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Ryanair nötigt die Steuerzahler

Henrik Spiess

Michael O Leary hat die Hoffnung fahren lassen. Der Chef der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair rechnet nicht mehr damit, dass er bei einem EU-Prüfverfahren wegen unerlaubter Subventionen am belgischen Flughafen Charleroi ungestraft davon kommt.

Das ist richtig so. Denn O Learys Geheimvertrag mit dem Flughafen war dreist. Darin wird Ryanair nicht nur zugestanden, Charleroi für einen Bruchteil der üblichen Lande- und Abfertigungsgebühren zu nutzen. Der Flughafen übernimmt auch die Kosten für Hotelübernachtungen der Ryanair-Crews, für die Ausbildung von Piloten und Stewardessen und für die Werbungskosten der Fluglinie in und um Charleroi - insgesamt mehrere Millionen Euro.

Im Grunde zahlt Ryanair also nicht für die Nutzung des Flughafens, sondern bekommt sogar noch Geld dafür. Das ist ein klarer Nachteil für andere Fluglinien, die in der Region landen und nicht subventioniert werden. Diese Wettbewerbsverzerrung wird auch noch mit Steuergeldern finanziert, denn der Flughafen gehört der belgischen Provinz Wallonien. Das bedeutet auch, dass Ryanair-Tickets in Wahrheit gar nicht so billig sind, wie die Fluglinie sie immer anpreist. Vielmehr werden alle Steuerzahler genötigt, die Tickets mitzubezahlen - ob sie nun mit Ryanair fliegen oder nicht. Das Interesse des Flughafens, solche Mauscheleien mitzumachen, resultiert aus den Jobs, die durch mehr Flugverkehr in der Region entstehen.

Es passt zu O Learys populistischem Stil, dass er sich weiterhin als Anwalt des armen Fluggastes darstellt. Er rief die EU auf, sich für Wettbewerb und für günstige Flugtarife für die Verbraucher zu entscheiden. Das Gegenteil ist richtig: Wenn sich die EU für Wettbewerb entscheiden will, dann muss diese Entscheidung gegen Ryanair fallen.

Würden die Subventionen verboten, stünde das ganze Ryanair-System auf der Kippe. Denn die Fluglinie hat vermutlich weitere Flughäfen zu ähnlichen Verträgen genötigt wie Charleroi. Ryanair muss dann beweisen, dass es auch ohne Subventionen von Rekord zu Rekord fliegen kann.

(Berliner Zeitung vom 13.11.2003)

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