Jumbos machen Lärm, nur auf dem Flugplatz Hahn nicht!

Zurück zur Übersicht

Jumbo donnerten im Tiefflug über Stadt
Lärmschützer empört - Piloten mißachten Vorschriften - UPS nicht zu belangen?

Sankt Augustin - "Jetzt reicht's!" - So formulierten Vizelandrat Wolfgang Köhler (Grüne), Peter Fischer, stellvertretendes Mitglied der Stadt in der Fluglärmkommission, und Wolfgang Braue, Vorsitzender der Lärmschutzgemeinschaft, am Wochenende ihren Protest. Der Grund: Am Samstag waren ein Jumbo von United Parcel Service (UPS) um 4.15 Uhr in 670 Metern Höhe, und um 9.45 Uhr ein Jumbo von Lufthansa Cargo in nur 610 Metern Höhe über Sankt Augustin gedonnert. Die Daten wurden von der Deutschen Flugsicherung (DFS) bestätigt.

"In dieser Höhe dürfen die Jumbos gar nicht diese Route fliegen", stellt Köhler fest, "sie müßten die Ausweichroute entlang der A 3 zum Siebengebirge benutzen." Diese Vorschrift stehe im Luftfahrt-Handbuch, die Piloten wüßten also genau, was sie täten. Köhler: "Umso unverschämter, daß sie darauf pfeifen."

Wolfgang Braue bewertete das Verhalten der Piloten als "bewußte Provokation". Es zeige sich deutlich, daß Abdreh-Höhen als alleiniges Steuerungs- und Sortierungsinstrument für die Fliegerei ungeeignet seien. Und Peter Fischer, der Köhler heute bei der Sitzung der Fluglärmkommission vertreten wird, will auf jeden Fall "diese Unverfrorenheit" in dem Gremium zur Sprache bringen. "Was nutzt die ganze Arbeit der Kommission, wenn sich die Piloten ohne Bedenken über alles hinwegsetzen?" Die Vorkommnisse vom Samstag seien auf jeden Fall etwas für die staatlichen Strafverfolgungsorgane. Im Falle von UPS wird dies vermutlich zu keinem Erfolg führen. Denn die amerikanische Gesellschaft unterliegt nicht deutscher Gerichtsbarkeit. In der Vergangenheit haben Versuche des Luftfahrtbundesamtes, über die US-Luftfahrtbehörde zu intervenieren, nie gefruchtet. (hl)

(Kölner Stadtanzeiger vom 15.06.1999)