1999 hat sich die Hunsrücker Zeitung noch getraut, die wahren Verluste des Flugplatz Hahn zu nennen!

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FAG muss erstmal drauflegen

Mainzer Kabinett hat den Verkauf der Hahn-Holding gestern einstimmig beschlossen - Entwicklung kostet noch viel Geld

Der Einstieg der FAG Frankfurt in die Holding Unternehmen Hahn ist konsequent und dient der Entwicklung der Liegenschaft. Das meint auch der Ministerrat des Landes. Gestern stimmte er einmütig dem Verkauf der Mehrheits-Anteite an der Hahn-Holding zu.

Von Gudrun Lahm

MAINZ/FLUGHAFEN HAHN. Das LandRheinland-Pfalz verzichtet damit auf sein Vorkaufsrecht und sichert sich gleichzeitig vertraglich vor hohen Verlusten ab. Festgelegt wurde, dass das Land zwar eine Sperrminorität behält, also bei allen grundlegenden unternehmerischen Beschlüssen mitreden kann. Aber - wie bereits beim Einstieg der FAG in die Flughafen-Betreibergesellschaft - ein sogenannter "Ergebnis-Abführungsvertrag" sichert parallel dazu, dass die Frankfurter mindestens fünf und maximal zehn Jahre lang die Verluste des Flughafenbetriebes allein zu tragen haben. Sollten in diesem Zeitraum bereits Gewinne gemacht werden, fließen diese auch allein der FAG zu.

In Anbetracht der bereits getätigten und noch anstehenden Investitionen für den Flugbetrieb sind das hohe Summen: Wie zu hören ist, soll der Flughafen 1998 13 Millionen Verlust gemacht haben; 1999 sollen es noch einige mehr werden. Entsprechend engagiert, so das Kalkül, wird sich die FAG bemühen, den Flugbetrieb voranzubringen.

Nicht betroffen vom Ergebnnis-Abführungsvertrag sind die sogenannten Infrastrukturmaßnahmen im Bereich der bisherigen Holding. Das sind Ausgaben für Straßenbau, Abwasserbeseitigung und ähnliches, die in den kommenden 15 Jahren allein auf mindestens 70 Millionen Mark geschätzt werden (wir berichteten). Obendrauf kommen noch die Modernisierungkosten für die Gebäude.

Vor diesem Hintergrund mutet der Kaufpreis für das Mehrheits-Aktienpaket, den Insider mit rund 20 Millionen Mark angeben, geradezu bescheiden an. Wayss & Freytag jedenfalls hatte entgegenvielfach geäußerter Vermutungen mit der Beteiligung an der Holding wohl nicht das große Los gezogen, ist offenbar gerade "Null auf Null" aus dem Abenteuer herausgekommen.

Zur Erinnerung: Seit Anfang letzten Jahres agiert Wayss & Freytag als Teil des niederländischen Baukonzerns Beton Groep. Im Vorfeld der Übernahme waren Verluste der Frankfurter in dreistelliger Millionenhöhe bekanntgeworden. Das Management, das das Geschäft Flughafen Hahn eingefädelt hatte, wanderte in den letzten beiden Jahren vollständig ab.

Heute werden Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der FAG, Manfred Schölch, über das weitere Vorgehen informieren. Wenn die noch ausstehenden formellen Beschlüsse aus den Aufsichtsraten von FAG sowie Wayss & Freytag erfolgt sind, soll schnellstmöglich die neue Gesellschaft gebildet werden, in der Holding und Betreibergesellschaft des Flughafens Hahn verschmelzen.

(Hunsrücker Zeitung vom 01.09.1999)