Flughafen Frankfurt-Hahn: Auch im Juni 2016 tiefrote Passagier- und Frachtzahlen - Boomende US-Militärflüge mit Kriegsmaterial und Truppentransporte verhindern noch tieferen Absturz

Verkehrszahlen im Juni 2016

Der Flughafen Frankfurt-Hahn hat laut der Statistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen im Juni 2016 sowohl im Passagier- als auch im Frachtsektor negative Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahresmonat zu verzeichnen.

Fracht

Im Frachtbereich sank die Gesamtfrachtmenge um 789 to bzw. 15,46% auf nur noch 4.314 to. Das Lokalaufkommen ging sogar um 21,45 % von 4.625 to im Juni 2015 auf nur noch 3.623 to im Juni 2016 zurück, währenddessen die US-Militärfracht um 42,47 % von 478 to auf 681 to zulegte.

Passage

Im Passagierbereich sank die Gesamtzahl der Passagiere um 10.309 Passagiere bzw. 4,10 % auf nur noch 241.108 (Vorjahresmonat: 251.417).
Das Lokalaufkommen fiel sogar um 17.167 bzw. 6,90 % von 248.782 auf nur noch 231.615.
Die Vielzahl der über den Flugplatz Hahn abgewickelten US-Truppentransporte schlug mit einer Steigerung um 260,27 % der Transitpassagiere zu Buche. Waren es im Juni 2015 nur 2.635 GIs, so stieg die Zahl der amerikanischen Soldaten im Juni 2016 auf 9.493.

Verkehrszahlen 1. Halbjahr 2016

Fracht

Im Frachtbereich sank die Gesamtfrachtmenge um 9.766 to bzw. 23,30 % auf nur noch 32.155 to. Das Lokalaufkommen sank sogar um 31,36 % von 38.431 to auf nur noch 26.378 to. Die Militärfracht im Transit stieg hingegen um 65,53 % von 3.490 auf 5.777 to (Anteil an Gesamtfracht: 17,96%).

Passage

Im Passagierbereich stieg im 1. Halbjahr zwar insgesamt die Gesamtzahl der Passagiere noch um 31.094 Passagiere bzw. 2,55 % auf 1.251.029, seit Start des Sommerflugplans im April 2016 ist die Tendenz jedoch stetig fallend. Aufgrund der laufenden Entwicklung gehen wir davon aus, dass spätestens im August sich die Anzahl der Gesamtpassagiere auf Jahresbasis ins Negative drehen wird.

Das Lokalaufkommen stieg im ersten Halbjahr schon nur noch um 1,86% bzw. 22.043 Passagiere. Auch hier ist seit Beginn des Sommerflugplans der Trend stark negativ. Dies wird mit höchster Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass in diesem Segment die Passagierzahlen schon Ende Juli 2016 ins Negative wandern.

Die Vielzahl der über den Flugplatz Hahn abgewickelten US-Truppentransporte schlug mit einer Steigerung der Transitpassagiere um 9.051 bzw. 24,69 % zu Buche. 36.660 im ersten Halbjahr 2016 stehen 45.711 im ersten Halbjahr 2016 gegenüber.

Hahn verliert weiter Marktanteile

Im Juni 2016 wurden an den Berliner Flughäfen erstmals mehr Lokalfracht als am Flugplatz Hahn abgefertigt. 4.117 to in Berlin stehen nur 3.633 to am Flugplatz Hahn gegenüber. Nur die - wertlose - zwischengelandete US-Militärfracht lässt den Hahn in der Gesamttonnage noch vorne liegen.
Auch die Flughäfen Hamburg und Stuttgart haben im Juni kräftig beim Lokalaufkommen zugelegt. Es kann auch hier nur eine Frage der Zeit sein, bis auch diese Flughäfen den Hahn bei der Lokalfracht überholen. Nach unserer Ansicht zeigt sich in diesem Trend die zunehmende Bedeutung der Beifracht in Passagiermaschinen, ein Marktsegment, das es am Hahn überhaupt nicht gibt.

Wie viele Passagiere brachten die angekündigten Zubringerflüge für Kreuzfahrtreisen im ersten Halbjahr? Was wurde aus dem angekündigten Ausbau der Strecken und den Wachstumsplänen von WizzAir? Bringt die Kooperation mit Alltours und SunExpress den erwarteten Erfolg?

Angesichts der seit Beginn des Sommerflugplans stark zurückgehenden Passagierzahlen ist es an der Zeit, einen Blick auf die Ankündigungen des Flughafenmanagements bezüglich der Passagierentwicklung 2016 zu werfen und die Ankündigungen mit der Realität zu vergleichen.

Im März 2016 wurde folgendes gemeldet:
"So sind für diesen Sommer 25 Zubringer-Flüge eines großen Kreuzfahrtunternehmens am Hahn gebucht. Von Mai bis Oktober ist jede Woche ein Flug ab Frankfurt-Hahn geplant - ein gutes Zusatzgeschäft für den Airport, der im vergangenen Jahr knapp 2,7 Millionen Fluggäste gezählt hat."

In einem Artikel vom 16.03.2016 wird der neue Vertriebsleiter John Kohlsaat wie folgt zitiert:
Der Vertriebsleiter des Airports sieht weiteres Wachstumspotenzial in einer verstärkten Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern. Erste Erfolge konnten dabei schon verbucht werden. So bietet der Reiseveranstalter Alltours in Kooperation mit den Fluggesellschaften Ryanair und SunExpress erstmals Pauschalangebote ab dem Flughafen Frankfurt-Hahn an. Pauschalreisen ab Hahn können in jedem Reisebüro gebucht werden, das mit Alltours kooperiert. "In diesen Sommerferien wird sich am Standort einiges bewegen", resümiert Kohlsaat, der sich darauf aber nicht ausruhen wird: "Als zentral gelegener und günstiger Flughafen sind wir in Rheinland-Pfalz und dem Rhein-Main-Gebiet für Touristik-Unternehmen ein interessanter Partner", sagt der Manager.

In einem Pressebericht am 30.11.2015 wurde gemeldet:
Wizz Air: Weitere Wachstumspläne in Frankfurt-Hahn
Die Niedrigpreis-Fluggesellschaft Wizz Air hat in den letzten beiden Jahren ihre Passagierzahl am Flughafen Frankfurt-Hahn verdoppelt und plant bereits weitere Kapazitätszuwächse.
"Die Entwicklung der Fluggesellschaft Wizz Air bei uns am Hahn zeigt, dass der Standort noch Wachstumspotenzial hat", sagte Flughafen-Geschäftsführer Markus Bunk. "Für uns ist die Entwicklung der Airline am Hahn damit ein internationales Aushängeschild." Kapazitäten für den Ausbau des Passagiergeschäfts seien vorhanden. "Für 2016 ist daher geplant, unsere Vertriebsaktivitäten in diesem Bereich noch einmal zu verstärken", kündigte Bunk an.

Resümee

Nach unseren Informationen hat WizzAir 2016 keine neue Strecke am Hahn eröffnet und auch die Anzahl ihrer Flüge im Sommerflugplan nicht erhöht. Ob die angekündigten Zubringerflüge für Kreuzfahrtreisen überhaupt stattgefunden haben, ist weiterhin unbekannt. Merkwürdig ist aber auf jeden Fall, dass es hierzu noch keine Sondermeldung seitens des Flughafenmanagements gegeben hat. Sun Express fliegt nach unseren neuesten Informationen während der Sommerferien mit äußerst ungünstigen Flugzeiten lediglich 4-mal die Strecke Hahn-Izmir. Ryanair hat die Anzahl ihrer Flugziele und darüber hinaus auch auf einigen Strecken die Anzahl der Frequenzen deutlich nach unten angepasst.