Menschen strömten auf den Hahn: "Über Tausend"

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Lob von Air France für den Hahn: "Professionelle Organisation und Leistung vorgefunden"
Concorde auf Hahn: Menschen strömten hin
Kritik von Naturschützern und BI gegen den Nachtflughafen - Sonderstempel in Lautzenhausen sehr gefragt

FLUGHAFEN HAHN. GLA Der Andrang war beeindruckend: Mehrere hundert Menschen holten sich am Samstag in Lautzenhausen den Sonderstempel; weit über 1000 wollten sehen, wie das schnellste Passagierflugzeug der Welt, die Concorde auf den Flughafen Hahn kam.

Über 5000 Anfragen verzeichnete das Postamt Lautzenhausen bisher nach dem Sonderstempel, den die Post zum Ereignis aufgelegt hatte. Elvira Schub, Berthold Klein und Gerhard Tetzlaff hatten am Samstag morgen alle Hände voll zu tun, Kundenwünsche zu befriedigen. Noch bis Ende dieser Woche kann man sich den Stempel holen, dann ist Ende der Aktion.

Landeerlaubnis genutzt

Während in und vor Halle 411 ein vielköpfiges Publikum, unterhalten von Radio RPR, geduldig wartete, um die Concorde zu fotografieren, versammelten sich in Halle 417 Medienvertreter und VIPs zum Empfang. Air France, vor wenigen Jahren fast pleite", sei heute ein aufstrebendes Unternehmen, das "wieder schwarze Zahlen" schreibe, erklärte der Direktor Deutschland, Thierry Antinori. Deutschland sei der wichtigste Geschäftspartner der französischen Fluggesellschaft, und man wolle die Zusammenarbeit ausbauen - im Passagier-, wie im Frachtbereich. Auf dem Flughafen Hahn habe man eine professionelle Organisation und Leistung vorgefunden.

Im März habe man von Air France erfahren, daß die Concorde für den Hahn eine Start- und Landeerlaubnis habe, erklärte DER-Direktor Alfons Löw und habe daraufhin diesen Exclusiv-Flug ins Programm aufgenommen: Innerhalb von vier Wochen waren die knapp 200 Plätze für die insgesamt zwei Flüge Paris-Hahn und zurück augebucht," erklärte er. Scharf angegriffen wurde DER von Dr. Birgit Siemen, Expertin für Klima und Energie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Bonn. Es sei unverantwortlich, mit einem Flugzeug, das derart viel Kerosin verbrauche, überhaupt zu reisen; geschweige denn, exclusive Kurztrips zu machen, erklärte sie. Es entspann sich ein Wortgefecht, innerhalb dessen DER-Pressesprecher Mare Dadomo erklärte, es den Bürgern überlassen zu wollen, ob sie ein solches Angebot nutzen oder nicht. Im übrigen plane man keineswegs, Flüge dieser Art alltäglich werden zu lassen. Die letzte Concorde der Air France ist vor fünf Jahren in Nürnberg gelandet.

BI gegen den Flug

Auch die Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen hatte im Vorfeld wütend gegen die Concorde-Landung protestiert und diese als "kopflose Bemühung eines Pleiteunternehmens um Publicity" bezeichnet. Die Geschäftsführung des Flughafens hatte dagegen die Zusammenarbeit mit Air France genutzt, sich als möglichen Frachtflughafen für die französische Fluggesellschaft darzustellen.

Air France ist eine der wenigen Airlines in Europa, die über eine große Flotte von B 747 verfügen. Diese Flugzeuge können 100 Tonnen Fracht per Flug transportieren. Schwerpunkte im Frachtverkehr sind Nordamerika und Asien. Man halte 20 Prozent Cargo-Marktanteile in Europa, sagte Thierry Antinory auf Anfrage. Der deutsche Markt sei der größte in Europa, und besonders hier wolle man die Anteile steigern. Insgesamt verteilen sich die Aktivitäten von Air France zu 30 Prozent auf Fracht, zu 70 auf Passagierflüge. Auch hier ist der Anteil der Deutschen im Kommen: Innerhalb von zwei Jahren hat er sich um ein Drittel auf rund 1,5 Millionen im Jahr 1996 vergrößert.

(Artikel Hunsrücker Zeitung vom 26.08.1996)

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