das A und O im Geschäft sind. Und natürlich nicht zu verachten, der Kostenfaldor im Vergleich zu anderen deutschen Großflughäfen. Vor Hahn hatten wir über Maastricht, Brüssel und Amsterdam umgeschlagen, weil die deutschen Flughäfen uns nicht flexibel genug waren.

hahn affairs: Wie sehen Sie denn die Entwicklung des Frachtverkehrs für die nächsten Jahre?

Willy Rieth: Wir sind mit riesigem Abstand zu zahlreichen anderen Beförderern weltweiter Marktführer im Kombiverkehr über die Vereinigten Arabischen Emirate. Wir haben einen Marktanteil von etwa 8o Prozent erreicht. Alle Großimporteure von Konsumgütern aus Südostasien nutzen die Dienstleistungen von S.A.T. Und die Zukunft verspricht noch viel mehr. Wir versuchen unsere Marktführerschaft und Qualität beizubehalten bzw. weiter auszubauen und natürlich auch Frankfurt-Hahn davon profitieren lassen.

Das Gespräch führte Nuray Tatar

(hahn-aiffairs vom 10.03.2004)