Pilotenvereinigung Cockpit: Hahn ist zu weit von der Region Frankfurt entfernt - Ausbau von Hahn keine Alternative

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Cockpit schlägt Bau eines zweiten Flughafens vor

"Rhein-Main ist schon in 15 Jahren wieder zu klein"

Von Wolfgang Schubert
Auch der Bau einer vierten Bahn wird das Kapazitätsproblem des Frankfurter Flughafens nicht lösen. Schon fünf bis sieben Jahre nach dem für 2006 geplanten Ausbau wird es auf dem Airport nach Einschätzung der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) wieder zu eng sein. Die VC fordert deshalb den Bau eines völlig neuen Großflughafens "Frankfurt 2". Ein idealer Standort wäre nach Meinung der Experten die Wetterau.

"Wir können nicht so tun, als sei das Kapazitätsproblem in Frankfurt gelöst, wenn wir eine zusätzliche Landebahn im Norden oder eine vierte Runway im Süden bekommen", sagt Georg Fongern. Fongern ist Pressesprecher der Vereinigung Cockpit, Lufthansakapitän auf einem Airbus A 340, vertrat die VC in der Mediationsrunde und begleitet die Ausbaudiskussion nun auch im Regionalen Dialogforum.

Der VC-Sprecher wirft der Politik und der Flughafen AG vor, "die Frage bewusst auszuklammern, was in 15 Jahren sein wird". Wenn die FAG-Manager oder Hessens Ministerpräsident Roland Koch "eine ehrliche Antwort" geben würden, müssten sie sagen, "dass wir dann vor den selben Schwierigkeiten stehen wie heute", sagt Fongern. Angesichts der enormen Zuwachsraten im Luftverkehr ließe sich unschwer voraussagen, "dass der Flughafen spätestens fünf bis sieben Jahre nach der Inbetriebnahme der vierten Bahn wieder an seiner Kapazitätsgrenze angelangt sein wird und dann die nächst Bahn erforderlich wäre".

Zwar wäre nach Meinung der Vereinigung Cockpit auf dem Flughafengelände sogar noch Platz für eine fünfte Piste, doch dann bliebe kein Raum mehr für Abstellpositionen, Rollwege oder die Flugzeug-Wartung. "Wir würden die gesamte Bodenlogistik nicht mehr in den Griff bekommen", sagt Fongern und sieht angesichts einer jährlich um rund fünf Prozent steigenden Zahl von Flugbewegungen für den Airport zwischen den Autobahnen A 3 und A 5 "keine Zukunft mehr".

Deshalb müssten "alle Verantwortlichen, die Flughafen AG ebenso wie die Parteien des hessischen Landtags, "bereits heute die Diskussion beginnen, was in 20 Jahren sein wird". Da "FRA" nicht weiter wachsen könne, der Wohlstand der Region aber von ihrem Anschluss an den Weltluftverkehr abhängig sei, könne die Lösung nur ein "zweiter Großflughafen" sein. Der dürfe "nicht weiter als 50 bis 70 Kilometer vom heutigen Standort entfernt liegen, müsste vier unabhängig voneinander zu betreibende Bahnen haben, "wenn der heutige Flughafen geschlossen würde" oder könnte mit zwei Pisten auskommen, "wenn Rhein-Main weiter benutzt würde".

Der Ausbau des Flughafens Hahn wäre für Fongern keine Alternative, "weil der zu weit von der Region entfernt liegt". Auch der derzeitige US-Militärflughafen in Wiesbaden-Erbenheim scheide aus, da dort nur eine einzige Bahn vorhanden ist und Starts und Landungen über dicht besiedeltes Gebiet führen würden.

"Wir brauchen eine Fläche, die relativ dünn besiedelt ist", meint der VC-Sprecher und sieht zwei Standort-Möglichkeiten: Die Wetterau nördlich von Frankfurt sowie die Gegend rings um Alzey in Rheinland-Pfalz. Sicherlich, sagt Fongern, "wird es auch dort zunächst einen Aufschrei geben". Politik und Flughafenbetreiber könnten bei einer weitsichtigen Flughafenpolitik die Auswirkungen jedoch abmildern. Fongern kann sich vorstellen, "dass man sehr früh beginnt, Häuser und Grundstücke aufzukaufen, die im Einzugsbereich eines künftigen Flughafens "Frankfurt 2" lägen. Der Flughafen Amsterdam etwa habe ein solches Immobilienmanagement erfolgreich praktiziert.

Cockpit hält es für erforderlich, "frühzeitig einen Standort für Frankfurt 2zu benennen" und appelliert an die Politik, "auch mal über den nächsten Wahltermin hinauszudenken". Es sei schade, sagt Fongern, "dass das strategische Denken in der Politik abhanden gekommen ist".

(Frankfurter Rundschau vom 27.12.2000)

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