Folgen der Sperrung des Luftraums für russische Airlines für den Flugplatz Frankfurt-Hahn wahrscheinlich viel höher als behauptet

Folgende Informationen veröffentlichte gestern u.a. der SWR:

"Der Sprecher des Insolvenzverwalters teilte dem SWR mit, der Flughafen Hahn zähle aktuell 50 bis 80 Frachtflüge pro Woche. Rund zehn Prozent davon entfielen auf russische Fluggesellschaften, die nun nicht mehr fliegen dürften."

Die Auswertung der im Internet aufrufbaren Flugpläne der russischen Frachtfluggesellschaft Sky Gates Cargo mit Sitz in Moskau zeigt jedoch, dass deren beiden Jumbo-Jets (Kennung: VP-BCH und VP-BCI) vor dem Flugverbot fast täglich zwischen Novosibirsk und Hahn oder Baku und Hahn gependelt haben. Demzufolge ist eine Anzahl von ca. wöchentlich 20-25 Frachtflügen eher richtig, was deutlich mehr sind als die behaupteten 10%.

Untermauert wird diese Annahme durch die neuesten Frachtzahlen des Statistischen Bundesamtes für den Januar 2022. Danach betrug das lokale Luftfrachtaufkommen am Flugplatz Hahn im Januar 2022 insgesamt 15.214 to. Davon entfielen allein auf die russischen Flughäfen: DME, VKO, NJC und OVB insgesamt 3.313 to, d.h. ca. 21,5 % der gesamten Menge.

Wie die Flugpläne zeigen, hatten allerdings 8 der 14 Flüge der russischen Sky Gates Cargo das Flugziel Baku oder waren von dort gestartet. Demzufolge ist davon auszugehen, dass das Flugverbot für russische Airlines auch Auswirkungen auf das Frachtaufkommen der Strecke von und nach Baku in Aserbaidschan haben wird.

Im Übrigen ist es nicht das erste Mal, dass der Insolvenzverwalter die Lage des Flughafens Frankfurt-Hahn stark beschönigt. Für den Januar hatte er eine gute Buchungslage verkündet, dabei hatte Ryanair in der zweiten Monatshälfte fast 75% und Wizz Air 35% ihrer Flüge gestrichen.
Auch die Anzahl der sogenannten "zivilen" Militärflüge war von 144 im Januar 2021 auf nur noch 56 im Januar 2022 zurückgegangen. Ohne die Waffen- und Munitionstransporte für die Ukraine wären es noch weniger gewesen.