Nichts liegt näher: Iren und Italiener machen Urlaub im Hunsrück

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Hahn entwickelt sich sehr "stürmisch"
Italien-Strecke für Februar geplant - Mehr ausländische Gäste anlocken

"Wir wollen 100 000 zusätzliche Touristen", formulierte Jörg Schumacher, der Geschäftsführer der Flughafen Hahn GmbH, das Ziel für die kommenden zwei bis drei Jahre. Diese Aussage ließ bei einigen Zuhörern im Hunsrückhaus am Erbeskopf den Atem stocken und zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Hunsrück-Konferenz.

Von Melanie Hinze

THALFANG. Es war bereits die zweite Hunsrück-Konferenz, doch das Ziel der CDU-Kreisverbände Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Bad Kreuznach, Cochem-Zell, Rhein-Hunsrück und Trier-Saarburg bleibt das gleiche: Chancen für die Schaffung von Arbeitsplätzen nutzen, gemeinsame Initiativen entwickeln und übergeordnete, strukturpolitische Anliegen bündeln. Am Montag ging es im Hunsrückhaus am Erbeskopf um Tourismus.

"Kommunikationstechnik und Tourismus", nannte MdL Alexander Licht, CDU-Kreis vorsitzender in Bernkastel-Wittlich, die beiden Wachstums-Branchen der Zukunft. Und auch der Hunsrück müsse sein Angebot auf den Markt abstimmen und die Kräfte bündeln: "Lokalpatrioten haben nur im Verbund eine Chance." Und auch MdL Hans-Josef Bracht, der CDU Kreisvorsitzende des Rhein-Hunsrück-Kreises, meint: "Wir müssen den Hunsrück als Ganzes vermarkten."

Eine entscheidende Rolle dabei spielt auch der Flughafen Hahn. Jörg Schumacher, der Geschäftsführer der Flughafen Hahn GmbH, sieht optimistisch in die Zukunft und hat hochgesteckte Ziele: Für das kommende Jahr peilen wir 180 000 Tonnen Luftfracht an. " Dann, so hofft er, sei der Hahn nicht mehr die Nummer vier in Deutschland in Bezug auf Fracht, denn "wir wollen München überholen".

Auch im Passagierbereich gebe es Anlass zur Freude. Schumacher spricht von einer "stürmischen Entwicklung". Bisher sei der Hahn nur als Abflughafen nach Mallorca oder Gran Canaria bekannt geworden, doch in Zukunft sollen mit dem Konversionsprojekt auch Touristen in den Hunsrück gelockt werden. Einen bedeutenden Anteil leiste dabei Ryan Air, die günstig von London nach Hahn fliegt. Demnächst werde eine Linie von Dublin aus starten. Und für Februar sei eine Italien-Strecke geplant. "Das ist die Chance, Touristen in die Region zu ziehen ", denkt Schumacher.

Allerdings sei dieses Vorhaben ein "schwerer Weg". Es dauere seine Zeit, bis touristisehe Pakete geschnürt seien. Schon heute, bei rund 300 000 britischen Touristen im Jahr "merken die Gastronomiebetriebe in der näheren Umgebung, dass etwas passiert". Aber Schumacher will noch mehr: "Wir müssen mit den bestehenden Linienverbindungen mehr Passagiere herholen." Dabei nennt er auch Zahlen: 100 000 zusätzliche Touristen in den nächsten zwei bis drei Jahren.

Viel Arbeit sieht da auch Bernd May, Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik GmbH, auf sich zukommen. Um besseren Service anbieten zu können, fordert er touristische, kommunale Netzwerke, damit den Kunden schnell und verbindlich mitgeteilt werden kann, wann und wo Zimmer frei sind oder Veranstaltungen stattfinden. "Wir müssen den Gast direkt am Telefon informieren können", so May. Ohne ein marktgerechtes Angebot" werden wir auf dem touristischen Markt nicht wahrgenommen". Sein Ziel:" Ende 2000 muss Rheinland-Pfalz flächendeckend buchbar sein. "

Den 100 000 zusätzlichen Touristen will auch Fritz Frey, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kastellaun, ein größeres Angebot bieten, vor allem kulturell. Als positives Beispiel nennt er den Zusammenschluss von Emmelshausen, Rheinböllen, Kirchberg, Kastellaun und Simmern. Diese Gemeinden stimmen ihr Kulturprogramm aufeinander ab - mittlerweile haben sich sogar eigene Theater- und Musikgruppen gebildet. So stieg die Anzahl der Veranstaltungen in den vergangenen zehn Jahren von insgesamt 81 auf 215 an. Die Besucherzahl erhöhte sich von rund 22 000 auf 600 000. "Die Kultur allein kann den Tourismus nicht voranbringen", weiß Frey. Aber er weiß auch: "Wenn ein Tourist in den Hunsrück kommt, und dort ist nichts los, dann kommt er bestimmt nicht ein zweites Mal. "

(Hunsrücker Zeitung vom 17.11.1999)

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