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Ryanair durch Subventionen beflügelt?
Die EU soll die Passagierentgelte genau überprüfen.

Köln - Der Erfolg von Ryanair wird zum Politikum: Die EU-Kommission prüft, ob der irische Billigflieger am belgischen Flughafen Charleroi in den Genuss unerlaubter Beihilfen gekommen ist. Denselben Vorwurf erhebt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrt-Unternehmen (ADL): Sie hat eine Untersuchung durch die EU gefordert, ob Ryanair am Flughafen Frankfurt-Hahn wettbewerbswidrig subventioniert wird. "Ryanair entrichtet pro Fluggast 4,35 Euro Passagierentgelt. Damit kann der Flughafen Hahn unmöglich seine Kosten decken. Bei einem Flughafen vergleichbarer Größe und Ausstattung - beispielsweise Paderborn-Lippstadt - müssen Fluggesellschaften 18 bis 20 Euro zahlen", sagt ADL-Geschäftsführer Detlef Winter. Eine Landegebühr werde von der Billigfluglinie genauso wenig erhoben wie Gebühren für die Abfertigung, obwohl Ryanair diese Dienstleistung des Flughafens in Anspruch nehme.

Die Differenz müssten wohl die Gesellschafter aufbringen, vermutet die ADL - also der Frankfurter Flughafen, der sich mehrheitlich in Besitz der öffentlichen Hand befindet. Im Klartext: Der Staat subventioniert Ryanair.

Sollten die Eingaben Erfolg haben und die EU-Kommission feststellen, dass Ryanair wettbewerbswidrig unerlaubte Beihilfen kassiert, droht dem Unternehmen die Rückzahlung der entsprechenden Beträge. Winter: "Allein für den Flughafen Frankfurt-Hahn könnte dies eine Summe von zehn Millionen Euro pro Jahr ausmachen."

Ob es dazu kommt, wird in der Branche unterschiedlich beurteilt. Während Beraterfirmen es nicht für sehr wahrscheinlich halten, dass Ryanair zur Kasse gebeten wird, ist Winter optimistisch. "Die Stellungnahme der EU zum Fall Charleroi ist eindeutig." Mit einer Entscheidung sei in den nächsten Wochen zu rechnen.

Ryanair hat die Vorwürfe zurück- gewiesen. Die Untersuchung sei vielmehr ein weiterer Beleg dafür, dass Monopolisten mit bewährter Strategie gefährliche Konkurrenten aus dem Weg zu räumen versucht: "If you can't beat them, then sue them." - Wenn du sie nicht übertrumpfen kannst, verklag sie.
Unbill dieser Art könnte der Billigfluglinie allerdings noch häufiger drohen. Winter hat gleich mehrere Flughäfen im Visier: In Lübeck, Friedrichshafen, Berlin-Schönefeld und Gerona (Nordspanien) soll Ryanair ebenfalls unerlaubte Zuschüsse bekommen. (luf)

Originalbericht

(Kölner Stadtanzeiger vom 16.04.2003)

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