Ganz verschämt der wichtigste Satz:
Tags zuvor hatte übrigens der Ortsbeirat Hundheim bei Stimmengleichheit seine Zustimmung versagt!

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Ein Ja mit Bedingungen

MORBACH. (iro) Der Gemeinderat stimmte am Dienstagabend unter großem öffentlichen Interesse bei zwei Gegenstimmen dem Ausbau des Flughafens Frankfurt-Hahn zu. Die Zustimmung zur Verlängerung der Start- und Landebahn knüpft die Gemeinde aber an Bedingungen.

Um 800 Meter soll die Rollbahn in südwestliche Richtung verlängert werden, damit künftig auch große Frachtmaschinen am Hahn voll beladen starten können. In einem Planfeststellungsverfahren kann die Gemeinde Morbach dazu als Träger öffentlicher Belange Stellung nehmen. Tags zuvor hatte übrigens der Ortsbeirat Hundheim bei Stimmengleichheit seine Zustimmung versagt.

Im Vorfeld waren die Emotionen hochgekocht. "Ich verwahre mich dagegen, dass Ratsmitglieder diffamiert werden", empörte sich Heribert Knob gegen Äußerungen in einem Leserbrief im TV , dass die Kommunalpolitiker nicht informiert seien.

In einem Flugblatt war die Zustimmung zum Ausbau als "kollektiver Irrsinn" bezeichnet worden. Auch Hans-Jörg Dröschel von der "Lebendigen Demokratie" bekam wegen einer Formulierung in seinem Antrag gegen die Startbahn-Verlängerung (siehe "Stimmen") sein Fett weg.

Dröschel, der den Status Quo am Flughafen als "akzeptabel" beschrieb, appellierte an seine Ratskollegen, wegen der extremen Zunahme des Fluglärms und der uneingeschränkten Nachtflug-Genehmigung am Hahn die Ausbaupläne abzulehnen.

Der Einzelkämpfer stand einer großen Koalition von Befürwortern gegenüber. "Der Hahn wird auf die Region ausstrahlen - positiv", machte Knob deutlich. Die Verlängerung der Startbahn sei für die Entwicklung des Airports "zwingend notwendig", betonte sein Amtskollege Karlheinz Schneider (SPD). "Unsere Region braucht den Flughafen, um verkehrsnah Arbeitsplätze zu schaffen", argumentierte Achim Zender (Freie Wähler) ähnlich. Zender plädierte auch dafür, auszuschließen, dass der Startpunkt für die kleineren Maschinen zur Mitte der Rollbahn verlegt werde.

Doch das sah die geänderte Verwaltungsvorlage ohnehin vor. Außerdem werden darin Lärmschutz-Maßnahmen für die gesamten Ortslagen von Hundheim, Hinzerath und Wederath sowie engere Maßstäbe, was den Lärmschutz angeht, gefordert. Schallschutz wird empfohlen, wenn mehr als 13 Mal in der Nacht ein Maximalpegel von 68 dB(A) erreicht wird. Die Gemeinde will, dass mit sechs Mal 67 db(A) ein strengerer Maßstab angelegt wird. Dasselbe gilt speziell für den Kindergarten Hundheim, für den die rigideren Richtwerte eines Ganztagskindergartens anzulegen seien. Der Flughafen-Betreiber wird zudem aufgefordert, in den drei Ortsbezirken je eine permanente Mess-Stelle einzurichten. In den Genuss von "passiven Lärmschutzmaßnahmen" soll auch das Alten- und Pflegeheim Morbach kommen.

Die rund 40 Bürger kamen übrigens nicht zu Wort. Ein entsprechender Antrag Dröschels wurde abgelehnt. Sie hätten bei der Einwohner-Versammlung und den Sitzungen der Ortsbeiräte Gelegenheit gehabt, sich zu äußern, argumentierte der Bürgermeister. Eine Mehrheit gab es dagegen für eine namentliche Abstimmung, ein Novum der Amtszeit von Gregor Eibes. Bei zwei Nein-Stimmen wurde dem Ausbau zugestimmt.

(Trierischer Volksfreund vom 11.12.2003)