"In ganz Deutschland gibt es kein Konversionsprojekt, das so gelungen ist wie der Hahn". So der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Dr. Manfred Schölch.
Dem läßt sich entgegenhalten:
"Je markiger die Worte, desto größer die Verluste!"
Diese alte Binsenwahrheit trifft in vortrefflicher Art und Weise auf die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und ihre diversen Vorgängerfirmen zu.
Tatsächlich hat der Flugplatz Hahn seit Aufnahme des Flugbetriebes nur Verluste erwirtschaftet.
In den Jahren 1995 und 1996 betrugen die Verluste beim Flughafenbetreiber "nur" ca. 5,5 Millionen DM jährlich:
"Zur Verlustabdeckung gewährte das Land in den Jahren 1995 und 1996 Darlehen von insgesamt 11,38 Mio. DM = 5,82 Mio €".)
(Prüfbericht Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz)
Seit dem Einstieg der Fraport AG im Jahr 1997 und erst recht seit der Aufnahme des Flugbetriebes durch Ryanair im Jahr 1999 haben die Betriebsverluste drastisch zugenommen.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der Verluste auf die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und ihre Vorgängerfirmen.
Insgesamt haben diese Unternehmen in den Jahren 1997 bis 2004 Verluste in Höhe von mindestens 103.786.582,66 € erwirtschaftet.
Verluste der Betreibergesellschaften des Flugplatzes Hahn in den Jahren 1997 - 2004 |
||||
Jahr |
HUH KG |
Flughafen Hahn GmbH |
Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH |
Gesamt |
1997 |
5.934.952,00 |
5.934.952,00 |
||
1998 |
6.606.508,00 |
6.606.508,00 |
||
1999 |
2.542.143,23 |
10.705.543,67 |
13.247.686,90 |
|
2000 |
1.800.236,44 |
7.091.356,77 |
1.125.842,44 |
10.017.435,65 |
2001 |
13.355.347,41 |
13.355.347,41 |
||
2002 |
19.993.895,13 |
19.993.895,13 |
||
2003 |
17.832.868,36 |
17.832.868,36 |
||
2004 |
16.797.889,28 |
16.797.889,28 |
||
Gesamt |
4.342.379,60 |
30.338.360,44 |
69.105.842,62 |
103.786.582,66 |
Noch höhere Verluste für ihre Beteiligung am Flugplatz Hahn weisen die Geschäftsberichte der Frankfurter Fraport AG aus.
Für 2002 ist hier sogar ein Verlust von 20,4 Mio €, für 2003 ein Verlust von 18,2 Mio € ausgewiesen.
Außerdem findet sich im Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2004 folgende Anmerkung:
"Bei einer derzeit noch nicht abgeschlossenen steuerlichen Außenprüfung ergaben sich aufgrund von Feststellungen des Betriebsprüfers im Jahr 2005 Umsatzsteuernachzahlungen in Höhe von 2,2 Mio €.
Aufgrund des bestehenden umsatzsteuerlichen Organschaftsverhältnisses zur Fraport AG und des vorhandenen Unternehmensvertrages ist beim Organträger Fraport AG das Risiko im Jahresabschluss berücksichtigt und die Zahlung zwischenzeitlich bereits geleistet".
Parallel zu den gestiegenen Verlusten der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH sind die Fluggastzahlen von 26.967 Passagiere in 1998 über 140.706 Passagiere in 1999 auf 2.751.585 Passagiere in 2004 stetig gestiegen.
Es stellt sich die Frage, warum trotz dieser Entwicklung der Passagierzahlen die Verluste der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH so dramatisch zugenommen haben. Genau das Gegenteil hätte die Folge sein müssen.
Gewinn- und Verlustrechnung der Betreibergesellschaften des Flugplatzes Hahn in den Jahren 1999 - 2004 |
||||||
1999 |
2000 |
2001 |
2002 |
2003 |
2004 |
|
Umsatzerlöse |
9.905.680 | 11.364.088 | 10.077.609 | 14.908.112 | 22.574.219 | 29.564.184 |
Andere aktivierte Eigenleistungen | 4.004 | 93.528 | 84.437 | |||
Sonstige betriebliche Erträge | 6.515.848 | 6.603.551 | 7.767.307 | 5.514.634 | 3.593.341 | 2.954.914 |
Summe Erträge | 16.421.528 | 17.967.639 | 17.848.920 | 20.422.746 | 26.261.088 | 32.603.534 |
Materialaufwand | -7.792.921 | - 7.436.685 | - 7.092.395 | - 10.211.132 | - 12.560.462 | - 14.601.171 |
Personalaufwand | - 4.832.804 | - 6.828.732 | - 9.185.123 | - 9.672.367 | - 10.734.617 | - 11.217.209 |
Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen | - 10.295.082 | - 3.272.303 | - 5.325.627 | - 5.423.833 | - 6.045.387 | - 7.699.331 |
Sonstige betriebliche Aufwendungen | - 3.140.209 | - 6.089.371 | - 5.692.808 | - 11.434.307 | - 10.521.273 | - 11.454.363 |
Abschreibungen auf Finanzanlagen | - 250.846 | |||||
Finanzergebnis | - 1.006.419 | - 1.420.023 | - 2.896.640 | - 3.013.421 | - 4.006.573 | - 4.105.528 |
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit | - 10.645.907 | - 7.079.475 | - 12.343.673 | - 19.583.160 | - 17.607.224 | - 16.474.068 |
Außerordentliche Aufwendungen | - 431.542 | - 205.999 | - 10.463 | |||
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag | - 5.740 | 4.275 | - 681 | |||
Sonstige Steuern | - 53.896 | - 76.070 | - 577.925 | - 207.054 | - 215.179 | - 323.821 |
Erträge aus Verlustübernahme | 10.705.543 | 7.091.357 | 13.355.347 | 19.993.895 | 17.832.868 | 16.797.889 |
Gewinn/Verlust bei Flughafen Hahn GmbH | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
+ Verluste bei HUH KG | 2.542.143 | |||||
+ Verluste bei FFH GmbH | 1.800.236 | 1.125.842 | ||||
Gesamtverlust | 13.247.686 | 10.017.435 | 13.355.347 | 19.993.895 | 17.832.868 | 16.797.889 |
Die Gewinn- und Verlustrechnungen weisen einige Auffälligkeiten auf.
Zunächst ist festzustellen, dass trotz stark gestiegener Umsatzzahlen erstmalig in 2004 der Umsatz zur Deckung des Material- und Personalaufwandes ausreicht.
Die Zinsen und die insbesondere von 2003 auf 2004 extrem gestiegenen Abschreibungen sind eine schwere Hypothek für die Zukunft.
Angesichts der zu erwartenden weiterhin hohen jährlichen Verluste bei gleichzeitig weiterhin hohen Investitionen ist kaum damit zu rechnen, dass die Abschreibungen nachhaltig sinken und/oder die Aufwendungen für Zinsen sinken.
Auffällig an der Gewinn- und Verlustrechnung ist außerdem der Posten "Sonstige Erträge", der sich kontinuierlich nach unten bewegt. In den Erläuterungen im Anhang findet sich folgende Erklärung zu diesem Posten: "Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten insbesondere Erträge aus der Auflösung des Sonderpostens für Investitionszuschüsse, Kostenweiterbelastungen und Zuschüsse zu den Personalkosten der Flugsicherung ...". Das riecht alles nach "Subventionen" durch das Land Rheinland-Pfalz, so dass wir ohne große Gewissensbisse davon ausgehen, dass ohne die Zuschüsse, Erstattungen und Weiterbelastungen das negative Betriebsergebnis des Flugplatz im Zeitraum 1997 - 2004 noch weitaus höher als in den Jahresabschlüssen gezeigt ist.
Diese Auffassung wird bestätigt durch die Beteiligungsberichte des Landes Rheinland-Pfalz 1999 und 2001.
Besonders auffällig sind Jahr für Jahr die "Sonstigen betriebliche Aufwendungen".
Sonstige betriebliche Aufwendungen und Fluggastzahlen |
||||
Jahr |
Sonstige betriebliche Aufwendungen |
Fluggastzahl |
||
1999 |
3.140.208,78 |
140.706 |
||
2000 |
6.089.371,19 |
380.284 |
||
2001 |
5.692.808,36 |
447.142 |
||
2002 |
11.434.306,92 | 1.457.257 |
||
2003 |
10.521.273,22 |
2.431.783 |
||
2004 |
11.454.363,26 |
2.751.585 |
Im April 1999 hat Ryanair den Flugbetrieb am Flugplatz Hahn aufgenommen. Zunächst mit einer täglichen Verbindung nach London-Stansted. Der Flugbetrieb wurde nach und nach um zwei weitere tägliche Flüge nach London-Stansted und tägliche Flüge nach Glasgow-Prestwick und Shannon erweitert. Am 22. November 2001 schloß Ryanair mit der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH einen Vertrag über den Aufbau ihrer ersten deutschen Basis. Diese Pläne wurde am 14. Februar 2002 realisiert.
Es liegt daher die Vermutung nahe, dass die "Sonstigen Betrieblichen Aufwendungen" in Verbindung mit der Ansiedlung von Ryanair zu tun haben.
Der Verdacht, dass die stark gestiegenen "Sonstigen Betrieblichen Aufwendungen" hauptsächlich durch Ryanair verursacht sind, bestätigt sich durch verschiedene Aussagen in den Erläuterungen zur Gewinn- und Verlustrechnung. So heißt es im Geschäftsbericht für das Jahr 2002: " Die Sonstigen betrieblichen Aufwendungen beinhalten insbesondere Kosten für "Marketing Support" Ryanair Ltd." In den Geschäftsberichten 2003 und 2004 heißt es gleichfalls: "Die betrieblichen Aufwendungen beinhalten insbesondere Kosten für Marketing Support", bzw. "insbesondere Kosten für Marketing Maßnahmen.
Demzufolge resultiert ein Großteil der Betriebsverluste des Flughafens Frankfurt-Hahn aus dem "Marketing Support" für Ryanair.
Aus wirtschaftlichen Erwägungen ist ein Unternehmen wie die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH nicht mehr tragbar. Seit nunmehr 13 Jahren werden Jahr für Jahr hohe Verluste erwirtschaftet. Diese lassen sich nicht mehr als Anlaufverluste rechtfertigen. Die Schonzeit ist vorbei.
Wenn es der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH schon während des "Billigflieger-Booms" und der vorübergehenden Marktführerschaft nicht gelungen ist, schwarze Zahlen zu schreiben, was soll denn erst in den nächsten Jahren werden.
Die Konkurrenz wird immer größer, die Durchschnittserträge immer geringer und Mr. O`Leary, Geschäftsführer von Ryanair, wird wohl kaum bereit sein, ein Füllhorn von Gebühren über den Flugplatz Hahn aus zu schütten.