Halb so viel Überheblichkeit hätte vielleicht auch gereicht!

Zurück zur Übersicht

Welten

von Jürgen Sussenberger

Da lachen ja die Hühner: Der Hahn soll ein Frankfurter sein! Das behaupten jedenfalls die Irren, äh Iren, von der frechen Fluggesellschaft Ryanair. Sie wollen weiterhin damit werben, dass ihre Flieger, die vom ehemaligen Militärflughafen Hahn mitten im Hunsrück abheben, damit im Grunde genommen von "Frankfurt" starten. Da könnte genau so mit Fug und Recht behauptet werden, Koblenz, Siegen, Bottrop oder Lüttich gehörten zu Köln.

Klar, dass der Ryanair-Konkurrent Lufthansa die Werbeaussage "Frankfurt-Hahn" aus geschäftspolitischen Gründen ablehnt und wohl auch das eingeschaltete Gericht in diese Richtung neigt. Doch es geht um mehr. Frankfurt und Hahn - da liegen nicht nur locker 100 Straßenkilometer dazwischen, sondern ganze Welten.

Die Hunsrücker, dieses an jahrhundertelange Entbehrung gewöhnte Völkchen, zu Bewohnern der Geld-Hauptstadt umfunktionieren zu wollen, ist purer Wirtschafts-Imperialismus. Im finster-kalten Mittelgebirge, wo einst mordend und sengend der Räuberhauptmann Schinderhannes sein Unwesen trieb, wo die Einheimischen ihre "Krummbeeren" (Kartoffeln) der steinigen Scholle entreißen müssen, da hat ein Hunsrücker mit einem Frankfurter so viel zu tun, wie ein abgenagter Knochen mit einem Schoppen Äppelwoi. 

Auch in unserem globalisierten Dorf dürfen nicht alle Grenzen willkürlich eingerissen werden. Das muss der irische Streit-Hahn Ryanair wohl noch begreifen. 

Originalbericht im Kölner Stadtanzeiger

(Kölner Stadtanzeiger vom 06.03.2002)

www.counter-kostenlos.net