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Tollkühne Männer, fliegende Tanten

Vierte Auflage von Hahn in Motion lockt Zehntausende Besucher in den Hunsrück

Von unserem Redakteur LUDWIG HOFF

HAHN. Flugerlebnistage
Hahn in Motion: Der Flughafen Frankfurt-Hahn war am Wochenende ein Mekka für Flugbegeisterte.

Man sah sich fast in die Zeiten zurückversetzt, als noch die Amerikaner auf dem Hahn die Hausherren waren (bis 1993 war Hahn einer der größten US-Luftwaffenstützpunkte in Europa). Zehntausende Zuschauer bevölkerten die Ausstellungsfläche. Die Veranstalter hatten ein Spitzenprogramm auf die Beine gestellt, was die gezeigten Flugzeuge als auch das Flugprogramm am Himmel anging, darunter Kunstflugdemonstrationen. Sogar Düsenjäger donnerten über die Piste, und auch sonst gab es auffallend viel militärische Präsenz. Kurz: Der Hahn zieht die Massen an. Eines aber ist anders: Das typische amerikanische Eis von damals, die riesige US-Packung, die einen gehörigen Eindruck bei Kindern hinterließ, gehörte nicht zum Angebot.

Flugzeuge - militärische oder zivile - faszinieren. Ob am Himmel oder am Boden. Das Phänomen Airshow lockte am Samstag und Sonntag etwa 50 000 Besucher auf den Flughafen Frankfurt-Hahn - zur vierten Auflage in Folge von Hahn in Motion. Nie zuvor in der zivilen Geschichte des Flughafens hatte die Veranstaltung so viele Menschen in ihren Bann gezogen wie am Wochenende bei einer der größten Air-Shows in Deutschland.

Die Glanzlichter des Spektakels setzten die Kunstflieger, die in atemberaubenden Flugmanövern ihre Handschrift an den Himmel zeichneten. "Smoke on" hieß es, die Rauchfahnen zünden: Uli Dembinski machte mit seiner JAK 55 (ein speziell für das russische Kunstflugteam entwickeltes Flugzeug), was er wollte, riss die pfeilschnelle Maschine steil hoch, bis sie scheinbar im Blau des Himmels still stand - um sie Augenblicke später zurückfallen zu lassen. Dabei tauchte sie ein in die beim Aufstieg selbst gezogene Rauchfahne. Der Magen hob sich beim bloßen Zuschauen. Und eines war klar: Säße man jetzt mit da drin, wäre die Tüte schon voll. Voll wäre sie sicherlich auch bei einem Mitflug bei der Kunstflug-Formation "Aerotriga" aus Ungarn. Mit ihren drei Zlin 50 schienen sie die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln.

Mitflug-Interessierte, die es eine Nummer gemächlicher haben wollten, zogen einen Rundflug mit der Junkers JU 52 (Tante ju) oder der Antonov 2 vor, dem größten Doppeldecker der Welt. Wer es hingegen ganz luftig haben wollte, der entschied sich für einen offenen Doppeldecker - sechs Stampe SV 4 waren am Hahn vertreten und genoss beim "Sitzen im Freien" Fliegen auf seine ganz ursprüngliche und eigentümliche Art und Weise.

Obwohl die ganz großen Kunstflugteams diesmal fehlten, war das Programm dadurch nicht weniger attraktiv. Das Apache Team mit Jacques Bothlein und Philipp Lalouix zeigte Parallel-Kunstflug in höchster Präzision. Dabei näherten sich die beiden Pilatus PC-7 bis auf einen Abstand von weniger als zwei Metern an. Nach langer Abstinenz war die Bundesluftwaffe wieder fliegerisch mit von der Partie. Mit ohrenbetäubendem Lärm donnerte die betagte Phantom F4 über die Piste. Zu sehen war ferner eine MIG 29, ein Erbstück aus DDR-Zeiten. Ein eher seltener Vogel - eine Vampire DH100 - eine Ur-Ur-Ur-Großmutter der heutigen Düsenjäger, wurde vom Piloten-Veteran Mikael Carlsson gesteuert.

Während der Luftschau starten die Linienflugzeuge

Und während der Luftschau starteten auch die regulären (Linien)Flüge von Ryanair Richtung London und Glasgow. Die Kunstflieger verschwanden jeweils in einem Warteraum und tauchten später wieder auf.

Am frühen Samstagmorgen hatten noch tief hängende Wolken die ersten Starts verhindert. Aber ZDF-Wetterfrosch Uwe Wesp, persönlich vor Ort, sagte bereits für den Mittag "große Wolkenlöcher" voraus. Dann könnten die Flugzeuge "steil in den Himmel schießen". In diesem Punkt hatte er recht. Daneben lag er allerdings mit seiner Vorhersage, am Nachmittag könnte es "zuziehen". Das Gegenteil trat ein. Blauer Himmel überwog, die Wolken waren wie weggefegt. Prominente Besucher waren der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage sowie Manfred Schölch, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH. Der Minister:" Ich habe den Eindruck, dass sich die Region sehr stark mit dem Hahn identifiziert."

"Es geht weiter aufwärts mit dem Flughafen Frankfurt-Hahn. Wir verzeichnen Wachstumsraten, nach denen sich andere die Finger lecken", meinte Schölch. "Wir haben vor, den Flughafen als dauerhaften Teil im europäischen Flughafennetz zu etablieren." Allerdings: "Unsere himmelstürmenden Vorhaben verlangen viel Mut."

Auch 2002 soll es wiederum Hahn in Motion geben. Termin: 17. und 18. August. Auch für die Zukunft plant der Veranstalter im Jahresrhythmus. Das Aus für "Hahn in Motion" würde spätestens dann kommen, wenn ganz starker Charter- und Linienverkehr in Frankfurt-Hahn eine Airshow nicht mehr zulässt.

(Artikel Trierischer Volksfreund v. 20.08.2001)

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